8kids - Blüten

Napalm / Universal
VÖ: 23.08.2019
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

In der Pathos-Blase

"Mit echten Männern sitz' ich gerne mal am Biertisch / Wir hören Rockmusik, nur bitte unpolitisch." Diese Zeile aus "WTF" ist zwar prinzipiell kritisch gegen Patriarchat, Antifeminismus und Rechtstümelei gemeint, offenbart in seiner zwanghaft gewollt Stellung beziehenden Attitüde aber ein weiteres Problem: 8kids sagen auf "Blüten" so gut wie nichts aus. Nichts in diesem Song haben Kraftklub nicht bereits mit "Schüsse in die Luft" festgestellt. Neben einigen netten Ideen besitzt keine Zeile des Albums irgendeine Relevanz, die über den Meinungs-Mainstream linksalternativer Schülerbands hinausgeht. Selbstverständlich ist eine Abhandlung von Themen wie Rechtsruck und Flüchtlingskrise lobenswert und wichtig, wird doch immer wieder die Inhaltsleere zeitgenössischer Musik kritisiert. Selbstverständlich kann sich der Rezensent mit der politischen Attitüde von 8kids in hohem Grade identifizieren. Leider drückt sich diese in den zehn Songs aber auf eine derart platte und eindimensionale Weise aus, dass es den Eindruck macht, das Trio wolle sich nur selbst zu seinem Humanismus beglückwünschen.

Das wäre prinzipiell kein Problem, würden die Darmstädter ihre explizit pathetisch arrangierten Songs wenigstens in ein ansprechendes musikalisches Gewand kleiden. Leider verliert sich "Blüten" mit jeder Sekunde mehr in Pathos und triefenden Metaphern: "Ich glaube an den Geist der Geschwisterlichkeit / Wir sind alle von Geburt an frei und gleich" heißt es im Refrain von "Dein Zuhause". So weit, so richtig – aber wo bleiben da die Ecken und Kanten, die harte Rockmusik sonst so aufregend machen? Vielleicht ist es der neue Pop-Ansatz der Band, der diese Gefälligkeit erklärt. Sie gibt sich hier nämlich deutlich eingängiger als noch auf dem Debüt "Denen die wir waren".

Mit oft fragwürdig aufdringlichem Gesang zwischen Casper und Marathonmann beherrschen weitgehend glattgebügelte Abwandlungen von Heisskalt oder Fjørt das Geschehen: Der Opener "Kraft" ist nicht nur textlich eine Ansammlung von Motivations-Kalendersprüchen à la Kontra K, sondern setzt auch musikalisch auf klassischen, energetischen Post-Punk: "Du hast die Macht / Komm zurück zur Kraft." Dennoch überzeugt die neue Melodiösität stellenweise durchaus: "Ich gehöre Dir nicht" beispielsweise schafft es zwar nicht ganz, sich vom Kitsch der vorherigen Songs zu befreien, punktet aber mit einer stimmigen Melodie und interessantem Storytelling. Dass 8kids es eigentlich können, beweisen sie in oft weitflächigen lyrischen Bildern und oft starken Instrumental-Passagen. Wieso die Hessen es auf "Blüten" hingegen so oft schaffen, ihre Stärken zu unterdrücken, statt sie zu betonen, wissen vermutlich nur sie selbst.

(Julius Krämer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ich gehöre Dir nicht

Tracklist

  1. Kraft
  2. Wir bleiben Kids
  3. WTF
  4. Du gegen Dich
  5. Dein Zuhause
  6. Spiegelbild
  7. Halt Dich fest an mir
  8. Unten am Fluss
  9. Wir sind die Angst
  10. Ich gehöre Dir nicht
Gesamtspielzeit: 40:17 min

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Joe Black

2019-09-22 15:49:32

Mit der Rezension kann ich nicht so viel anfangen. Wenn der Rezensent

Armin

2019-08-18 20:45:26- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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