Lola Marsh - Someday tomorrow maybe
Barclay / UniversalVÖ: 24.01.2020
Gib mir ein Echo
"Echoes", diese hinreißende, vom Vintage der Sechzigerjahre durchzogene Sommersingle machte sehr neugierig. Die israelische Band Lola Marsh um die Sängerin Yael Shoshana Cohen und den Gitarristen und Keyboarder Gil Landau, hatte jedoch schon auf ihrem Debüt "Remember roses" mit erfrischendem Pop geglänzt. Sicherlich merkte man dem Album so ein wenig die Findungsphase an, sodass die Band sich für den Zweitling "Someday tomorrow maybe" vor allem mehr Eindeutigkeit im Sound als Ziel gesetzt hatte. Damit das funktionieren konnte, wurde der Entstehungsprozess deutlich verschlankt, ganz im Bewusstsein, dass Lola Marsh nach umjubelten Festivalauftritten und erheblichem Airplay in Erfahrung gebracht hatten, was sie wollten.
Diese zielgerichete Arbeitsweise merkt man dem Album an, ohne dass es dadurch statisch oder gar konstruiert wirkt. Es ist nach wie vor sympathischer, in Teilen großer, strahlender Pop, der nachhallt wie die "Echoes" der Leadsingle. Doch Lola Marsh ziehen auch andere Saiten auf und lassen es nach den turbulenten Gitarren und dem euphorischen Gesang des Aufgalopps ein wenig ruhiger angehen. "Only for a moment" ist munterer Feelgood-Pop mit Handclaps und Tamburin, der jeden Zuhörer zum Mitsingen anreizt. Das folgende "Hold on" wiederum greift nach der großen Geste und verführt mit barockem Bombast, "Strangers on the subway" flüstert sich seinen Weg als filigranes Folk-Kleinod entlang. Was geschrieben nach purem Eklektizismus klingt, fügt sich auf "Someday tomorrow maybe" wie selbstverständlich zusammen. Cohen singt dabei von der Liebe, von zufälligen Begegnungen und Erinnerungen, wobei ihre süßliche, zuweilen fast beiläufig ins Laszive abdriftende Stimmfarbe die Songs sehr nachdrücklich beeinflusst.
"Give me some time" flirtet erneut mit der Vergangenheit und lässt Erinnerungen an die großen Diseusen der Sixties aufkommen, doch auch der hollywoodreife Pop einer Lana Del Rey scheint zum Greifen nah. Lola Marsh spielen eben auf einer erstaunlichen großen Klaviatur, schaffen es aber, nicht zu weit auseinander zu driften. Die filigranen, von sanften Fingerpickings getragenen Folksongs stehen dabei den schwereren, kraftvollen Stücken wie dem verführerischen "Darkest hour" nur wenig nach, und doch ist die Band mit voller Instrumentalpower am stärksten. Besonders, wenn Cohens Stimme nahezu mühelos mit den kraftvollen Gitarrenakkorden wetteifert und auch dem hübschen Backgroundchor oder dem verspielten Schlagwerk ein ums andere Mal Paroli bietet.
Dass "Someday tomorrow maybe" mit "Where are you tonight" die "Echoes" des Anfangs wieder aufgreift, ist nicht nur eine hübsche Idee, sondern gehört zum Konzept. Lola Marsh haben sich gefunden, indem sie sich neu ausgerichtet haben, nicht aber die Vergangenheit vergessen haben. Ob sich das auf ihren Sound oder ihre Findungsphase bezieht, bleibt so ein wenig im Dunkeln, das Echo, was Lola Marsh auf ihrem zweiten Album zum Klingen bringen, verlangt auf jeden Fall nach mindestens einer Wiederholung.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Echoes
Tracklist
- Echoes
- Only for a moment
- Hold on
- Strangers on the subway
- Like in the movies
- In your eyes
- Give me some time
- What am I
- Darkest hour
- Four long seasons
- In the morning
- Where are you tonight
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squand3r
2020-02-03 18:07:09
^ del Rey! Jezus! Shame on me
squand3r
2020-02-03 18:06:07
schließe ich mich hier Klaus voll und ganz an!
Ergänzend: es ist schon markant auffällig wie beinahe jedes Lied in den letzten 30 Sekunden nochmal ordentlich ausholt und krönend-fulminant abschliesst - wirklich tolle Produktion!
Und die stimmliche Parallele zu Lana del Ray ist teilweise verblüffend!
Klaus
2020-02-02 22:35:31
Sehr schönes Popalbum. Erste Referenz wäre ganz klar Lana. "Gimme Some Time" könnt auch von ihr sein.
Top!
Armin
2020-01-27 20:45:52- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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