P!nk - Hurts 2b human

RCA / Sony
VÖ: 26.04.2019
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Taschentuch gefällig?

Okay, okay. Schon klar, dass Alicia Moore es noch drauf hat, wenn sie will: die Rotzattitüde, mit der sie sich als P!nk vor nun knapp 20 Jahren etablierte. Dieses Image hegte und pflegte sie immer vorsorglich, auch wenn zuletzt "Beautiful trauma" ihr wohl ruhigstes, gefühlsseligstes Album wurde. Der vollkommen unglücklich "Hurts 2b human" betitelte Nachfolger möchte deshalb gleich im Refrain des Western-Openers die Fronten klären: "Don't hustle me / Don't fuck with me." Und doch konzentriert sich P!nks achte Platte tatsächlich vorwiegend auf die schmerzliche Seite des Menschseins. Das an zweiter Stelle stehende, schmissige "(Hey why) Miss you sometime" oder der etwas zu überdrehte, aber unterm Strich launige EDM-Vorbote "Can we pretend" sind genau wie die Eröffnung nur falsche Fährten für einen Seelenstriptease auf Albumlänge. Der zum Ziel hat, sich mit den eigenen Unzulänglichkeiten und Selbstzweifeln auseinanderzusetzen. "Have I the courage to change today?" Oder auch: "Where's the book that shows you how to be a big girl now?" Fragen über Fragen.

Dass Moore tiefgehende Songs schreiben und emotional vermitteln kann, hat sie bereits mit Stücken wie "Family portrait", "The great escape" oder "Glitter in the air" bewiesen. Es muss daher irgendetwas abhanden gekommen sein, sodass "Hurts 2b human" gerade in solchen Momenten oft ins Belanglose abdriftet. Der Titeltrack ist so gesichtslos, dass ein Feature vom musikgewordenen Allgemeinplatz Khalid schon konsequent wirkt. Country-Star Chris Stapleton rettet "Love me anyway" nicht vorm Absaufen im Kitsch, "We could have it all" rauscht als Selbstplagiat ohne bleibenden Eindruck durch. "Seen every therapist / But I'm a cynical bitch", singt sie in "Happy", aber gerade diesen Zynismus vermisst man häufig in diesen 13 Songs, die sehr nach echten Gefühlen streben, aber doch nur bei #thefeels landen. Der Wille zur Offenheit ist spürbar, scheitert jedoch vielerorts an egalen Kompositionen.

Hopfen und Malz sind trotz dieser Ausfälle nicht komplett verloren. Was "Hurts 2b human" ins Mittelfeld rettet, ist nicht zuletzt das clevere Sequencing, das kurz vorm Kentern immer noch einen guten Track aus dem Ärmel schüttelt. Dazu gehört der folkige Vorbote "Walk me home", dessen armausbreitender Refrain auf der kommenden Stadiontour seine Wirkung nicht verfehlen dürfte. "90 days" ist im Kontext mit P!nks und Wrabels sich umkreisenden vocoderisierten Stimmen schon beinahe experimentell, wenn auch insgesamt auf leicht wackligen Beinen stehend. Das ist vielleicht kein würdiges Material für eine weitere "Greatest hits"-Zusammenstellung. Aber allemal spannender als die nächste angerockte Powerpop-Nummer.

"Hurts 2b human" ist stark durchwachsen, keine Frage. Der finale Eindruck rettet aber einiges. Dass P!nk ruhige, emotionale Ausklänge schätzt, war schon auf "Beautiful trauma" nicht zum ersten Mal sichtbar. Auf "Hurts 2b human" wird es noch deutlicher: "Circle game" und ganz besondere das tolle, nur auf verhallte akustische Gitarre und Vocals beschränkte "The last song of your life" zeigen als Schlusspunkte doch noch, wie das mit Balladen und der Reduktion aufs Wesentliche geht. "If this is the last song of your life / Then I'm inviting you to get it right", heißt es im Closer. Und tatsächlich wird einmal alles richtig gemacht. Nur mit Rotz und Wasser anstatt Rotz und Galle eben. Taschentücher wären bei P!nk demnach so oder so weiterhin nicht verkehrt.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • (Hey why) Miss you sometime
  • Circle game
  • The last song of your life

Tracklist

  1. Hustle
  2. (Hey why) Miss you sometime
  3. Walk me home
  4. My attic
  5. 90 days (feat. Wrabel)
  6. Hurts 2b human (feat. Khalid)
  7. Can we pretend (feat. Cash Cash)
  8. Courage
  9. Happy
  10. We could have it all
  11. Love me anyway (feat. Chris Stapleton)
  12. Circle game
  13. The last song of your life
Gesamtspielzeit: 47:07 min

Im Forum kommentieren

menno

2019-05-02 23:59:34

Ob 5 oder 6, ob 99 oder 2000, hauptsache Italien.

Günni

2019-05-02 23:55:58

Vor allem ist die Frage unsinnig, da Beautiful Trauma, was gerade 1,5 Jahre alt ist, noch 6 bekommen hat.

helllo

2019-05-02 23:50:38

Macht die Zuordnung nicht weniger unsinnig.

iva Majoli

2019-05-02 21:56:54

Wikipedia hat mich gerettet. Ihr Debütalbum Can't Take Me Home wurde schon 1999 eingespielt.

helllo

2019-05-02 21:48:11

Pink: jetzt ein Popstar aus den Neunzigern.

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