Element Of Crime - Live im Tempodrom
Vertigo / UniversalVÖ: 11.10.2019
Kein Wünsch-Dir-was
Huch, schon wieder? Ja, nur ein Jahr nach dem Release des letzten Albums "Schafe, Monster und Mäuse" steht wieder Element Of Crime im Regal. Ausschlaggebend war die Tour zum bereits genannten Album, die gleich dreimal ins Tempodrom nach Berlin führte und somit die Grundlage für das gleichnamige "Live im Tempodrom" lieferte.
Ein Livealbum von einer Albumtour zu machen, lässt vermuten, dass hier nicht eine Art Best-of vorliegt, sondern Set- und Trackliste sehr 2018 ausfallen wird. Richtig geraten, denn von "Schafe, Monster und Mäuse" hat es nur ein Track nicht auf die neue Scheibe geschafft, und der heißt ironischerweise "Nimm Dir was du willst". Ansonsten sind die ersten drei Songs sogar identisch in der Reihenfolge. Dann nimmt Sven Regener die Gedanken vieler im Saal vorweg: "Ja werden viele sagen, ja gut, das sind die neuen Lieder, ok, aber wo sind die alten Hits?", und schon tänzelt "Deborah Müller" übers Parkett.
Insgesamt liefern die Herren Songs aus 28 Jahren Bandgeschichte, auch wenn fast die Hälfte auf das aktuelle Album fallen. Mit "Wer ich wirklich bin" schafft es sogar eine Art Cover auf die Platte, denn, wie Regener verrät, haben die Herren den Song seit 1997 nicht live gespielt – zu kompliziert, doch dann entdeckte man die Version von Gisbert zu Knyphausen, an der man sich auf der Tour orientierte.
Das ist das Schöne an einer solchen Live-Scheibe, man hört die Ansagen, Geschichten, die Rufe aus dem Publikum, wenn nicht mehr ganz junge Fans die Hemmungen verlieren. Und deshalb: Ja, die Anfangstöne sind bekannt ... ach nein, gespielt wird "Gewitter". Dann bereits vorsichtiges Skandieren aus dem Publikum nach "Weißes Papier"! Stattdessen allerdings "Schere, Stein, Papier" – nah dran. Bei "Karin, Karin" erhält Regener, wie schon auf dem Album, gesangliche Unterstützung seiner Tochter, und darauf folgt nun endlich ... nein, schon wieder verhört, "Am Ende denk ich immer nur an Dich". Nach dem sehr stimmungsvollen "Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin" kommt die erste Zugabe, endlich eröffnet mit dem Klassiker "Weißes Papier". Da ist es nun in seiner Pracht, und es ist wieder 1993. Gleich hinterher gibt es "Delmenhorst" – auch inhaltlich eine interessante Chronologie. Zwei weitere Zugaben folgen, vorwiegend aus älteren Nummern.
An manchen Stellen wirkt "Live im Tempodrom" ein wenig eintönig. So ist man froh, bei "Immer da wo Du bist bin ich nie" mal einen rockigen 4/4-Takt zu hören. Allerdings muss über die Band und ihre Songs kein Wort mehr verloren werden, die Qualität ist unbestritten. Die Frage, wie dringend die Welt ein weiteres Live-Album von Element Of Crime gebraucht hat, übergeht der Rezensent wie Regener die Zwischenrufe aus dem Publikum.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Schafe, Monster und Mäuse
- Wer ich wirklich bin
- Gewitter
- Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin
- Weißes Papier
- Delmenhorst
- Lieblingsfarben und Tiere
Tracklist
- CD 1
- Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang
- Schafe, Monster und Mäuse
- Ein Brot und eine Türe
- Deborah Müller
- Liebe ist kälter als der Tod
- Nur so
- Wer ich wirklich bin
- Immer noch Liebe in mir
- Gewitter
- Stein, Schere, Papier
- Bevor ich Dich traf
- Im Prinzenbad allein
- Immer da wo Du bist bin ich nie
- CD 2
- Robert Zimmermann
- Die Party am Schlesischen Tor
- Karin, Karin
- Am Ende denk ich immer nur an Dich
- Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin
- Weißes Papier
- Delmenhorst
- Schwere See
- Geh doch hin
- Warte auf mich
- Draußen hinterm Fenster
- Lieblingsfarben und Tiere
Im Forum kommentieren
Armin
2019-12-09 21:22:54- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2019-09-05 19:14:09- Newsbeitrag
Element Of Crime kündigen ihr Live-Album "Live im Tempodrom" für den 11. Oktober an
Element Of Crime, Element Of Crime kündigen ihr Live-Album Live im Tempodrom für den 11. Oktober an
Es gibt Live-Alben, die kann man machen oder bleiben lassen, und es gibt Live-Alben, die für die Künstler und ihre Wahrnehmung eine wirklich große Bedeutung haben: "4Way Street" von Crosby, Stills, Nash & Young, "At Budokan" von Bob Dylan, "En el Olympia" von Julio Iglesias (nicht ohne Grund daraus mit "La Mer" einer der welt-herzzerbrechendsten Abspanne bei „König, Dame, As, Spion“) oder "Live at Carnegie Hall" von Anoushka Shankar könnte man als Beispiele nennen. So ein Album macht man immer nur einmal. Und es gehört Glück dazu. Es gibt den einen richtigen Ort dafür, den muss man erstmal finden, und auch den richtigen Moment, das eine Konzert, in dem alles zusammenkommt.
2019 ist es Element of Crime am allerletzten Tag ihrer „Schafe, Monster und Mäuse“ Tour in Berlin im Tempodrom gelungen, ein solches Konzert zu spielen und auch aufzunehmen. Und das legen sie hier nun vor. Über zwei Stunden Musik, ungeschminkt, unbearbeitet, ungekürzt, ein großer, ungeschliffener und dennoch funkelnder Edelstein von einem Livemitschnitt, mit dem man zur Not auch mal eine Scheibe einschmeißen könnte. Hier zeigt sich eine Band auf der Höhe ihres Schaffens und als Herrin ihres Schicksals. Die Spanne der Lieder, die gespielt werden, reicht von "Geh doch hin" aus dem Jahre 1991 bis zu den aktuellen Songs der LP "Schafe, Monster und Mäuse". Der Sound ist rau und dabei betörend, da knarrt und quietscht, da singt und sägt, da donnert und säuselt es und jeder Song bekommt genau die Behandlung, die er verdient. Eine seltsame Spannung liegt in der Luft, die Auftritte von Element of Crime haben ja immer eine zugleich kompakte wie auch extrem fragile, tranzparente Anmutung, und man weiß nie, ist es der Text, ist es die Musik, die Performance, der Sound, die Melodien, das kollektive Publikumserlebnis oder was eigentlich, was einen so widerstandslos sich davontragen und dabei völlig vergessen lässt, dass morgen auch noch ein Tag und im Grunde immer Matthäi am Letzten ist.
"Live im Tempodrom" erscheint als Dreifach-LP, als Doppel-CD, als Bundle-Download und im Stream bei Vertigo/Universal am 11.10.2019.
https://www.element-of-crime.de/
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