Shura - Forevher
Secretly Canadian / CargoVÖ: 16.08.2019
Blau ist eine warme Farbe
Forevher. Forever. For her. Forever for her. So manches eröffnet sich erst beim zweiten Blick, beim dritten Hören, beim vierten Ausprobieren. Eines ist sofort klar: Shura ist verliebt, bis über beide Ohren, mit Haut und Haaren, und sie will es nicht nur alle Welt wissen lassen, sondern es in ebendiese hinaustragen. Über eine Dating-App hat sie ihre Liebste kennengelernt, es vergingen Monate bis zum wirklichen Live-Kennenlernen, und der geografischen Distanz ist nun geschuldet, dass die beiden Damen auf die Vorteile der modernen Kommunikationsmittel zurückgreifen müssen, um ihre Liebe am Leben zu erhalten. "Forevher" ist, man ahnt es schon, für sie, und in der Tat ist es auch ein Album für immer.
Wie schon Shuras Debüt "Nothing's real" von 2016 ist das zweite Album Pop par excellence, eine Übung in positiver Eingängigkeit, und "Forevher" trotz seines tiefblauen Covers so warm wie eine herzliche Umarmung. Die bereits in der Vorgänger-Rezension angesprochene Mischung aus Electronica, Kitsch-Pop und Synthies ist längst das Markenzeichen Shuras, eine Kunst, die sie in den letzten Jahren nur weiter verfeinert hat. Etwas zurückhaltender gibt sie sich hier stellenweise jedoch, das deutet bereits der ruhige Opener "That's me, just a sweet melody" an, der mit etwas über einer Minute fast schon als Interlude durchgehen würde. Trotzdem aber klingt es so zart wie zärtlich, liebevoll, im wahrsten Sinne des Wortes voller Liebe.
Schon im darauffolgenden "Side effects" wird es nach kurzer Piano-Klimperei sinnlicher, verspielter und, ja, auch zuckerwattiger: Süß ist es jedenfalls, dass sich bei Shura bei so viel Liebesdrogen noch keine Nebenwirkungen bemerkbar gemacht haben. Da darf der erste Tastenanschlag auf dem Klavier gern auch beim Beginn von Samphas "No one knows me like the piano" mopsen. Derweil flirtet "The stage" mit funky Disco-Elementen, stetiger Körperkontakt selbstverständlich inklusive, ein ausladendes, dramatisches Finale deutet auf pure Euphorie beim ersten Treffen mit der Liebsten hin und ist gleichzeitig ein waschechter Höhepunkt in der ersten Hälfte des Albums. Fast schon schwermütig kommt dafür die Sehnsucht in "Princess Leia" daher, diese mit einer Fernbeziehung immer auch verbundene unterschwellige Traurigkeit, und mit der Melancholie drängelt sich auch die Angst vor der Zukunft und der eigenen Sterblichkeit in den Vordergrund: "When Princess Leia died, I was also in the sky / How can I be sure I'm still alive? / Maybe I died when Carrie Fisher died."
Nicht weniger charmant ist "Forever", das in seiner fröhlichen Freizügigkeit stellenweise zumindest melodisch gar an das 1995er "Daydream"-Album der damals nur geringfügig jüngeren Mariah Carey erinnert. Generell ist "Forevher" weniger auf Nächte zum Durchtanzen im Club ausgerichtet, sondern mehr auf trautes Zusammensein in kleineren Gruppen, natürlich mit verführerischen Engtanz-Episoden. Fans von "Nothing's real" werden wohl am ehesten fündig im Prince-Falsett von "Religion (U can lay your hands on me)" mitsamt seines dezent-netten Gitarrenspiels oder auch im immer weiter durchdrehenden Abschlusstrack "Skyline, be mine". Und alle Freunde des gepflegten Schmusens suchen sich pünktlich zu "Flyin'" am besten gleich ein ruhiges Plätzchen. "I'm scared of fighting / But I'd fight for you" – ja, es ist wirklich schön, dass Shura verliebt ist. Sind wir ja auch – in sie. Immer mehr? Forever more.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Side effects
- The stage
- Forever
Tracklist
- That's me, just a sweet melody
- Side effects
- Religion (U can lay your hands on me)
- The stage
- BKLYNLDN
- Tommy
- Princess Leia
- Flyin'
- Forever
- Control
- Skyline, be mine
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Jennifer
2021-02-17 21:33:04- Newsbeitrag
Jennifer
2019-10-10 14:17:48- Newsbeitrag
Armin
2019-08-04 19:09:01- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
chocolat ideal
2019-06-21 14:51:39
Vorfreude! Nothing's Real ist für mich eines der besten Pop-Alben ever. Nur Hits, niemals zu kitschig, und vor allem White Light ist einfach nur grandios.
Sorry but
2019-06-21 14:02:59
Schon mal Kandidat für das hässlichste Coverbild des Jahres.
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