Mando Diao - Bang

Playground Music / Cargo
VÖ: 18.10.2019
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Kein Weg zurück

Was kann man meckern über diese Band. Gestartet als besonders rotzbengelige Verkörperung von Punk'n'Roll mit einem schmissigen, dabei kompositorisch raffinierten Debütalbum, widmeten sich die Schweden um Björn Dixgard nach den ersten Jahren dem großen Reibach durch einige Pop-Hits mit ein wenig Gitarren-Garnitur. Die Mainstream-Welt und das Format-Radio nahmen "Dance with somebody" und "Gloria" gerne an, Fans der ersten Stunde fühlten Verrat und wendeten sich spätestens mit dem zugehörigen Album "Give me fire" ab. Wenn die Pop-Kuh erschöpfend gemolken wurde, ist es oftmals die Strategie einer solchen Band, noch mal an die Anfangstage zu erinnern und bei den Fans der ersten Stunde anzuklopfen. So auch hier: "Bang" soll den Fokus auf schmutzige Gitarren und wilden Rock legen, trägt aber den Ballast, dennoch kommerziell erfolgreich sein zu müssen, so dass diese Platte zu einem etwas unentschlossenen Kompromiss gerät.

"One last fire" und "He can't control you" tragen den Willen zum Rock direkt zu Beginn der Platte stolz in sich. Dies sind flüssige Gitarrenabfahrten, die man gut und ohne Hindernisse zu ein paar Bier herunter spülen kann. Die Sechssaiter liefern schnittige Riffs, der kehlige Gesang von Dixgard bietet reibungsintensive Hitzigkeit. So weit so gut, würden diese Songs nicht ein Problem aufzeigen: Statt wirklich einen eigenen Charakter zu besitzen, sind das alles eher Absichtserklärungen, die gewisse Trademarks kultivieren, die stellvertretend für echtes Gefühl stehen. "Long long way" macht die Sache noch schlimmer, greift das im Mainstream derzeit so beliebte Gemisch von Blues und Chain-Gang-Gospel auf, da nützt auch der waidwunde Gesang in der Strophe nicht viel. Seinen Tiefpunkt erreicht "Bang" mit "Don't tell me", welches seelenlosen Plastik-Funk mit sonderbar ulkigen Gesten rockiger Härte zu verknüpfen sucht.

Der stampfende Blues von "I was blind" passt da besser, vermittelt mit angerauhtem Gesang sogar echtes Leid und Leidenschaft. "Bang your head" versucht dann leider wieder den Spagat zwischen Pop und Rock. Das kann ganz wunderbar funktionieren, in diesem Fall jedoch nicht, weil der urbane Achtziger-Beat sich nicht mit den rauen Shouts vermählen will, sondern in Kombination wie ein mit kühlem Kalkül erzwungener Kraftprotz daher kommt. Die Stones-Gitarren von "Get free" erscheinen da schlüssiger und der fetzige Refrain profitiert hier sogar von den glitzernden Synthies. Es ist beileibe nicht alles schlecht an dieser Platte, manche Stücke gehen flüssig runter, hier herrscht dann eine angenehme Simplizität im Songwriting, die nur auf gut geölte Musik abzielt.

Der fast schon sakrale Refrain von "My woman" fügt sich schlüssig in ein Westküsten-Setting ein und das nachtschattige Brodeln von "Society" ist auch gelungen. Dies sind Songs, die den Rock zwar eher als Geste in sich tragen aber im Kern gut funktionierende Pop-Songs sind. Neben einigen weniger gelungenen Stücken findet man auf "Bang" also durchaus zündende Nummern mit hoher Eingängigkeit. Den genuinen Rotz früher Tage erreichen Mando Diao freilich nicht, aber dies stand auch nicht zu erwarten. Und so werden auch die Fans der ersten beiden Alben eher müde an dieser Platte vorbei hören, denn stromlinienförmige Pop-Nummern waren ehedem nicht der Grund, sich in diese Schweden zu verlieben.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Get free
  • My woman

Tracklist

  1. One last fire
  2. He can't control you
  3. Long long way
  4. Don't tell me
  5. I was blind
  6. Bang your head
  7. Get free
  8. My woman
  9. Scream for you
  10. Society
Gesamtspielzeit: 31:07 min

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The MACHINA of God

2019-11-15 23:53:16

Die sollen die Columbiahalle fast voll bekommen? 2019? Schwer zu glauben.

Armin

2019-11-15 21:00:41- Newsbeitrag

Viel nackte Haut im neuen Video - Tour startet am 22.11.!

Liebe Freunde, liebe Medienpartner,

seit fast einem Monat ist "BANG", das neue Album der schwedischen Rocker nun in der Welt und die Band steckt derzeit mitten in den Proben für ihre anstehende Europatour. Bevor es am 22.11. in Hamburg losgeht, erscheint heute das neue Video zum Track "Don't Tell Me".

Der Clip „portraitiert“ eine Art Sekte um einen dominanten Sex-Guru und ihre Riten. Parallel dazu wird der Sektenführer von einer TV-Journalistin interviewt und leugnet, in bester Trump & Co. Manier, alles was sie ihn fragt, bis das ganze eskaliert.

Von Band und Regisseur gibt das dazu auch ein Statement, welches dem Clip auch durchaus eine politische Komponente verleiht:

”We wanted to explore the absurdity, danger, and madness that occurs when a group of people gathers and together blindly devote themselves to a specific belief system that is preached by a hypocritical leader. This can be political, religious and social.”
Director Gustav Hugo Olsson & Mando Diao

Zu sehen gibt es das Video hier.


Mit der bluesig-gospeligen Single "Long Long Way" feiern Mando Diao unter anderem in der Heimat große Erfolge. Dort kletterte der Song auf Platz vier der Airplaycharts und verweist zahlreiche internationale Superstars auf ihre Plätze.

Live ist die Band wie gesagt ab nächster Woche an folgenden Terminen zu erleben, von denen einige bereits ausverkauft sind bzw. nur noch Restkarten verfügbar sind:

22.11. Hamburg – Sporthalle
23.11. Wiesbaden – Schlachthof (Ausverkauft)
24.11. AT-Wien – Arena (Ausverkauft)
26.11. CH-Zürich – X-Tra
28.11. Dresden – Alter Schlachthof (Restkarten)
29.11. München – Tonhalle (Ausverkauft)
30.11. Köln – Palladium
01.12. Berlin – Columbiahalle (Restkarten)

Rote Arme Fraktion

2019-10-12 08:32:59

Bring Em In 8,5/10
Hurricane Bar 8/10
Ode to Ochrasy 7/10
Never seen the Light of Day 5/10
Give me Fire 6/10

Danach war ich raus.

Top 5 Songs der Band
1. You Can‘t Steal my love
2. To China with love
3. Sheepdog
4. White Wall
5. Down in the Past

Man könnte ein schönes Best-Of mit 15 Songs machen, die richtig stark waren.

Die aktuellen Songs klingen halbgar, aber ich höre mir das Album trotzdem mal komplett an.

Bin zum Konzert Ende November in Köln eingeladen worden, ich hoffe die spielen ihre Klassiker.

jo

2019-10-12 04:55:44

@fuzzmyass:

Ich finde z.B. Bring Em In um Welten besser als alles was Libertines gemacht haben - DIE fand ich mal krass überhyped. Geschmäcker sind halt wohl verschieden.

Nein, das sind nur deine Vorurteile :D.

Ernsthaft: Ich habe gar keine Vorurteile gegenüber Mando Diao, außer, dass ich sie zu langweilig finde. Das mit dem "überhyped" ergab/ergibt sich dann aus diesem Urteil, was aber nicht mit einem "Vorurteil" zu verwechseln ist. Mir ging es nie darum, die Band absichtlich nicht zu mögen (ich ging da sehr neutral ran, weil viele Bekannte die mochten), aber ich mochte sie (die Songs) letztlich nicht.

"Sheepdog" als erste mir bekannte Single ging noch, aber der Rest war für mich gleich. Ich habe auch nie nen großen Unterschied zwischen Songs wie "Down in the Past" oder "Dance with Somebody" gehört. Waren für mich eben nur das: Songs, die mir letztlich nicht gefielen.

Mr. Fritte

2019-10-12 01:44:39

"Bring em in" ist super, sowas wie The Band und Mr. Moon find ich auch heute noch mitreißend. Bis zum (einschließlich) vierten Album mochte ich die sehr gerne, mit Give me Fire war dann auf einmal die ganze Energie und die Leidenschaft weg, und die Songs auch. Hab das letzte Album einmal durchgehört, das war echt schlimm. Die neuen Sachen klingen auch nicht viel besser.

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