Underworld - Drift series 1 – Sampler edition
Caroline / UniversalVÖ: 01.11.2019
Die Jahresplanung
Ziemlich ambitioniert: Underworld wollten in jeder der 52 Wochen eines Kalenderjahres etwas veröffentlichen – neue Musik, Visuals oder was ihnen sonst gerade so in den Sinn kam. Nun kennt man genügend Projekte, die auf halben Wege abgebrochen und nie vollendet wurden. Mit der "Drift" betitelten Serie ist es jedoch gerade andersherum, sie soll sogar noch ein weiteres Jahr fortgesetzt werden. Die eigentlich als Abschluss gedachte Box wurde also kurzerhand von "Drift songs" in "Drift series 1" umbenannt und zieht nur ein Zwischenfazit. Die fünf bereits erschienenen EPs sind leicht umkonfiguriert worden, dazu gibt es unveröffentlichte Outtakes, Musikvideos und ein Buch. Davon darf man sich zu Recht erschlagen fühlen – doch die Elektro-Pioniere haben auch an die Gelegenheitsfans mit knappem Zeitkontingent gedacht. Die ebenfalls separat erhältliche "Drift series 1 – Sampler edition" versammelt nämlich zehn Tracks innerhalb einer guten Stunde. Man könnte es glatt "Album" nennen.
Denn trotz des Compilation-Status funktioniert der Mix ziemlich prächtig als zusammenhängender Trip. Beginnend mit dem schön verzierten und stetig pulsierenden "Appleshine" murmelt sich Karl Hyde schon gleich am Anfang wie gewohnt diverse Textfetzen in den Bart. Wer davon mehr möchte, dem sei im erweiterten Paket oder auf der EP "Drift episode 2: Atom" das über eine Dreiviertelstunde dauernde "Appleshine continuum" mit den experimentierfreudigen Australiern The Necks empfohlen, die sich dort mit Underworld hübsch die Bälle zuspielen. Auf "Drift series 1 – Sampler edition" hätte das Rahmen gesprengt, stattdessen befindet sich am Ende mit dem immerhin fast 10-minütigen "Custard speedtalk" ein sternefunkelnder Ausklang ins Wohlgefühl. Und dazwischen? Versprühen Hyde und Rick Smith auch einiges an Spielfreude.
Allen voran positioniert sich "Listen to their no" als der Hit, den das britische Duo schon sehr lange nicht mehr geschrieben hat. In immer schwindelndere Höhen steigert sich der jubilierende Track, während Hyde euphorisch proklamiert: "The magic's never broken." Wie um das Gefühl abzufedern, landet das Ende im urban pumpenden "Border country", das Zeitraffer-Aufnahmen einer Großstadt vor das geistige Auge malt. "Push, push, push", fordert Hyde wieder und wieder im entsprechend drängenden "Schiphol test" und hebt anschließend vom namensgebenden Amsterdamer Flughafen mit dem bereits vor Beginn der Serie veröffentlichten "Brilliant yes that would be" in unkonkrete Schwerelosigkeit ab.
"S T A R (Rebel tech)" hackt nicht nur seinen Songtitel auseinander, sondern bewegt sich roboterhaft durch assoziatives Namedropping. David Beckham, Michael Caine, Johnny Depp, Rosa Parks – alle innerhalb von zehn Sekunden untergebracht. Da ist man gar nicht mehr weit weg von seligen "Born slippy .NUXX"-Zeiten. Wenn "Imagine a box" dann noch einen treibenden Beat mit einer herrlichen Melodie verbindet, ist die Sache dingfest. Underworld haben mit "Drift series 1 – Sampler edition" aus dem Wust an Material in der Tat eine schöne Destillation geschaffen, die begeistert und nicht wenigen Lust machen dürfte, den Rest des Projektes und die kommenden Veröffentlichungen kennenzulernen. Denn so kennt und schätzt man die beiden – oder wie es Hyde selbst trocken zusammenfasst: "Oh God / It's that sound again / Turn it up."
Highlights & Tracklist
Highlights
- Appleshine
- Listen to their no
- Imagine a box
Tracklist
- Appleshine
- This must be Drum Street
- Listen to their no
- Border country
- Mile Bush Pride
- Schiphol test
- Brilliant yes that would be
- S T A R (Rebel tech)
- Imagine a box
- Custard speedtalk
Im Forum kommentieren
MM13
2019-11-08 19:43:04
ist auf jeden fall eine gute stunde,geiler beat.
The MACHINA of God
2019-10-28 18:41:26
Unter einer "guten Stunde" versteht man etwas mehr als 60 Minuten.
Ist das so? Für ich bedeutet "eine gute Stunde" eher "ungefähr eine Stunde".
Herr
2019-10-26 13:19:55
Wenn eine langweilige Stunde ungeahnt früher um ist, kann sich das mitunter aber gut anfühlen.
Dann wird es für das, was man danach vorhat, nicht zu knapp. Zum Beispiel auf ein Stück Sahnetorte zur Oma fahren.
ijb
2019-10-26 13:08:23
Kleiner, gut gemeinter Korrekturtipp: "57:29 min." sind keine "gute Stunde", sondern eine "knappe Stunde". Unter einer "guten Stunde" versteht man etwas mehr als 60 Minuten.
Armin
2019-10-23 21:43:19- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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