C Duncan - Health

Fat Cat / H'Art
VÖ: 05.04.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Flaschen sammeln in Saint-Tropez

Chris Duncan aus Glasgow geht raus ans Licht. Der melancholische, teilweise klaustrophobische Touch seiner letzten Platte "The midnight sun" ist Geschichte. Hört man die ersten Klänge seines neuen Werkes "Health", weiß man, wo Duncan hin will: Cote d'Azur, sich bräunen lassen auf dem Deck einer Yacht, beschlagene Champagner-Gläser. "Health" atmet den Luxus des mondänen Lebens, zumindest phasenweise. Der mit luftigen Beat aufgearbeitete Sommer-Pop von "Talk talk talk" gönnt sich einen luxuriösen Damenchor, synthetische Streicher in der Deluxe-Version und natürlich jede Menge im Licht geborene Melodien und Harmonien. Vorbei die Zeiten, als Duncan seine Musik im abgedunkelten Schlafzimmer am Laptop zusammenbastelte, dies hier atmet den Geist von teuer bezahlter Studiozeit, wobei das Ergebnis elegant und leicht wirkt. Die in Technicolor badende n Background-Vocals von "Wrong side of the door" vereint sich mit weich wabernden Gitarrenklängen und geisterhaften Synthies zu einem melancholisch angehauchten Wachtraum auf der Liegewiese eines stattlichen Anwesens. Beachtlich ist, wie viel Sentiment Duncan in seinen hauchzarten Gesang legt und wie hier nahezu gegen musikalischen Stillstand herangesungen wird.

Das folgende "Impossible" ist vielleicht der Hit des Albums: Stakkato-Streicher, ein sinisterer Groove und eine galant choreographierte Außenseiter-Verzweiflung, alles verwebt sich zu einem geschmackvollen Disco-Knüller. Duncan steht hier außerhalb der Uptown-Welt voller Glamour, die Angebetete erscheint unerreichbar: "It's impossible to tell you about what I'm doing after dark / It's impossible to tell you about what I'm dreaming after all / It's impossible to tell you about how I'm feeling every night / When you live on the other side of town." Die sonnigen Dancefloor-Schmeichler sind der eine Teil dieser Platte, in satte Sommerfarben eingefärbte Balladen das andere Element. Die vollmundigen Streicher von "He came from the sun" machen sich gut zu Duncans mild angerautem Gesang, der sich fast wie immer auf einen säuselnden Chor verlassen kann. "Holiday home" dagegen bietet soft rockende Funk-Gitarren in seiner Auslage an, der sanft dahingleitende Gesang trägt das Versprechen von sonnigen Tagen übers ganze Jahr in sich, Sorgen werden abgefedert und eingepudert. Doch zwischenzeitlich signalisiert Duncan immer wieder, dass er in dieser Welt der Reichen und Schönen ein Außenseiter ist. "How would it feel to be a resident in somebody else's home?" fragt er in "Somebody else's home" und bleibt doch vor der Tür.

Dort betreibt er Lockerungsübungen zu entspanntem Funk in "Blasé" oder schmachtet sich durch das von erstaunlich markant auftönenden Gitarren begleitete "Reverie". "Pulses and rain" fährt als kleine exotische Zugabe hölzerne Percussion und grellbunte Casio-Töne auf, während "Stuck here with you" den Motor anwirft und an einer von der untergehenden Sonne beschienenen Küstenstraße entlangcruist. "Health" endet mit der Balladen-Miniatur "Care", ein körperloser Chor umflort das nachdenkliche Schlussstück, aus dem man nur widerwillig auftauchen will. Doch trotz der Verheißung von niemals enden wollenden Tagen mit Sonnengarantie mischt sich eine nachdenkliche Grundnote hinein: Schließlich bleibt der Tourguide in diesem Stück, C Duncan selbst, oftmals außen vor.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Impossible
  • He came from the sun
  • Somebody else's home

Tracklist

  1. Talk talk talk
  2. Wrong side of the door
  3. Impossible
  4. He came from the sun
  5. Holiday home
  6. Health
  7. Somebody else's home
  8. Blasé
  9. Reverie
  10. Pulses and rain
  11. Stuck here with you
  12. Care
Gesamtspielzeit: 43:40 min

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Armin

2019-04-04 20:26:35- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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