Sunn O))) - Life metal

Southern Lord / Soulfood
VÖ: 26.04.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Der Lärmeffekt

Sunn O))) hören ist eine physische Erfahrung. Es brummt, es schiebt, es drückt. Jeder Akkordwechsel ist ein Ereignis. Dabei gilt bei dieser Band mehr als bei fast jeder anderen: Wer die volle Dröhnung will, muss Sunn O))) live erleben. Auf der heimischen Anlage lässt sich das Ganzkörpervibrieren eines Gigs nur unzureichend emulieren. Zudem gibt es meistens Nachbarn, die wenig Verständnis für Tiefton-Massagen mitbringen. Banausen, allesamt. "Life metal", das achte Album der US-Amerikaner, stellt eine Rückbesinnung auf die Urtugenden des Drone Doom dar. Niemand Geringeres als Analog-Guru Steve Albini hat die Platte produziert, was angesichts des brachialen Sounds wie Arsch auf Eimer passt. Wenn einer Krach aufnehmen kann, dann Albini.

Wobei Sunn O))) zwar verflucht laut sind, aber keinen Krach machen. Dazu sind ihre Songs viel zu melodisch. Die Melodien entwickeln sich mal aus den Obertönen, mal dürfen sich Streicher oder eine Orgel aus dem Wabern schälen, um einen Kontrast zum allumfassenden Wummern zu setzen. Doch eines gilt immer: das Prinzip der totalen Überwältigung. Dies ist auch der Grund, weshalb sich "Life metal" nur bedingt als Nebengeräusch eignet. Erst bei intensiver Auseinandersetzung mit der Musik werden all die Details hörbar, die den Unterschied ausmachen. Denn viele Drone-Bands begehen den Fehler, durch pure Lautstärke wirkmächtig sein zu wollen. Nicht so Sunn O))): Stephen O’Malley und Greg Anderson wissen genau, wann der richtige Zeitpunkt für dynamische Wechsel gekommen ist.

Besonders imposant gerät das stetige Auf und Ab im 25-minütigen "Novae". In der ersten Hälfte des Songs erklingt das übliche subsonische Inferno, bevor urplötzlich ein einzelner Ton alleine im Raum schwebt. Dann gesellt sich ein weiterer hinzu. Aus zwei Tönen werden viele, schließlich findet sich der Hörer inmitten eines kakophonischen Jaulens wieder. Worte greifen zu kurz, um die Intensität dieser Musik zu beschreiben. "Troubled air" und "Aurora" geraten im Vergleich zu diesem Monument fast schon konventionell. Doch auch hier findet die Band stets den richtigen Weg durch das Dickicht. Eine kleine Überraschung gibt es aber doch: "Between Sleipnir's breaths" beinhaltet einen Gastbeitrag der isländischen Sängerin Hildur Guðnadóttir. Diese raunt einige Zeilen ins Mikrofon, während ringsum die Verstärker wackeln. Exakt in dieser Gegensätzlichkeit liegt der Zauber von Sunn O))).

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Novae

Tracklist

  1. Between Sleipnir's breaths
  2. Troubled air
  3. Aurora
  4. Novae
Gesamtspielzeit: 68:58 min

Im Forum kommentieren

VelvetCell

2019-08-06 13:48:19

Ich kann dich verstehen, Master. Sunn nicht zu mögen ist nachvollziehbar. Und wie ich schon schrieb, kommt das auch bei mir sehr auf die Stimmung und das Umfeld an, in dem ich höre. Wenn das allerdings stimmt, kann ich mich in dieser Musik verlieren. Im Grunde ist das ja auch nur Ambient-Musik.

MasterOfDisaster69

2019-08-06 13:33:33

@VelvetCell: geht es Dir mittlerweile besser?
sorry, ich kann weiterhin mit diesem langweiligem Zeug nichts anfangen. Wer hört sich das wirklich über 70 Minuten komplett nüchtern an? mag ja handwerklich alles gut sein, aber dennoch, da passiert einfach zu wenig. Und dann noch Referenzen wie Neurosis, gar Fantomas, Isis, Cult of Luna und und und.

VelvetCell

2019-05-15 20:47:46

Das Album gefällt mir mal wieder ziemlich gut, nachdem ich mit Kannon nie wirklich warm geworden bin. Vielleicht bin ich auch nur gerade in der richtigen Stimmung ...

Randwer

2019-05-02 23:10:33

Ich bin ja ein großer Hildur-Fan. Von daher werde ich mir das Album auch mal zu Gemüte führen

Armin

2019-05-02 20:23:25- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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