Spirit Fest - Mirage mirage
Morr / IndigoVÖ: 15.05.2020
Das tut gut
Was wäre ein Leben ohne Freunde? "Nobody is an island", heißt es ja so schön. Niemand ist eine Insel, keiner kann immer bloß allein sein. Wenn man einen Blick auf die Promo-Fotos zum dritten Album von Spirit Fest wirft oder sich das Video zu "Zenbu honto (Every thing is everything)" anschaut, dann ist es vor allen Dingen ein Gefühl, das man dabei herauszuspüren meint: Zuneigung. Da bewegen sich ein paar Personen gemeinsam durch hübsche Landschaften und spannende urbane Szenen, sie musizieren und lachen miteinander, sie mögen sich. Einfach so. Und genauso hört sich "Mirage mirage" auch an.
In Deutschland ist mit Sicherheit der The-Notwist-Mann Markus Acher die bekannteste Person im Line-Up, und seine Handschrift ist im Sound der Platte unverkennbar. Doch auch Saya und Takashi Ueno, die zusammen sonst das japanische Duo Tenniscoats bilden, haben großen Anteil an der Stimmung, die "Mirage mirage" erzeugt. Und natürlich sollten auch Mat Fowler und Cico Beck nicht unerwähnt bleiben. Das Album beginnt mit dem sanften "Yesteryears", das mit soften Gitarrenklängen und einem ab der Songhälfte behutsam hineinklimpernden Piano das Gestern ins Heute verschiebt. Das bereits erwähnte "Zenbu honto (Every thing is everything)" pflegt – teils auf Japanisch, teils in Englisch – eine holistische Betrachtungsweise der Dinge und kommt einem dann am nächsten, wenn Acher und Saya Ueno zusammen singen, während klappernde Versatzstücke dem Song seinen Rhythmus einhauchen. Das Fast-Titelstück "Mirage" inkludiert eine fröhliche Flöte und Gläserklimpern, das eigentlich sehr harmonische "Time to pray" setzt erst auf lockere Glockenspiele und bringt dann im Verlauf krachend verzerrte Bläser ein, die die Stimmung aufheizen.
"Circle love" naht im Tango-Rhythmus, Saya Ueno und Acher singen abwechselnd, während Rasseln rasseln und das Trompeten aus der Ferne den Tanz anfachen. Weniger heiter kommt "The snow falls on everyone" daher, dessen Sound immer weiter ins Chaotische abdriftet, wenn der Schneefall sich zu einem Flammeninferno entwickelt. "Honest bee" ist dafür umso freudvoller. Seine instrumentale Landschaft lässt grüne Wiesen und blühende Sonnenblumen imaginieren, wie es auch das verliebt-beschwingte "Hi ma wa ri" tut. Einen elektronischen Beat legen die Musiker unter "Swim swan song", das von allen Tracks hier am ehesten nach The Notwist klingt. Fernöstliche Klänge mischen sich dafür unter das instrumentale "Amadoi", das gen Ende seine anfängliche Leichtfüßigkeit durch orchestrale Schwere ersetzt. Apropos instrumental: Auch das großartige "Mohikone" sollte man nicht vergessen. Das Piano dosiert seinen Wehmut tröpfchenweise zwischen die klagenden Töne von Flöte und Akustischer.
Das abschließende "Saigo song" bringt noch mal auf den Punkt, was die Grundlage dieser Platte zu sein scheint. Says Ueno singt auf Japanisch vor, Acher singt nach. Freundschaft ist, wenn man die Sprache des anderen spricht. Nicht immer sind dabei Worte erforderlich, die Musik genügt als vereinendes Element. "Mirage mirage" ist ein Album voller Friede, das zufällig genau zum richtigen Zeitpunkt erscheint. Das glauben lässt, auch wenn es düster ausschaut, indem es seelische Nähe der physischen Distanz entgegensetzt. Das tut gut.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Zenbu honto (Every thing is everything)
- The snow falls on everyone
- Honest Bee
Tracklist
- Yesteryears
- Zenbu honto (Every thing is everything)
- Fish with arms
- Mirage
- Time to pray
- Circle love
- Mohikone
- The snow falls on everyone
- Starry floor
- Honest bee
- Swim swan song
- Amadoi
- Hi ma wa ri
- Saigo song
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Armin
2020-05-06 21:12:29- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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