Archive - Versions

Dangervisit / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 28.08.2020
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Verschlimmbessert

Zum 25-jährigen Jubiläum gab es von Archive ein großes Geschenk in Form einer umfangreichen Zusammenstellung des bisherigen Schaffens, nun folgt der Nachschlag: "Versions" versammelt zehn Neuaufnahmen altbekannter Songs des Kollektivs. Was haben die Briten der Musikwelt nicht schon alles gegeben! Einige Meisterwerke in ihrer mittleren Phase, dazu Stücke für die Ewigkeit wie "Again" oder "Lights", die auch hier ihren Platz finden.

Den Einstieg bestreitet nun eben jenes "Lights". Welch ein Epos dieser Song doch ist. Knapp 20 Minuten, inklusive harter Breaks und der perfekten Mischung aus Pathos und Gefühl. Die neue Version ist nun auf weniger als die Hälfte zusammengestutzt und fährt als seichte Klavierballade zwar immer noch in emotionalen Gewässern, hat sich jedoch von jeglicher (elektronischer) Epik gelöst und verliert dadurch den überragenden Drive und die überraschenden Wendungen. "Lights" ist stilistisch nicht allein: Dem Titel "Versions" könnte auch ein "Piano" vorangestellt sein, denn das Herunterbrechen auf dieses Instrument samt ruhigen, weichen und gehauchten Gesangsparts bildet die Essenz dieser Compilation. Ist "Versions" also nicht mehr als ein zweites "Unplugged"? Schlimmer sogar: Es ist weniger.

Durch die Reduzierung verlieren so einige der Vorbilder ihren Charakter und im schlechtesten Fall sogar noch mehr, wie zunächst "Bright lights", "Fuck u" und "Erase" zeigen. Archive, schon immer Kollektiv mit wechselnder Besetzung, haben diese einmal mehr ergänzt und mit Lisa Mottram eine weitere Sängerin integriert. Eben jenen drei Songs leiht sie nun ihre Stimme, die – man kann es nicht anders formulieren – leider sehr dünn ist. "Fuck u" etwa, das einen bitterbösen Text sowie im Original eine nervöse, passiv-aggressive Grundstimmung mitbringt, verkommt dank Mottrams Gesang zu einem kraftlosen, pubertär klingenden Hauchangriff. Kein Aufbäumen, keine Widerworte, nur jämmerliches Klagen.

Und "Again", der Übersong schlechthin? Spielzeit hier: 6:47 Minuten. Das Original stellte dieser Zahl ziemlich genau eine Eins voran. Gleiches Vorgehen also wie bei "Lights":als seichte Klavierballade zwar nett, aber enttäuschend, wenn man das Original in all seiner epischen Breite vor Augen beziehungsweise Ohren hat. Mit "Pills" enthält "Versions" dann doch einen positiven Ausreißer: Ein leicht stampfender, düsterer Elektrobeat im Hintergrund, der leicht an "Closer" von Nine Inch Nails erinnert, dazu die kräftige Stimme von Maria Q im Zusammenwirken mit Dave Pen und Pollard Berrier. Der Rest steht dann wieder unter Vorherrschaft des Tasteninstruments, wobei "Remains of nothing" immerhin nicht ärgerlich wirkt. Dennoch ist "Versions" unterm Strich vor allem eins: eine herbe Enttäuschung für jene, die die Originale kennen. Allen, die sie nicht kennen, wird sich hingegen kaum erschließen, wieso Archive mit Recht ein gewisser Legendenstatus zugesprochen wird.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pills

Tracklist

  1. Lights (Version)
  2. Kid corner (Version)
  3. Bright lights (Version)
  4. Fuck u (Version)
  5. Erase (Version)
  6. Again (Version)
  7. Pills (Version)
  8. Nothing else (Version)
  9. Remains of nothing (Version)
  10. End of our days (Version)
Gesamtspielzeit: 48:08 min

Im Forum kommentieren

Mr Oh so

2020-10-12 15:31:53

Naja, als Ausverkauf empfinde ich das nicht. Ist doch eigentlich ein typisches Archive-Ding, das sie gerade machen. Das in diesem Fall eben nicht so gut geworden ist.

Die Qualität der Studioalben war immer hoch. Das empfinde ich definitiv anders als Pivo. Restriction gehörte zum Stärksten, was sie gemacht haben. Das letzte Album war ein bisschen schlechter, aber immer noch klasse.

musie

2020-10-12 15:28:11

AA

Archive Ausverkauf

Pivo

2020-10-12 14:37:45

Ich habe auch mit Belustigung und Abscheu wahrgenommen, dass das völlig überflüssige "Versions" nun auch noch ein noch überflüssigeres Remix-Album bekommt. Schade Archive, ihr wart echt mal gut, aber offenbar ist inzwischen keine Kreativität mehr vorhanden, anders kann ich mir den aktuellen Auswurf nun wirklich nicht mehr erklären.
Ein Remix-Album von quasi Remixen von alten Songs.... muss man erst mal draufkommen.... *kopfschüttel

Ich habe einige Alben von Archive im Schrank stehen, aber seit "With us until you´re dead" kam nicht mehr wirklich relevantes. Der Abstiegt mündet in Versions-Remix.... Ein für mich nie für möglich gehaltener Niedergang....

….merkt man eigentlich, dass ich grade nicht so viel fressen kann wie ich kotzen könnte... :-)

Fiep

2020-10-12 14:04:53

Das kann doch nur ein witz sein, oder?

Ich mein von remixen erwarte ich nie viel, dafür nehmen sich die leute doch keine zeit wen es keine Eigenkomposition ist.

Aber wen das ansprechen soll verstehe ich nicht.

Wohl...money? Anders kann ich mir das nicht erklähren.
Wen ich das mit TKOL remixed vergleiche...

Klaus

2020-10-12 13:41:27

So sicher wäre ich mir da nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=dT4JYjOSyYk&has_verified=1

Bisschen Rummelplatz-EDM gefällig?

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