Fritz Kalkbrenner - True colours
Nasua / BMG / WarnerVÖ: 13.03.2020
Eine Runde Kurze!
Fritz Kalkbrenner stört sich nicht an der zunehmenden Wichtigkeit von Streamingdiensten und deren Algorithmen. Er sehe die Vorteile darin, Musik zu entdecken, auf die man sonst nie gekommen wäre. Und die verringerte Aufmerksamkeitsspanne führe eben dazu, dass viele glauben, Songs sollten kürzer gehalten werden. Spurlos vorbei gehen diese Anforderungen jedoch offenbar nicht am 38-Jährigen. Nachdem das Instrumentalalbum "Drown" ein recht unkommerzieller Schritt war, verlässt sich sein sechstes Album "True colours" wieder auf die bewährte Mischung aus Stücken mit seinem Gesang und vocallosen Tracks dazwischen. Aber nicht nur das: Im Gegensatz zu "Grand départ" und dessen Vorgängern sind die Songs beim Waschen eingelaufen. Von den 13 Einträgen bleiben ganze elf unter der Fünf-Minuten-Marke, die Platte ist Kalkbrenners kürzeste bisher. Die bereits 2019 veröffentlichte, mit dem Bläsereinsatz wirklich formidabel funktionierende Single "Kings & queens" brauchte mit ihren schlanken 3:43 daher nicht mal einen Radio Edit.
Nicht, dass "True colours" ansonsten den Ansatz radikal verändert. Der Club rückt zwar deutlich mehr aus dem Fokus heraus, stattdessen hält eine Grundmelancholie Einzug, die vom regentropfenverhangenen Artwork noch unterstrichen wird. Der Sound ist etwas dichter und wärmer geworden, die Beats haben Wattepads unterm Fuß. Doch ein idyllisches, melodieseliges "One day at a time" hätte ebenso gut auf vorige Alben gepasst wie das von Streichern begleitete "Where the roads collide". "Do you miss the moments of chaos and romance?", fragt Kalkbrenner in "Daylight is falling", nur um später in "Last summer" tiefer einzusteigen: "Throwing rocks in the river / Let them sink to the ground / One for every moment together." Dagegen springt am Albumanfang nicht nur das erwähnte "Kings & queens" mit seiner Aufbruchsstimmung heraus, auch der Opener "Good things" macht deutlich, dass Kalkbrenner diesmal den kompakten und direkten Weg wählt und fällt mit der Tür und dem mitgebrachten Hit ins Haus. Wenngleich "Good things happen to bad people" kein Fazit des Frohsinns ist.
Aus der Reihe tanzt wirklich nur "A change is gonna come", mit über neun Minuten ironischerweise seine bisher längste Komposition. Die ist zwar auch solide Kost, gönnt sich einen langen Auf- und Abbau, bietet aber sonst nicht wirklich umwerfende Argumente für die doppelte Laufzeit, sondern läuft einfach angenehm vorbei. Ein besserer Abschluss ist ohnehin das wunderschöne "Just the one", das statt auf Gesang zu setzen lieber mit einem optimistischen Tuten den Sonnenaufgang feiert. "True colours" reflektiert möglicherweise eine dem Alter angemessene Sesshaftigkeit – immerhin erinnert der Titel diesmal nicht ans Reisen, sondern drängt vielmehr einen Achtziger-Ohrwurm auf – und zeigt auf, in welche Richtung Kalkbrenner sich weiterentwickeln könnte. Wohin? Man wird es sehen: über kurz oder lang.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Good things
- Kings & queens
- White plains
- Just the one (with Ben Böhmer)
Tracklist
- Good things
- Bright
- Kings & queens
- One day at a time
- Daylight is falling
- White plains
- Golden
- About face
- Last summer
- Uptown
- Where the roads collide
- A change is gonna come
- Just the one (with Ben Böhmer)
Im Forum kommentieren
Armin
2020-03-17 20:10:25- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2019-10-18 19:16:58- Newsbeitrag
…das Musikvideo von Fritz Kalkbrenner feiert jetzt um 14 Uhr Premiere:
Hier ist noch ein neuer Text zum Hintergrund des Videos:
„Im Video begleiten wir zwei junge Erwachsene. Es ist die einfache Geschichte zweier authentischer junger Menschen, die sich erst zusammenfinden müssen, um gemeinsam Mut und Kraft zu entwickeln, sich der Neugierde hinzugeben und den Ozean voller Wunder und Abenteuer zu entdecken, den man das Leben nennt.Wenn wir zusammen halten tauchen wir aus Krisen und Rückschlägen wieder auf, kommen sogar gestärkt zurück an die Oberfläche, um tief die Kraft für neue gemeinsame Herausforderungen einzuatmen. Ganz alleine können wir uns im Leben nicht über Wasser halten, werden irgendwann überschwemmt und haben dann das Gefühl völlig einsam an den eigenen Niederlagen zu ertrinken. Diese hoffnungsvolle Philosophie wird in einer traumhaften Geschichte erzählt und gibt dabei ein Sinnbild für die Essenz von Gemeinschaft - Gemeinsam sind wir stärker.“
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