Stereophonics - Kind

Parlophone / Warner
VÖ: 25.10.2019
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Parkbank-Direktoren

Stereophonics wollen lieb sein. Zum elften Album der Waliser werden die sanften Töne angeschlagen, ohne doppelten Boden heißt das neue Werk "Kind" und wenn man einen Blick auf das Album-Cover wirft, wird es direkt heimelig. Das Idyll aus Baum, Parkbank und Wasserfläche, getaucht ins herbstliche Abendrot lädt förmlich ein zum Verweilen und Seele-baumeln-lassen. Wo andere Bands jedoch schnell in die Weichspül-Falle tappen, haben Stereophonics ein Pfund, mit dem sich prächtig wuchern lässt: Unvergänglich wie am ersten Tag der mittlerweile auf die 30 Jahre zugehenden Bandgeschichte steht da die Stimme von Frontmann Kelly Jones. Dieses rauhe aber eben auch zutrauliche Reibeisen schmirgelt und gleitet wie eine etwas kratzige Wolldecke durch die Songs, verleiht ihnen die gewisse körnige Authentizität.

Da muss "Fly like an eagle" gar keine großen Besonderheiten im Songwritinng aufweisen, das nostalgische Wiegen in Sehnsüchten und Wehmut wird einfach von einem beseelten "Hey hey my my / Everything's gonna be alright" gekrönt, welches sich ganz weich an das beruhigte Gitarrenspiel schmiegt. Kein Spektakel, dafür mit emotionalem Nachdruck versehen, ist dann auch das optimistische "Make friends with the morning", welches sich zum Glück dem Hochglanz-Feuerwerk eines entfesselten Händeklatsch-Gospels verweigert, stattdessen aber in herzlichen Andeutungen gutmütig vor sich hintreibt. Nie überspannen Stereophonics auf dieser Platte den Bogen, bleiben eher auf dem Boden, anstatt sich in vollmundige Höhen zu schwingen. Dadurch gerät dieses Album vielleicht eine Spur zu brav aber, hach, wenn es einfach mal unkompliziert harmonisch sein soll, kann diese Platte reichlich punkten.

Das seelenruhige Gitarrenspiel von "Stitches" hat man so schon vielfach gehört, doch wenn das Schlagzeug einsetzt und Jones etwas mehr Gewicht in seinen Gesang legt, fühlt man sich umsorgt und gut gebettet. Auch "Hungover for you" beschreitet keine neuen Wege, die Strophe rollt geradlining in ihrem Herzschmerz dahin, durch den besonders kehlig kratzenden Refrain ist der emotionale Impact allerdings absolut gegeben. Das Reiben und Schaben von Jones' Stimme sucht sich in "Bust this town" mit einem runtergekühlten Disco-Pop-Beat einen etwas ungewöhnlichen Spielpartner, der fluffige Flow mit nachtschwarzer Einfärbung funktioniert aber auch hier ohne Probleme.

Man sollte nicht erwarten von dieser Platte überrascht oder gar verblüfft zu werden. "Kind" ist eine sichere Nummer, die Erprobtes und Etabliertes gekonnt und wirkungsstark aufbereitet. Ein Song wie "This life ain`t easy (but it's the one that we all got)" kann man zynisch als abgedroschene Aufrichtungs-Hymne betrachten, doch der Gesang, das in der Einsamkeit tönende Klavier, die bescheidenen Gitarren, all das besitzt eine gewisse Aufrichtigkeit und kann den Vorwurf billiger Effekthascherei spielend entkräften. Wenn die Gitarren dann in "Don't let the devil take another day" etwas mehr Pfeffer besitzen und der Abschluss "Restless mind" Bob Dylans Mundharmonika von sprudelnden Akkorden umfloren lässt, merkt man, dass dieses Album vor allem geschmackvoll ausgekleidet ist, da mag manches nicht wirklich spannend sein, gemütlich und behaglich ist es jedoch immer.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Make friends with the morning
  • Restless mind

Tracklist

  1. I just wanted the goods
  2. Fly like an eagle
  3. Make friends with the morning
  4. Stitches
  5. Hungover for you
  6. Bust this town
  7. This life ain't easy (but it's the one that we all got)
  8. Street of orange light
  9. Don't let the devil take another day
  10. Restless mind
Gesamtspielzeit: 42:14 min

Im Forum kommentieren

tumbleweed

2019-11-11 11:20:51

Die Rezension ist für mich genauso langweilig und bieder wie das Album

.... wird es direkt heimelig
.....fühlt man sich umsorgt und gut gebettet
........nicht wirklich spannend sein, gemütlich und behaglich ist es jedoch immer.
.... Spur zu brav aber, hach, wenn es einfach mal unkompliziert harmonisch sein soll, kann diese Platte reichlich punkten.

Die meisten Aussagen wirken für mich eher abschreckend und treffen auch auf die neue James Blunt zu. Also die Musik kann gerne öde, zahnlos, bieder, langweilig und schnarchnasig sein? Hauptsache man kann am Kaminfeuer ungestört ein Buch lesen?


"....fluffige Flow mit nachtschwarzer Einfärbung"
"....von sprudelnden Akkorden umfloren lässt"

Wie kommt man auf so blumige, aber dennoch arg konstuierte Umschreibungen.

Und was um Himmels Willen ist eine körnige Authentizität???


Armin

2019-11-08 11:35:16- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

tumbleweed

2019-11-08 11:23:20

finde das Album markiert einen Tiefpunkt des Schaffens der Waliser. Eine weichgespülte und überraschungsarme Kuschelrockplatte voller Standards, die auch von Brian Adams hätte stammen können.

MM13

2019-10-25 16:22:05

eher ruhig geworden,aber darin sind sie meiner meinung nach richtig gut,dass sie die elektronischen spielereien weggelassen haben macht dass album richtig gut,und wie machina schon sagt symphatiemässig sind sie eh ganz vorne.

The MACHINA of God

2019-08-23 03:26:48

Die gibt es immer noch. Sympathisch genug um immer wieder ne Chance zu bekommen.

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