
Alex Mayr - Wann fangen wir an?
Alex Mayr RecorderVÖ: 31.01.2020
Genauer betrachtet
Der erste Eindruck zählt? Von wegen. Der erste Eindruck kann so dermaßen daneben liegen, wie es nur irgendwie möglich ist. Zieht man die ersten Sekunden von Alex Mayrs Debütalbum "Wann fangen wir an?" für einen solchen zu Rate, so erwartet man ein putziges, kleines Newcomer-Pop-Album, das nicht stört und auch nicht sonderlich im Gedächntnis bleibt. Weil da eine herzerwärmende Kinderstimme über sanfte Streicher gelegt wird und alles im besten Sinne süß und fluffig daherkommt. Für ein paar Sekunden eben. Dann bittet der Rest des Stücks zum Tanz. Mit einer Instrumentierung, die keinen Hehl daraus macht, dass Konstantin Gropper – mitsamt seiner merkwürdigen Vorliebe für Xylo-, Marimba- und sonstige Phone – hier involviert war, und mit elegantem Gitarrenspiel im Hintergrund, das Masha Qrella Freudentränen in die Augen treiben würde.
Da kümmert man sich doch sogleich um den zweiten Eindruck. Und stellt fest, dass Alex Mayr seit Kindesbeinen Musikerin ist, schon über 30 Lenze abgerissen hat, schon mal bei Dagobert am Klavier stand, für Casper Gesang beisteuerte und neben all diesen Randnotizen vor allem ein Talent besitzt, gute Songs zu schreiben. Popsongs, die gerne mal den Blick schweifen lassen und jederzeit offen sind für Seiten- und Umwege und gerne mal ein kleines Stück aus der Norm herausstolpern, ohne das aber auf Kosten der Eingängigkeit zu tun. Mit markanten Samples wie in "Japan" oder mit ein paar vorausgeschickten, leiernden Orgeltönen wie in "Deine Schuhe". Da passt es gut ins Bild, dass Mayr die wunderschöne, direkt ins Ohr laufende Klavierballade "Frag nicht warum" konsequent nach gut zwei Minuten fertig erzählt hat und das thematisch tiefschwarze "Opferland" zum fröhlichsten Song des Albums werden lässt.
Überhaupt, die Themen: Es lohnt sich, Alex Mayr zuzuhören. Weil sie Song um Song kleine und große Geschichten zu erzählen hat. Wenn sie etwa "Deine Schuhe" bis zum Rand mit durchaus positiver Alltagspoesie über all die Konsequenzen einer beendeten Beziehung füllt, ist das schlichtweg entwaffnend charmant: "Ich kauf mir Döner mit viel Knobi / Mein Leben riecht wieder nach mir." So simpel, so effektiv, so unsentimental. Auch schön: Wenn sie zwei Songs später in "Landjugend" über, naja, die Landjugend singt, von der ersten Bravo Girl und Kotze im Haar erzählt, aber nicht etwa in Nostalgie versinkt, sondern ein ambivalentes Verhältnis aufrecht hält. Und wenn sie in "Sprit" mit all den gut gemeinten Ratschlägen aufräumt und dabei in bisschen klingt wie Fiva in guter Form. Am Ende steht ein Album, das sich im besten Sinne unauffällig verhält. Und einen zweiten Blick verdient. Der lohnt sich nämlich.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Deine Schuhe
- Frag nicht warum
- Opferland
Tracklist
- Ein Pilot
- Japan
- Deine Schuhe
- Hör dir zu
- Landjugend
- Frag nicht warum
- One way ticket
- Was soll man sagen
- Opferland
- Schön kaputt
- Sprit
- Wenn sie fällt
- Widerlich schnell
Im Forum kommentieren
MartinS
2020-02-19 07:34:05
Gerade wegen der Kurzform Alex fand ich das schon auffallend.
Weil der Weg von Meier zu Mayr eigentlich schon weit ist, find ich den Witz eher stets bemüht.
Da drängt sich pattys Beispiel schon viel mehr auf.
hat aber etwas unsichtbares besonderes.
This!
peppermint patty
2020-02-19 05:16:15
Nur zur Info: Ich meinte tatsächlich Erik Meyer: Spielte früher mal für Uerdingen, Leverkusen, HSV, die halbe Bundesliga und ist heute Sky-Mitarbeiter
Given To The Rising
2020-02-18 23:18:56
Ja, hätte man machen können. ;) Gerade wegen der Kurzform Alex fand ich das schon auffallend.
peppermint patty
2020-02-18 22:33:31
@Given:
"Immer komisch, wenn Fussballer Musik machen"
Du weisst ja nicht, wie oft ich den Joke schon in leicht abgewandelter Form, bezogen auf den Rezensenten Eric Meyer, auf den Fingern hatte. Im Gegensatz zu dir konnte ich mich bis jetzt gerade immer noch zurück halten :p
MartinS
2020-02-18 22:25:52
Badum-Ts.
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