DZ Deathrays - Positive rising – Part 1

Alcopop! / Soulfood
VÖ: 30.08.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Biegen und Erbrechen

Das waren noch Zeiten. Krach war Trumpf, Punk notwendige Existenzbedingung und das zielstrebige Vernichten von Spirituosen inklusive anschließendem Spontan-Erbrechen Pflicht. Wie im 2012er-Video zu DZ Deathrays' "The mess up", wo Shane Parsons und Simon Ridley ... aber sehen Sie selbst. Inzwischen sind die Australier ein paar Jahre und Platten weiter, und diese Zeit nutzten sie, um zumindest in der Heimat mit ihrem dritten Album "Bloody lovely" so etwas wie den Durchbruch zu schaffen und dank Drummer Lachlan Ewbank zum Dreier anzuwachsen. Und im fast hymnischen Opener "Hi everyone" geben sich DZ Deathrays gar ausgesucht versöhnlich, grüßen von Familie und Hörer über Verstorbene und Ungeborene bis hin zu Junkies und Wahnsinnigen praktisch die ganze Welt – und weil sie wissen, was sich gehört, auch alle "immigrants just like my grandmother". Vorbildlich – und ein verdammt guter Kickstart für "Positive rising – Part 1", bevor der Krach übernimmt. Der ist nämlich häufig immer noch Trumpf.

Was DZ Deathrays mit den oft als Vergleichsgröße herangezogenen Death From Above eint – egal, ob sich diese nun mit oder ohne "1979" schreiben. Während sich die Kanadier mit "The physical world" und "Outrage! is now" jedoch zusehends in einer Krawall-Sackgasse festgefahren haben, krankt das Trio aus Brisbane offenbar weniger an Entwicklungsresistenz. Jedenfalls, bis die selbsterfüllende Noise-Rock-Prophezeiung "Still no change" den Lauten macht und abgesehen vom etwas geschliffeneren Vocal-Arrangement auch auf "Bloodstreams" gut aufgehoben gewesen wäre. "IN-TO-IT" dreht noch ein Stück weiter auf und gibt sich ähnlich großmäulig wie die Versalien im Titel. Glühende Leads heizen ein, der massive Johl-Refrain schwillt unaufhaltsam an, und bei der Zeile "Don't give a fuck about tomorrow morning" ist die hämmernde Eskalation perfekt. Klingt nicht gerade so, als würden ausschließlich Kamillentee-Variationen auf der Getränkekarte stehen – bleibt am Ende also doch alles beim Alten?

Nicht ganz: Immerhin entdecken DZ Deathrays im konzisen Schrammel-Rocker "Year of the dog" kurz ihre inneren Kings Of Leon und katapultieren sich auf die vergleichsweise moderat beschallte Indie-Tanzfläche. Allerdings lediglich, um sie wenig später zusammen mit The-Bronx-Frontmann Matt Caughthran als Mikro-Gast niederzureißen. Dennoch waren Eingängigkeit und Pop – wenn auch hinter vorgehaltener Hand – bei Parsons, Ridley und Ewbank nie greifbarer als auf "Positive rising – Part 1": Obwohl etwa "Snakes" vordergründig scharfes Uptempo fährt, möchte der Song im Grunde nur aufs Surfbrett. Und biegen "Hypercolour" und "Silver lining" Richtung Harmoniegesang mit kuscheliger Synthie-Unterfütterung ab, sind auch die seufzenden Momente von Ash nicht allzu weit – ganz ohne dass sich der Gedanke an die plätschernde Kotz-Orgie aufdrängt, welche die Nordiren per Hidden Track auf ihr Debüt "1977" schmuggelten. Der Hörer weiß auch so: Irgendwie tut Punk noch immer Not. Und dieses Album sowieso.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Still no change
  • IN-TO-IT
  • Year of the dog (feat. Matt Caughthran)

Tracklist

  1. Hi everyone
  2. Still no change
  3. IN-TO-IT
  4. A lot to lose
  5. Hypercolour
  6. Snakes
  7. Nightmare wrecker
  8. Year of the dog (feat. Matt Caughthran)
  9. Silver lining
Gesamtspielzeit: 33:30 min

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Armin

2019-08-18 20:46:25- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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