Black Mountain - Destroyer

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 24.05.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Space cowboys

Der Raketenstart war erfolgreich. Black Mountain kehren der Erde den Rücken und begeben sich in weite Fernen. Nun also Science-Fiction statt progressivem Vergangenheitsrock? Die Antwort darauf lautet klar: nein. Im Herzen sind die Kanadier nach wie vor so retro wie das Albumartwork ihres fünften Werks. Grimmige Nostalgiker, die jeden Tag "Früher war alles besser" in ihre Bärte brummen, waren die fünf aber nie und sind es auch 2019 nicht. Deshalb ist auf "Destroyer" irgendwie alles beim Alten, obwohl der Sound deutlicher denn je in Richtung Gestirne zielt. "Destroyer" zählt zu jenen Alben, bei denen der meist schwammig gebrauchte Begriff "Space Rock" ausnahmsweise Berechtigung findet. Und ja, die Band erinnert immer noch stark an diese namensverwandten Briten, die damals in den 70ern Angst und Schrecken verbreiteten. Alternativ könnte der Titel dieser Rezension dementsprechend auch "Space Sabbath" lauten. Verstanden? "SPACE SABBATH".

Passend dazu wird auf "Horns arising" gleich die ganze Hölle ein paar Etagen weiter nach oben verlegt. Stephen McBean singt mit effektverzerrter Stimme über kreisende Untergangsriffs und klerikale Tastenklänge. Da nickt der Kopf fast von allein. Schließlich geht die Reise von der staubigen Wüste bis in die hohen Lüfte. Wie ein Sektenoberhaupt singt McBean von brennenden Seen, Stimmen der Verdammten und tausend fliegenden Pferden. Letzteren würde man sich mit Black Mountains Riffgebilden im Hintergrund gerne in den Sattel schwingen. Das Leben ist schließlich kurz, und nahe am Abgrund lebt man sowieso, wie das nachfolgende "Closer to the edge" glaubwürdiger als jeder Gebetschor versichert. Damit es trotz alledem keinen Grund gibt, in Depressionen zu versinken, schwingen Black Mountain mehrmals kräftig den Rock-'n'-Roll-Hammer. So kräftig sogar, dass man fürchten muss, es könnte sich alsbald jemand das Schultergelenk auskugeln.

Der in "High rise" besungene "einsamste Schwanz im Himmel" hadert also auch weniger mit seinem Schicksal, als dass er mit größenwahnsinnigen Allmachtsphantasien um sich wirft. Wenn sich der Adrenalinhaushalt am Boden befindet, empfiehlt die Hausärztin an dieser Stelle, den Lautstärkeregler nach rechts zu drehen. Ebenso ekstatisch klingt Black Mountains Kampf gegen Monotonie und Automatismen in "Licensed to drive". Dabei kommt zum Ausdruck, was Teenager vom Dorf längst wissen: Hält man erst den Führerschein in Händen, ist nichts mehr so wie früher. Die Erlaubnis, sich hinters Lenkrad zu schwingen, ist hier freilich im übertragenen Sinn zu verstehen und gleicht eher einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Geist und Körper. Black Mountains Fahrt wartet mit klassischen Heavy-Metal-Gitarren auf. Der Wagen fährt mit 190 km/h, brodelnder Euphorie und wehenden Siegesfahnen am Abgrund entlang. Routine ist halt aber auch langweilig.

(Katharina Bruckschwaiger)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Horns arising
  • High rise
  • Licensed to drive

Tracklist

  1. Future shade
  2. Horns arising
  3. Closer to the edge
  4. High rise
  5. Pretty little lazies
  6. Boogie lover
  7. Licensed to drive
  8. FD'72
Gesamtspielzeit: 43:00 min

Im Forum kommentieren

fakeboy

2019-06-03 11:43:18

Future Shades nicht bei den Highlights aufgeführt? Gewagt, würd ich sagen. Bester Song!

Gutmensch

2019-06-01 14:23:58

Megagutes Album!

Armin

2019-05-30 20:01:28- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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