The Cure - 40 live: Curætion-25 + Anniversary
Eagle Rock / UniversalVÖ: 18.10.2019
A long term effect
Dass jedes Ende auch ein Anfang sein kann, ist nicht immer ein plumper Kalenderspruch, sondern manchmal auch tatsächlich wahr. Das vorläufig letzte The-Cure-Album "4:13 dream" war für den damals 13-jährigen Rezensenten das allererste The-Cure-Album. Es vermochte mich nicht komplett zu begeistern, doch öffnete es mir die Tür ins Schaffen ein paar ganz besonderer Briten, die ich nun zu meinen absoluten Lieblingsbands zählen würde. Da bekommt man fast ein schlechtes Gewissen, liest man die von Kollege Pilgrim in seiner "Bestival live 2011"-Rezension zusammengestellten Leiden des älteren The-Cure-Fans, doch meine relative Jugend hat natürlich auch ihre Kehrseite – immerhin konnte ich weder die Hochphase der Band, noch die des Post-Punk und New Wave generell live erleben. Ein Glück, dass Robert Smith auch mit 60 noch so unbeholfen-charmant über die Bühne tänzelt und auch nach vier Dekaden und ständig wechselnden Line-Ups keinen Bock aufs Aufhören hat.
Genau dieses 40-jährige Jubiläum feiern The Cure mit "Curætion-25" und "Anniversary", zwei im Sommer 2018 aufgenommenen Konzerten, die sie auf vier CDs und/oder zwei DVDs gemeinsam veröffentlichen. Wer noch einen Einstieg bei dem Wuschelkopf und seinen Kumpanen sucht, wird mit diesen 280 Minuten Material sicher nicht die schlechteste Wahl treffen. Vor allem "Curætion-25" gerät in dieser Hinsicht interessant, weil die Band hier alle Alben in chronologischer Reihenfolge mit je einem Song würdigt und das ganze Spiel dann nochmal von hinten aufzieht. Dieses Konzept sorgt nicht nur für eine hochspannende Setlist mit einigen eher selten gespielten Stücken, es schafft trotz aller stilistischen Unterschiede auch ein homogenes, betont düsteres Ganzes. Selbst das Spätwerk fällt keinen Deut ab: "The last day of summer" konzentriert die Cure'sche Melancholie ganz vortrefflich, "39" brennt im wörtlichen Sinn die Halle ab, und auch die Bratzgitarren-Orgie von "It's over" macht viel Spaß. Erfreulicherweise wird sogar das arg durchwachsene "Wild mood swings" mit "Jupiter crash" und "Want", zwei seiner schönsten Perlen, stark repräsentiert.
Das Programm von "Anniversary" ist merklich Hit-lastiger und beschwingter, was DVD-Besitzer auch visuell nachverfolgen können – die klaustrophobisch gefilmte Sprödigkeit der Londoner Royal Festival Hall weicht hier dem offenen, zu Beginn noch sonnendurchfluteten Hyde Park samt buntem Setting. Natürlich verhalten sich die Konzerte komplementär und nicht konträr zueinander, schließlich gehört der leichtere Pop von "Friday I'm in love" oder "Close to me" ebenso zu The Cure wie die romantisch-grauen Epen und pechschwarzen Monolithen. Dass ein paar Songs doppelt vorkommen, fällt nicht negativ ins Gewicht, eher im Gegenteil: Solche an Intensität kaum zu überbietenden Monumente wie "Pictures of you", "Disintegration" oder "From the edge of the deep green sea" lassen sich nicht nur zwei-, sondern auch 27-mal am selben Abend ohne Qualitätsabfall genießen.
Klar ließe sich auch herummäkeln, immerhin kommt der gemeine The-Cure-Fan, wie wir oben gelernt haben, schon langsam ins Meckerrentner-Alter. "Der Sound ist kacke, meine Lieblingssongs fehlen alle, und Simon Gallups Bass hing früher auch tiefer." Ehrlicherweise ist der Sound, wenn auch deutlich besser als bei besagtem "Bestival", wirklich nicht optimal, und dazu wurden frühe Post-Punk-Bretter wie "A forest" auch schon nachdrücklicher performt. Dennoch liefert "40 live" einen annähernd allumfassenden Rundumschlag über eine der größten Bands der Musikgeschichte, aufbereitet mit unheimlich viel Spielfreude, Atmosphäre und einem ganzen Haufen Songs für die Ewigkeit. Danke The Cure, dass Ihr immer noch da seid und den Fluch der späten Geburt Eurer jüngsten Anhänger immer wieder egalisiert. Auf die nächsten 40 Jahre.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Pictures of you (Curætion-25)
- The last day of summer (Curætion-25)
- From the edge of the deep green sea (Curætion-25)
- Disintegration (Curætion-25)
- One hundred years (Curætion-25)
- Just like heaven (Anniversary)
- Close to me (Anniversary)
- Boys don't cry (Anniversary)
Tracklist
- CD 1
- Three imaginary boys (Curætion-25)
- At night (Curætion-25)
- Other voices (Curætion-25)
- A strange day (Curætion-25)
- Bananafishbones (Curætion-25)
- A night like this (Curætion-25)
- Like cockatoos (Curætion-25)
- Pictures of you (Curætion-25)
- High (Curætion-25)
- Jupiter crash (Curætion-25)
- 39 (Curætion-25)
- Us or them (Curætion-25)
- It's over (Curætion-25)
- It can never be the same (Curætion-25)
- CD 2
- Step into the light (Curætion-25)
- The hungry ghost (Curætion-25)
- Alt.end (Curætion-25)
- The last day of summer (Curætion-25)
- Want (Curætion-25)
- From the edge of the deep green sea (Curætion-25)
- Disintegration (Curætion-25)
- If only tonight we could sleep (Curætion-25)
- Sinking (Curætion-25)
- Shake dog shake (Curætion-25)
- One hundred years (Curætion-25)
- Primary (Curætion-25)
- A forest (Curætion-25)
- Boys don't cry (Curætion-25)
- CD 3
- Plainsong (Anniversary)
- Pictures of you (Anniversary)
- High (Anniversary)
- A night like this (Anniversary)
- The walk (Anniversary)
- The end of the world (Anniversary)
- Lovesong (Anniversary)
- Push (Anniversary)
- Inbetween days (Anniversary)
- Just like heaven (Anniversary)
- If only tonight we could sleep (Anniversary)
- Play for today (Anniversary)
- A forest (Anniversary)
- Shake dog shake (Anniversary)
- CD 4
- Burn (Anniversary)
- Fascination street (Anniversary)
- Never enough (Anniversary)
- From the edge of the deep green sea (Anniversary)
- Disintegration (Anniversary)
- Lullaby (Anniversary)
- The caterpillar (Anniversary)
- Friday I'm in love (Anniversary)
- Close to me (Anniversary)
- Why can't I be you? (Anniversary)
- Thanks @ 40 (Anniversary)
- Boys don't cry (Anniversary)
- Jumping someone else's train (Anniversary)
- Grinding halt (Anniversary)
- 10:15 saturday night (Anniversary)
- Killing an Arab (Anniversary)
Im Forum kommentieren
The MACHINA of God
2019-12-10 22:43:24
Könnte man die zwei Threads zusammenführen? Der andere war eher da. :)
Eurodance Commando
2019-12-09 22:54:29
Perfektes Weihnachtsgeschenk.
Armin
2019-12-09 21:21:26- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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