Ash - Teenage wildlife: 25 years of Ash
Echo / WarnerVÖ: 14.02.2020
Rundumschlag
Selbstzitate sind in neun von zehn Fällen wohl Beiträge, die höchstens das eigene Klugscheißen mit Zuckerguss zu garnieren wissen. "Übertragen in die Gegenwart kann auch eine Spotify-Playlist quer durch die Ash-Diskografie ein würdiger Baggersee-Dauerbrenner sein", schrieb der Rezensent im Jahr 2018 dennoch treffende Worte im Zuge des rückblickend wenig spektakulären "Islands", ohne zu wissen, dass die Band vielmehr selbst aktiv werden würde, um ihren Anhängern eine professionelle Werkschau aus erster Hand zu bieten. Und ganz klar: "Teenage wildlife: 25 years of Ash" ist ein üppiges Rundum-Paket aus 2 CDs und 2 LPs geworden, das für Neueinsteiger vollumfänglich Sinn macht. Oder eben für Musiksammler, für die Ash bisher bloß eine nette Randerscheinung waren, soll es ja geben.
Müßig zu erwähnen, dass die reguläre Edition über zwei üppige Longplayer den Flitzebogen über die komplette Karriere der Nordiren spannt. 36 Songs gibt's – von den Anfangstagen und ersten Demos über die Hit-Scheiben "1977" und "Free all angles", über das etwas kompromisslosere "Meltdown" und die Phase zwischen 2009 und 2011, in der die Band ihre Liebe für das spontane Single-Veröffentlichen von A bis Z entdeckte, bis hin zur Rückkehr zur Albumproduktion in den 2010er-Jahren. Der Albumtitel indes führt ein wenig in die Irre, denn 1994 markiert lediglich das Jahr der ersten Single- und EP-Veröffentlichungen, wie das knarzig-melodische "Jack names the planets", einst ihr allererster Song, oder Schrammel-Frühkram der Marke "Petrol" und "Uncle Pat". Doch Tim Wheeler, Mark Hamilton und Rick McMurray gründeten ihre Kapelle bereits 1989.
Doch nicht nur das partielle Remastering der alten Stücke lässt den Hörgenuss zu einer runden Angelegenheit reifen, natürlich sind es auch die vielen noch immer zeitlos fluffigen, mal sonnigen und mal melancholischen Hymnen, die noch immer runtergehen wie ein kühles Bier am Strand. Man nehme nur die "1977"-Evergreens "Kung fu", Goldfinger" und "Oh yeah" oder den Kopfnicker "Girl from Mars", denen man ihre gut 23 Lenze auch kaum anhört – den zurecht so beliebten Non-Album-Schmachtfetzen "A life less ordinary" natürlich nicht zu vergessen. Auch ganz treue Fans werden gern notieren, dass dieser pünktlich zum Valentinstag erscheinende Herzensgruß ihrer Band samt all der kleinen Power-Hits nicht nur ein schnell erhitzter Aufguss aus alten Tagen ist, und mehr bietet als etwa bereits existierende Zusammenstellungen.
Sie sollten bloß zur Special-Variante mit der Bonus-Scheibe "Cosmic debris vol. 2" greifen, denn hier findet sich gleich 18-fach Bonusmaterial, darunter Raritäten wie das proggige, neunminütige "Meltdown"-US-Version-Stück "Tinseltown", weitere B-Seiten und Cover-Stücke. Nicht nur alte Perlen wie "Angel interceptor" oder die jüngste Kollaboration mit The Undertones machen klar, dass Ash ihre musikalischen Vorlieben für die wilden Siebziger auf der Insel nie verbergen konnten. Und so schrammelt man sich mit Enthusiasmus durch Klassiker wie das unverwüstliche "Teenage kicks" oder Bowies "Teenage wildlife", und bei The Buzzcocks' "Everybody's happy nowadays" mischt dann noch Coldplays Chris Martin mit. Um das Ash-Umfeld aber vor möglichen Selbstzitaten oder Plagiaten zu behüten: Eine weitere Best-of braucht's dann in Zukunft wohl nicht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- A life less ordinary
- Kung fu
- Girl from Mars
- Shining light
- Oh yeah
- Petrol
- Walking barefoot
- Jack names the planets
- Everybody's happy nowadays
- Tinseltown
Tracklist
- CD 1
- A life less ordinary
- Arcadia
- Darkest hour of the night
- Kung fu
- Cocoon
- You can’t have it all
- Girl from Mars
- All that I have left
- Wildsurf
- Binary
- Uncle Pat
- Shining light
- Starcrossed
- Buzzkill
- Return of white rabbit
- Goldfinger
- Envy
- Sometimes
- Coming around again
- CD 2
- Burn baby burn
- Dare to dream
- Annabel
- Clones
- Machinery
- Oh yeah
- Projects
- Confessions in the pool
- True love 1980
- Angel interceptor
- Jesus says
- Petrol
- End of the world
- Orpheus
- Walking barefoot
- Jack names the planets
- Twilight of the innocents
- CD 3
- Here comes the music
- Spellbound
- Teenage wildlife
- I shall not die
- Skullful of sulphur
- Teenage kicks
- T.Rex
- Waterfall
- Saskia
- Seventh circle
- Everybody’s happy nowadays
- Chinese new year
- Wasted on you
- Comet Tempel 1
- Heroin, vodka, white noise
- New tattoo
- When I'm tired
- Tinseltown
Im Forum kommentieren
myvision
2020-02-26 11:22:26
Ich war gestern in Stuttgart dabei. Für mich war die Band eine positive Live-Überraschung. Da ich die Outputs seit Meltdown eher mäßig finde und das ja auch schon über 15 Jahre zurückliegt, fand ich es umso erstaunlicher, dass die Band doch noch eine ordentliche Fanbase hat. Gefühlt waren die meisten jedoch eher aus nostalgischen Gründen da.
Live kamen dann auch die meisten stimmungsbringenden Songs von 1977 oder Free All Angels.
tumbleweed
2020-02-24 15:42:31
Konzert in Frankfurt gestern war soweit in Ordnung. Ca. 20 Songs aus allen Schaffensphasen in 90 Minuten. Sound war soweit auch gut. Wie befürchtet ist bei manchen Songs im Jahre 2020 (jedenfalls für mich) die Luft raus. "Kung Fu" zum Beispiel wirkt schlecht gealtert und etwas aus der Zeit gefallen.
tumbleweed
2020-02-13 15:42:52
@menkimati: Ich denke der Grund dafür ist, dass auf der Compilation schon recht viele Songs vom Debut vertreten sind. Hatte halt etliche singles....
Menikmati
2020-02-13 14:52:20
Was ich absolut nicht begreife ist, dass das absolut grandiose Lose control einmal mehr missachtet wird. Zumal es sich hier doch um eine sehr umfangreiche compilation handelt. Lose control ist wohl der Ash-Song mit der meisten Power, unglaublich wie der ins Album zieht - auch heute noch..
jo
2020-02-03 21:13:48
Auf jeden Fall einer der besseren Songs der ansonsten recht schwachen "Twilight of the Innocents".
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Referenzen