Nick Murphy - Run fast sleep naked

Future Classic / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 26.04.2019
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

What's my name?

Flucht vor dem Erfolg? Chet Faker ist nicht mehr, der Mann hinter diesem Künstlernamen heißt seit einiger Zeit Nick Murphy und tritt jetzt auch als solcher auf. Dabei hat der Australier sein zweites Album "Run fast sleep naked", und mit diesem versucht er nun seinen Sound, Indie-Pop im weitesten Sinne, zu vertiefen aber auch üppiger zu gestalten. Dabei gibt es Momente, die den Hörer ob ihrer Raffinesse mit an Begeisterung grenzender Verblüffung zurücklassen, jedoch auch so mancher Fehlgriff, das Verhältnis zu diesem Album kann da durchaus als ambivalent bezeichnet werden. Ein absoluter Pluspunkt der elf Stücke, deren Songwriting in allen Ecken der Welt stattfand, ist die reichhaltige und gewitzte Instrumentierung, an der ein ganzes Orchester seinen Anteil hat.

Die komplette Vielfalt in Murphys Songs zeigt sich direkt beim Opener "Hear it now", welcher von Harfenstreicheln umflort die ersten gesanglichen Schritte hin zu einem pathetischen Refrain an einem Küstenkliff nimmt. Auf dieser Wegstrecke umschifft die Percussion aber interessanterweise den indischen Subkontinent, und ein mitteilungsfreudiges Saxophon sorgt für einen rötlichen Metallschimmer. Auch das mit abgefederter Inbrunst vorgetragene "Guess I'm losin' my mind" in "Harry takes drugs on the weekend" wird durch kräftig bouncende Bläsertupfer in ein fast surreales Setting verfrachtet. Dass die eklektische Kombination aber nicht immer aufgeht, zeigt dann "Sanity": Lateinamerikanische Klavierfiguren und ein seelenvoller Havanna-Groove in allen Ehren, doch wenn die plakativen Synths für ein Plastiktopping sorgen und die Melodieführung des Gesangs an egalen bis ärgerlichen Weichspülpop der Mittneunziger erinnert, gerät das labile Gleichgewicht aus den Fugen. Auch beim instrumental eigentlich spannenden "Sunlight" gibt es ein entscheidendes Manko, indem der leicht panische Refrain nicht nervenaufreibend, sondern ganz einfach nervig gerät.

Die Akustik-Gitarren-Meditation "Some people" mit geschmackvoller Streichergarnitur und runtergekühlter Intensität im Gesang trumpft aber bereits wieder bescheiden auf und implementiert sogar noch schlüssig einen noisigen Break-Beat-Part. Leider reichen im folgenden "Yeah I care" die dramatischen Streicher nicht aus, die recht belanglos ausgestaltete Melodik zu übertünchen. Der sanfte Puls von "Novocaine and Coca Cola" versöhnt dann aber erneut, hach, es ist halt ein echtes Wechselbad, mal ist man richtig angefixt von der musikalischen Ausgestaltung, ärgert sich aber an anderer Stelle über flaches und plattes Songwriting aus der Standardabteilung. Der angeraute Breitwand-Pop von "Never no" ist eben nur gefällig, wird dem kompositorischen Talent Murphys nicht gerecht. Da hat die leidenschaftlich aufwallende Hammond-Orgel in "Dangerous" mit emotionalen Leerstellen im Songwriting zu kämpfen, und trotzdem findet man immer wieder Momente echter Größe, so in den eher runtergedimmten Schlussnummern "Believe me" und "Message you at midnight", die klassisches Instrumentarium mit aufregenden Soundbasteleien oder außerweltlichem Autotune zusammenführen. Vieles gelingt Nick Murphy blendend auf dieser Platte, manches Mal verlässt er sich aber zu sehr auf formelhaftes Pop-Handwerk, da wäre mehr Sorgfalt und Individualität schön gewesen, noch mehr also vom echten Nick Murphy, der dann erst recht keinen Künstlernamen mehr brauchen würde.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hear it now
  • Some people

Tracklist

  1. Hear it now
  2. Harry takes drugs on the weekend
  3. Sanity
  4. Sunlight
  5. Some people
  6. Yeah I care
  7. Novocaine and Coca Cola
  8. Never no
  9. Dangerous
  10. Believe me
  11. Message you at midnight
Gesamtspielzeit: 47:05 min

Im Forum kommentieren

Armin

2019-04-18 20:59:23- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2019-03-05 17:43:15- Newsbeitrag

Nick Murphy kündigt sein zweites Album “Run Fast Sleep Naked” an, das am 26. April über Future Classic erscheinen wird. Neben der Album-Ankündigung veröffentlicht Nick die erste Single “Sanity” inklusive Video.

Fünf Jahre sind vergangen seit der Veröffentlichung von “Built On Glass”. Das Debütalbum, das Platin-Status erreichte, sieben ARIA Music Awards gewann, darunter den “Best Male Artist” sowie “Producer of the Year” und der Anstoß war für eine nicht enden wollenden Riege aus ausverkauften Konzerten auf fünf Kontinenten, Auftritte bei großen Festivals wie Coachella und Glastonbury, internationalen TV-Auftritten (The Ellen DeGeneres Show, Jimmy Kimmel), Musikvideos mit Hunderten von Millionen Aufrufen, darunter zum Beispiel 180 Millionen Klicks für sein von MTV VMA nominiertes Video für “Gold”.

Mit “Run Fast Sleep Naked” eröffnet der Sänger, Produzenten und Multiinstrumentalist nun ein weiteres Kapitel seines musikalischen Schaffens. Für das neue Album reiste Murphy vier Jahre lang mit einem Mikrofon in seinem Koffer um die Welt, um seine Gesangsspuren in den Räumen und Umgebungen aufzunehmen, die ihn am meisten inspirierten. Bestärkt von der Lektüre der Theorien von Joseph Campbell über die schamanistische Rolle des Künstlers in der modernen Gesellschaft befand sich Murphy in einer ganz besonderen Zeit der Selbstfindung. “Run Fast Sleep Naked” ist ein Album, das ebenso durch ständiges Hinterfragen und das Erkunden von Wahrheit geprägt ist.

“It’s almost like I was finding different shapes and colors from around the world, and then bringing them back and putting them all together,” so Murphy. “If you sit in one space for a long period of time, you get settled and stop experiencing the world in a new way. There’s a kind of power in leaping into the void without set structures and systems in place.”

Aufgenommen wurde das neue Material in Brooklyn, New York. Für den speziellen Sound des Albums arbeitete Murphy mit über 15 Musikern sowie einem kompletten Orchester zusammen und erschafft so mehr Tiefe in seinen Songs. Murphy spielt mit einem Spektrum an Sounds und Melodien, verknüpft diese dicht und strahlt doch eine warme Leichtigkeit aus, die die Klangwelt des Australiers so besonders macht.

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