Nada Surf - Never not together
City Slang / Rough TradeVÖ: 07.02.2020
Ein schattiges Plätzchen
"Indie-Schattenmacht"? Von wegen! Als im Forum zuletzt gemeinschaftlich eine Liste der besten Alben der 2010er-Jahre gewählt wurde, war von Nada Surf nichts zu sehen. Keine Platzierung unter den ersten 400 Rängen und das obwohl die Indiepop-Gruppe um Frontmann Matthew Caws im besagten Abrechnungszeitraum zwei Studioalben und diverse andere Veröffentlichungen zu verbuchen hatte. Ignoranz der Wählerschaft oder tatsächlich mangelnde Qualität der letzten Platten? Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Nada Surf mit ihrem ruhigen, sensiblen Gitarrenpop manchmal wie aus der Zeit gefallen wirken, zwischen all den blinkenden Superacts, den innovativen Musikvisionären, den Indie-Weltstars. Mit "Never not together" erscheint nun, zum Auftakt des neuen Jahrzehnts, ein frisches Album und auch dieses würde wohl kaum realistische Chancen auf eine hohe Platzierung in einem derartigen Ranking haben. Warum auch? Nada Surf machen schließlich einfach da weiter, wo sie aufgehört haben: Sie spielen harmonischen, melodieseligen Indierock für die unaufgeregten Tage.
Grundlegend "falsch" machen Nada Surf damit freilich nichts. Doch Begeisterungsstürme will "Never not together" nun auch nicht entfachen. Für eine verdiente Band dieser Größenordnung wird es mit zunehmender Karrieredauer eben immer schwieriger, dem eigenen Schaffen etwas Neues abzuringen, dem Œuvre neue Facetten hinzuzufügen. Die altbekannten Muster werden variiert, die Puzzleteile minimal anders angeordnet. So klingen die ersten beiden Songs des neuen Albums nach Standardware fürs pumpende Indieherzilein, ohne jedoch die Intensität ehemaliger Großtaten wie "Always love" oder "See these bones" zu erreichen. "So much love" drängelt sich mit seiner Akustikgitarre nur ganz sachte in den Vordergrund, Caws' Stimme bleibt tongewordenes Balsam, allein der Funke springt nicht vollkommen über. Dafür klingt dieser in den Anlagen so tolle Indiepop mittlerweile ein wenig zu formelhaft. Mit der Singleauskopplung "Looking for you" hat das Quartett immerhin etwas gewagt: ein Kinderchor singt zunächst ein paar Verse, langsam schält sich in der Folge der Song heraus, mit Streichern und sanfter Wiegenliedmelodie. Schon schön, aber eben kein weiteres Karrierehighlight.
"Never not together" ist vielleicht die erste Platte der aus New York City stammenden Band, das ohne einen ebensolchen Höhepunkt auskommen muss. Denn wo die letzten Platten immer noch zwei, drei absolute Herzenssongs enthielten – exemplarisch seien da "Friend hospital" oder "Clear eye clouded mind" genannt –, liefert die neue Platte sattsam Bekanntes, wenngleich natürlich hier auf hohem Niveau gemeckert wird. Immerhin weiß das zupackende "Something I should do" mit kraftvollen Gitarren und Keyboards vollumfänglich zu überzeugen, auch Caws' Sprechpart gegen Ende gliedert sich toll ein. Solche Momente der musikalischen Klarheit fehlen dem Rest des neuen Albums, das sich im emotionalen Klein-Klein gefällt, dem harmlosen Midtempo-Gitarrenpop. "Never not together" mangelt es letztlich an Vehemenz, an den bahnbrechenden Ideen. Und ist darum wohl bis auf Weiteres: kein Fall für die "Indie-Schattenmacht".
Highlights & Tracklist
Highlights
- Live learn and forget
- Something I should do
Tracklist
- So much love
- Come get me
- Live learn and forget
- Just wait
- Something I should do
- Looking for you
- Crowded star
- Mathilda
- Ride in the unknown
Im Forum kommentieren
Telecaster
2024-09-20 18:24:16
Boah voll verpennt, dass letzte Woche die neue rausgekommen ist. Nachher gleich mal anhören.
oldschool
2024-09-17 23:19:30
...und als der Nachfolger ^^
The MACHINA of God
2024-09-17 23:11:48
Ja, der ist gut. "Something I should do" und das wunderbar ausbrechende "Looking for you" ebenfalls. Deifntiv einiges besser als der Vorgänger.
fakeboy
2024-09-16 16:26:48
Mathilda ist einer meiner liebsten Post-Let Go-Songs. Sehr tolle Songstruktur, definitiv nicht gleichförmig.
The MACHINA of God
2024-09-16 16:19:33
Interessant, dass das Album als recht gleichförmig manchmal gesehen wird. Finde es deutlich variabler als die meisten anderen ihrer Alben. Ist am Ende auch egal, weil das Songwriting wichtiger ist, aber find ich schon etwas verwunderlich.
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