Frankie Cosmos - Close it quietly

Sub Pop / Cargo
VÖ: 06.09.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Klines Wunderwerk

Bei manchen Dingen weiß man, was man hat – oder auch: Schuster, bitte bleib bei Deinen Leisten, die sind schon super so. Warum auch das Rad neu erfinden wollen, wenn man sowieso überall hinlaufen kann? Eben. Greta Kline, Tochter der Hollywood-Schauspieler Kevin Kline und Phoebe Cates, selbst ganz und gar kein Glamour-Girl aus La-La-Land, sondern stattdessen Frontfrau bei Frankie Cosmos, macht's vor. Deren viertes Album "Close it quietly" kommt zwar mit einem langem Beipackzettel von Sub Pop, der den Hörer glauben lassen will, dass hier mittlerweile bekannte Räume, Wesen, Strukturen neu dargestellt werden – "You know your hair. You know your room. Here’s the same hair, the same room, seen again as something new" –, konzentriert sich aber stattdessen viel lieber genau darauf, was Frankie Cosmos bisher ausgemacht haben.

Insofern ist "Close it quietly" nun nicht unbedingt ein Album, das überrascht, sondern eines, auf das man sich verlassen kann. Wer sich an den bisherigen Werken Klines erfreuen konnte, zuletzt also an dem im Frühjahr 2018 veröffentlichten "Vessel", wird auch hieran seine helle Freude haben. Hinter Frankie Cosmos steckt nämlich natürlich längst nicht mehr nur Kline alleine, sondern eine Band. Dennoch steht die Sängerin weiterhin als Gesicht und Gehirn im Vordergrund: Auch "Close it quietly" überzeugt nicht nur durch die feinen, poetischen Texte der 25-Jährigen, sondern genauso durch ihre zarte Stimme, die mal mehr, mal weniger aufmüpfigen Indie-Rock-Melodien und den ganz eigenen Charme Klines, der auch dieses Werk zu einem mindestens spannenden macht.

Rein vom Format her bleiben Frankie Cosmos sich ebenso treu: eine lange Tracklist, satte 21 Songs stark, aber eine Laufzeit von doch noch gewöhnlichen fast 40 Minuten. Das warmherzig-harmonische "Wannago", mit etwas über drei Minuten Länge der mit Abstand längst Track der Platte, nutzt die für Band-Verhältnisse fast schon als Überlänge durchgehende Zeit und spielt sich gleich noch den Neunzigerjahre-College-Mief aus den Klamotten, während ultrakurze Ausflüge wie "Self-destruct" oder auch "Trunk of a tree" fast schon zu Ende sind, noch bevor man tief Luft geholt hat. Auch das kennt man schon von den New Yorkern und auch das funktioniert weiterhin prima – Frankie Cosmos spielen ohnehin so, wie ihnen die Schnäbel gewachsen sind.

Und so geht es mal in hauchzart bis trotzig anmutende Gefilde wie in "Last season's textures" oder "Windows", rauf in rosarote Wattewölkchen mit dem gar nicht lustig gemeinten "A joke", oder auch ganz tief runter in die existenziellen Abgründe mit dem Opener "Moonsea" und der Zeile "The world is crumbling and I don't have much to say." In Klines kleiner Wunderkiste findet sich noch für jede Gefühlslage die richtige Melodie, der passende Spruch, die entsprechende Tonlage: "41st" schrammelt sich mit viel Herz und wenig Verstand durch die letzten lauen Sommerabende 2019, "Even though I knew" macht sich gemeinsam mit den Mädels vorm Spiegel für einen Abend voller Abenteuer fertig, "Did you find" taumelt liebestrunken in den Morgenstunden nach Hause. Und der Rausschmeißer "This swirling" räkelt sich am Sonntagvormittag noch eine Runde im Bett, kuschelt sich ausgiebig in die Kissen und denkt gar nicht daran, irgendwann mal aufzustehen oder gar die verschlafenen Äuglein zu öffnen. Muss ja auch nicht. Das Zimmer ist das gleiche wie vorher, die Haare sind ebenfalls nicht neu. Alles beim Alten also. Zum Glück.

(Jennifer Depner)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Moonsea
  • 41st
  • Even though I knew
  • This swirling

Tracklist

  1. Moonsea
  2. Cosmic shop
  3. 41st
  4. So blue
  5. A joke
  6. Rings (on a tree)
  7. Actin' weird
  8. Windows
  9. Never would
  10. Self-destruct
  11. Wannago
  12. I'm it
  13. Trunk of a tree
  14. Last season's textures
  15. Even though I knew
  16. Ufo
  17. Marbles
  18. Did you find
  19. A hit
  20. With great purpose
  21. This swirling
Gesamtspielzeit: 39:50 min

Im Forum kommentieren

Affengitarre

2019-09-06 16:57:41

Dann mach ich das mal in der Reihenfolge. Dankeschön!

Jennifer

2019-09-06 16:17:38

Ich finde alle Alben gut, würde aber auch am ehesten mit dem hier beginnen. Dann weitermachen mit "Next thing", "Zentropy" und "Vessels".

Affengitarre

2019-09-06 13:14:28

Da müsste ich eigentlich mal reinhören, alleine deshalb, weil gefühlt fast jeder zweite Künstler auf bandcamp mit lofi-Aufnahme sie als Einfluss nennt. Die hier als Einstieg, oder hat sie bessere Sachen?

Jennifer

2019-09-05 22:37:23- Newsbeitrag

Armin

2019-08-31 20:46:13- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum