Metz - Atlas vending

Sub Pop / Cargo
VÖ: 09.10.2020
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Bloß nicht nerven

Menschen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Oder einer würdevollen Existenz. Bürokoller? Seelische Umnachtung im Sonnenschein? Oder spricht aus den Metz-Artworks die bleierne Erkenntnis, dass die Kanadier zuweilen Mühe hatten, sich inmitten der verkrusteten Lärm-Bömbchen von No Age oder des Geschredders der Labelkollegen Pissed Jeans und So Pitted ein Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten? Das Trio bleibt jedenfalls standhaft, wenn es darum geht, seine Vision von zahnschmelzsprengendem, Punk-beseeltem Noise-Rock durchzudrücken und – eigenartiger Begriff in diesem Zusammenhang – zu verfeinern. Bereits der von Big-Black-Veteran Steve Albini betreute 2017er-Longplayer "Strange peace" enthielt Ansätze von Harmonie, "Atlas vending" variiert und erweitert Metz' Sound erneut. Das wird jetzt ein bisschen weh tun? Ja, auch.

Diesmal sorgt Produzent Ben Greenberg dafür, dass der Geräuschpegel analog zum Bösewerk "Shame" von seiner Zweitband Uniform nicht wesentlich unter ohrenbetäubend sinkt. Auch dieses Album krallt sich nämlich an den letzten Fransen des Wohlklangs fest wie die Hände auf dem Cover – und sieht gar nicht ein, warum trotz Krach kein Platz für Hymnen sein sollte. Zugegeben: Meistens handelt es sich gefühlt um solche für Kreischsäge und Schleifhexe, wie sie die hyperaktive Vorabsingle "Blind youth industrial park" samt desorientiertem Background-Chor ausspuckt. Zuvor hatte sich "Pulse" zum Auftakt noch mühsam an rohen Schlägen und rotierendem Chaos aufgerappelt, um schließlich in sechssaitigem Inferno zu verglühen. Woanders würde zu diesem Zeitpunkt schon alles in Schutt und Asche liegen, Metz jedoch fangen jetzt erst richtig an.

Und räumen gehörig auf mit der landläufigen Meinung, praktisch pausenlos auf die Tube drückender Ascheimer-Rock aus dem Power-Trio-Schwitzkasten habe lediglich eine kurze Halbwertszeit. Wenn Hayden Menzies bei "The mirror" sein Schlagzeug mitten im Studio grobschlächtig zertrümmert, genügt Frontmann Alex Edkins ein wie mit dem Lötkolben gezogenes Riff, um die ausweglose Groove-Schlaufe zu perfektionieren – ein sehniger Schmorbraten von einem Killer-Song, wiewohl hartes Brot voll dissonanter Ballaststoffe. Und doch zeigt dieses fantastische Stück Tumult, dass es Metz längst nicht mehr ausreicht, sich mit stoischem weißem Rauschen durch ihre Platten zu fräsen. Stattdessen treibt "Hail taxi" die Leads zur Weißglut, versengt dem alten Affen Grunge unrettbar die Zottelfrisur und findet's auch noch gut. Siehe oben: Hymne.

Vorbei sind also die Zeiten, in denen bei Metz nach durchschnittlich drei Minuten alles gesagt war – speckige Ausnahmen wie der aufgeräumte Kurztrip "No ceiling" oder "Parasite" inklusive Sonic-Youth-Gedengel im Hintergrund sind dennoch gern genommen. Das hypnotische Gebrodel von "Framed by the comet's tail" kreist zunächst um ein einziges beklemmendes Ostinato, wächst dann aber zu einem so unflätigen wie länglichen Gitarrensturm heran. Ein hervorragender Aufgalopp für das zentrale Stück, obwohl es erst ganz zum Schluss kommt: "A boat to drown in", ein satt auftrumpfender Rock-Batzen, aus sich dem nach der Hälfte krautige Monotonie mit industriellen Stromschlägen herausschält, bis dieses mächtige Album einen endgültig verschluckt hat. "Atlas vending" ist Metz' bisher bestes – und jeden Nervenzusammenbruch wert.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The mirror
  • Hail taxi
  • Framed by the comet's tail
  • A boat to drown in

Tracklist

  1. Pulse
  2. Blind youth industrial park
  3. The mirror
  4. No ceiling
  5. Hail taxi
  6. Draw us in
  7. Sugar pill
  8. Framed by the comet's tail
  9. Parasite
  10. A boat to drown in
Gesamtspielzeit: 40:19 min

Im Forum kommentieren

Donny-

2020-10-10 14:57:56

... nach drei erquickenden Durchgängen bei 7/10. Mit "Frame by the comet´s tail" ist derweil der vielleicht stärkste/eindrucksvollste METZ-Song am Start!

wilson

2020-10-08 20:59:03

geil wie immer...auf die jungs ist verlass!...in sachen aktueller (aber doch auch irgendwie oldschooliger) noiserock eine referenzband!...wäre schön wenn hier auch noch die aktuellen platten von exhalants, blacklisters und help gefeatured würden...die schlagen nämlich stilistisch und qualitativ in die selbe kerbe.

Armin

2020-10-07 20:27:51- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2020-09-22 17:58:32- Newsbeitrag

METZ

Kanadier teilen neues Video zur dritten Single „Blind Youth Industrial Park“ |

Kommendes Album „Atlas Vending“ erscheint am 9. Oktober 2020 bei Sub Pop |



Das atemberaubende neue METZ-Video zu „Blind Youth Industrial Park“, dem neuesten Track von „Atlas Vending“, vom bald erscheinendem neuen Album der Band, ist jetzt online. Das wunderschön dystopische Video zeigt eine Frau, die einen verletzten Begleiter auf einer Bahre durch eine fremde Landschaft schleppt, während das Paar von einem Trupp bewaffneter Soldaten verfolgt wird. Es bildet einen scharfen Kontrast zu dem Lied, das eine Ode an die Naivität der Jugend und die Freiheit ist, sich von der Welt um einen herum zu entlasten.

Gedreht wurde „Blind Youth Industrial Park“ in Queenstown auf der neuseeländischen Südinsel unter der Regie von Dylan Pharazyn. Hier spricht Pharazyn über seine Inspiration für das Video: „I started thinking of the feeling of war or samurai films, beautiful but dark and violent… but then I had this idea to work up a more unique world… I started to think of a more futuristic setting — more unusual and dream-like with the story set on a distant planet where there is future technology and some kind of alien magic… like a futuristic fable. I loved the idea of the hero Ayeth on this nomadic walk through an epic landscape… I loved the strength in her and the pairing of her with a wounded companion, something really human and vulnerable… I wanted that emotive warmth countering the cold military images.”

Die Band, die für ihre unvergleichlichen, energiegeladenen Liveshows und ihre unerbittliche Tournee-Tätigkeit bekannt ist, hat mit dem Verlust der Live-Musik in diesem Jahr eine große Leere gespürt. In der Hoffnung, etwas von diesem unnachahmlichen Geist und dieser Verbindung einzufangen, kündigen METZ heute auch an, dass sie „Atlas Vending" in seiner Gesamtheit live aus dem Opernhaus in Toronto aufführen werden. Diese Live-Streams werden in Nord- und Südamerika am 15. Oktober um 18.00 Uhr PT / 21.00 Uhr ET und am 17. Oktober um 20.00 Uhr BST und AEST / 21.00 Uhr MESZ für Fans in Großbritannien, Europa, Australien, Neuseeland und Asien ausgestrahlt. Frontmann Alex Edkins teilt mit: „Something that is intrinsic to who we are as people has been taken away. We want, so badly, to find that feeling again, to forget the world for a moment, and share a brand new album that we love very much (plus some oldies) with you. To all the people of the world who have come to our shows to dance, sweat, and scream, we hope you can join us once again with this show.”

Karten und Karten-Bundles mit LPs und Merch für diese Shows bekommt ihr hier

„Atlas Vending“, das dynamischste, und fesselndste Werk ihrer Karriere, wird am 9. Oktober 2020 veröffentlicht. Durch die Mitarbeit des Koproduzenten Ben Greenberg (UNIFORM) und die Ingenieurs- und Mixing-Fähigkeiten von Seth Manchester (DAUGHTERS, LINGUA IGNOTA, THE BODY) im Studio „Machines with Magnets“ in Pawtucket, Rhode Island, klingt „Atlas Vending“, in voller Länge massiv, wortgewandt und aufrichtig!

Armin

2020-08-18 20:02:21- Newsbeitrag



Heute präsentieren METZ das Video zur zweiten Single von „Atlas Vending“, „Hail Taxi“. Wenn es die aktuelle Mission von METZ ist, die unvermeidlichen Kämpfe des Erwachsenseins widerzuspiegeln, dann haben sie es erfolgreich geschafft, die konfliktreiche Beziehung zwischen Rebellion und Ausgelassenheit mit der Taktik des Liedes anzuzapfen, ihren charakteristischen Bombast mit hymnischen melodischen Auflösungen zu kompensieren.

„Hail Taxi is about looking back. The lyrics deal with the idea of reconciling or coming to terms with who you were and who you've become,” teilt uns Frontmann Alex Edkins mit. Das atemberaubende Video unter der Regie von A.F. Cortes vertieft diese Themen und fängt gekonnt die gleiche Intensität ein wie die abwechselnd brutalen Strophen und betörenden Refrains von Hail Taxi.

Über das Video sagt Cortes: „I wanted to tell a simple story that captures the song’s overarching theme. The idea of longing for the past creates many visual motifs and I wanted to create a piece that feels timeless and conveys a sense of isolation, highlighting that while we can hide our feelings, we can’t run from them.”

„Atlas Vending“, das dynamischste, und fesselndste Werk ihrer Karriere, wird am 9. Oktober 2020 veröffentlicht. Durch die Mitarbeit des Koproduzenten Ben Greenberg (UNIFORM) und die Ingenieurs- und Mixing-Fähigkeiten von Seth Manchester (DAUGHTERS, LINGUA IGNOTA, THE BODY) im Studio „Machines with Magnets“ in Pawtucket, Rhode Island, klingt „Atlas Vending“, in voller Länge massiv, wortgewandt und aufrichtig!

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