The Hold Steady - Thrashing thru the passion

Frenchkiss
VÖ: 16.08.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Geborgen im Normalen

"It doesn't have to be perfect / Just sorta has to be worth it": Was gäbe es für eine bessere Aussage für das Schaffen von The Hold Steady aus Brooklyn? Man findet diese direkt im ersten Song "Denver haircut" des neuen, siebten Albums "Thrashing thru the passion", welches der ideale Stellvertreter für alles ist, was The Hold Steady ausmacht. Der nölige Gesang von Craig Finn, der die Strophen entlang grummelt und ganz unverhofft bei unheimlich eingängigen Refrains landet. Oder das bewusst konservativ ausgelegte Riffing von Tad Kubler und Steve Selvidge, knackig, burschikos und immer mit dem Gespür für Jackpot-Momente. Den Willen zu Innovation und Weiterentwicklung haben The Hold Steady diesmal an der Gaderobe abgegeben, keine Songs, die sich in Richtung zehn Minuten bewegen, keine außergewöhnlichen Arrangements. Die New Yorker lassen alles, was den Blick auf den Kern dieser Band verstellen könnte, beiseite. Höchstens die üppigen Bläser-Sets atmen noch einen Hauch Extravaganz, doch sind diese in recht simpel gehaltene Songs eingebaut, die vor allem jede Menge Energie besitzen.

Besagtes "Denver haircut" rollt schnittig dahin und lässt sich von den offensiven Riffs zusätzlich tragen. Agil, spielfreudig, mit dem Willen zu klarer Kante geben sich die Songs zunächst unspektakulär, doch dies ist ein bekannter Effekt bei dieser Band: Was zuerst unauffällig dahin rockt, wird über die Wochen, Monate, Jahre zum innigen Begleiter. Das rumpelige Geklimper von "Epaulets" gönnt sich einen wunderbar gleitenden Refrain, der Euphorie und altersmilde Wehmut schlüssig vernäht. "You did good kid" setzt dagegen bei einem sneaky Tempo an, holt sich auf regennasser Straße den Bläser-Furor aus dem angrenzenden Nacht-Club. Und da ist es dann auch wieder, das nächtliche Leben in den Kneipen und Bars, wobei Finn nicht mehr alles mitmacht. "I like the party flavours / But I hate the party people", wie es in dem mit flötenden Orgeltönen ausgelegten "Entitlement crew" so schön heißt. Jener Song ist übrigens genau so ein treffsicheres Highlight, wie das im Balladen-Fach wildernde "Blackout Sam". Das sanft leiernde Melodie-Motiv dieses Stückes schmiegt sich ganz innig an jede einsame Seele, die sich fragt, ob es wirklich noch ein Bier sein muss. Zuerst luftig schwirrend durch die Orgel ins Gespräch gebracht, legt die Melodie in weiteren Durchgängen das golden glänzende Geschmeide einer robusten Bläser-Sektion an, verliert aber nicht die immanente Wärme.

In jenem Song trifft man übrigens auf eine weitere Textstelle, die alles offen legt, was The Hold Steady bieten und gewähren: "I wanna make you feel protected and high." Dieses Album, welches zur einen Hälfte aus neuen Kompositionen besteht, zur anderen aus Songs, die The Hold Steady über die letzten Jahre digital veröffentlicht haben, wird niemanden überraschen. Eher ist "Thrashing thru the passion" die allgemeine Schnittmenge des bisherigen Schaffens. Diese Platte kann man idealerweise auflegen, um die Band einem Neuling näher zu bringen. Stücke wie "Star 18" oder das mit beseeltem Refrain antretende "Confusion in the marketplace" haben alles, was man an dieser Band schätzen gelernt hat, nicht mehr, nicht weniger. Sich die Songs ins eigene Seelenleben einzuarbeiten, sie zu verlässlichen Freunden heranreifen zu lassen, das lohnt sich jedoch definitiv erneut und ist jede mit dem Album verbrachte Minute wert.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Blackout Sam
  • Entitlement crew
  • Confusion in the marketplace

Tracklist

  1. Denver haircut
  2. Epaulets
  3. You did good kid
  4. Traditional village
  5. Blackout Sam
  6. Entitlement crew
  7. T-shirt tux
  8. The stove & the toaster
  9. Confusion in the marketplace
Gesamtspielzeit: 37:04 min

Im Forum kommentieren

sugar ray robinson

2019-08-28 16:56:35

Sogar 7 Songs konnte man vor Release streamen (Entitlement schon seit 2017). Wegen 3 neuen Songs brauchts kein neues Album find ich. Zumal weitere 4 Songs seit 2017 veröffentlicht wurden, die nicht auf dem Album gelandet sind. Wirkt alles zusammengewürfelt. Letztes Craig Finn Album find ich deutlich besser...

Grizzly Adams

2019-08-26 17:29:58

Moin. Habe gerade das Album einmal komplett gehört - vier Songs könnte man ja schon vorab streamen. Erster Eindruck ist absolut positiv. Respekt. Das letzte Bandalbum ist ja nun schon bisschen her, in der Zwischenzeit hat Craig Finn einige sehr schöne Soloalben an den Start gebracht. Klingt im Grunde ganz ähnlich, nur mit weniger Bandsound.
Für mich auch so im 7/10 Bereich auf Anhieb. THS schafft es eigentlich mit jeder Scheibe auf mindestens EL-Platz, meistens sogar Champions League. Für die Meisterschaft hat es nur einmal gereicht. Boys and Girls in America. Aber gut, ich kann mit jedem Album etwas anfangen. Macht Spaß und nach einiger Zeit gebe ich mir dann auch die Mühe, auf die Texte zu achten.
Dann gewinnt nahezu jeder Song nochmals.

VelvetCell

2019-08-05 09:56:55

Wegen "Constructive Summer" haben die Jungs bei mir immer noch ein Stein im Brett. Ich werde wohl mal ein Ohr riskieren.

Armin

2019-08-04 19:07:41- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?


Armin

2019-07-24 13:48:13- Newsbeitrag

The Hold Steady have released a new song, "You Did Good Kid," the second new one from Thrashing Thru The Passion, and can be downloaded with album pre-orders. Thrashing Thru The Passion is the band's seventh studio album and is out August 16 on Frenchkiss Records. Fans can receive access to exclusive album bundles, including such extras as a poster, lithograph and enamel pin set. All album pre-orders will come with a free download of "You Did Good Kid" as well as the first song "Denver Haircut." Both songs are available now at all DSPs.

"'You Did Good Kid' is the first song we worked on for this session, and remains a favourite," says Craig Finn. "It went though a few iterations before we came to this arrangement, and I'm really psyched on it. It feels great to play live."



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