Alice Merton - Mint

Paper Plane / Sony
VÖ: 18.01.2019
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Na gut

Der erste Eindruck zählt. Insofern hat Alice Merton zunächst alles richtig gemacht mit ihrer Debütsingle "No roots". Als Ausdruck ihrer Rastlosigkeit zwischen verschiedenen Lebensstationen – Frankfurt am Main, Conneticut, Kanada und Berlin sind nur ein paar davon – ist es ein feister, funkiger Hit. Der seine Zurückhaltung zum Ende hin überraschend aufgibt und Synth-Sticheleien sowie ein bedrohliches, unterschwelliges Summen für das vollmundige Finale auffährt. Das kam nicht nur hierzulande gut an: Sogar in den USA schaffte der Track es bis zur die Spitze der Alternative-Charts und immerhin den Einstieg in die Billboard Hot 100. Allerdings ist der Song bei Veröffentlichung dieser Rezension bereits über zwei Jahre alt. Doch erst jetzt erscheint Mertons Debütalbum "Mint", lange nach dem Verschwinden der Single aus den Charts. Was ist seitdem passiert?

Der Nachfolger "Hit the ground running" rotierte zwar auf ein paar Radiostationen, sah die Charts aber nur von unten und wirkte ein wenig wie Aufgewärmtes. Es erscheint als logische Konsequenz, dass er auf "Mint" keinen Platz findet und stattdessen das altbewährte "No roots" eine Ehrenrunde drehen darf. Daneben gibt es zehn frische Stücke, die meist einen rockigen Einschlag innerhalb des Pop-Spektrums verfolgen und vor allem ein wunderbar prägnantes Bassspiel aufweisen. Der Sound bewegt sich auf diese Weise gekonnt zwischen Band-Feeling und Studio-Trickserei. So bindet das herrliche "I don't hold a grudge" ein EDM-Keyboard ein, verknüpft dies aber so geschickt mit der schmissigen Rhythmussektion, dass der entstehende Kontext völlig neu wirkt. Zuvor baut "Speak your mind" mit Langsamkeit und Zeilen wie "Won't you speak your mind? / There's a silence in this room and it's killing me" Dramatik auf.

Die aktuelle, stampfige Single "Why so serious" ist erst am Ende dieser Sause zu finden, macht sich auf dieser Position jedoch gut. Weitaus schwerer tut sich dagegen der Mittelteil. Ohnehin ist "No roots" am Ende doch das beste Stück auf "Mint", aber warum ausgerechnet im Anschluss ein paar Songs im 08/15-Schema folgen mussten, bleibt unklar. Auch tut sich Merton textlich hier und da etwas schwer. Mal wird ein Refrain dank zahlreicher Wiederholungen unangenehm penetrant, mal sind ihre Bilder etwas zu klischeebeladen. "Hard to hold this fire inside me" und Ähnliches hat man schließlich bereits ein paar Mal zu oft gehört. Immerhin: Mit nicht mal 39 Minuten bleibt "Mint" kompakt genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Hat es sich gelohnt, hierauf zwei Jahre lang zu warten? Na ja. Aber jetzt, da Mertons Album endlich hier ist, nehmen wir es einfach mal dankbar an.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • No roots
  • Speak your mind
  • I don't hold a grudge

Tracklist

  1. Learn to live
  2. 2 kids
  3. No roots
  4. Funny business
  5. Homesick
  6. Lash out
  7. Speak your mind
  8. I don't hold a grudge
  9. Honeymoon heartbreak
  10. Trouble in paradise
  11. Why so serious
Gesamtspielzeit: 38:29 min

Im Forum kommentieren

Klaus

2020-01-03 15:12:41

Läuft hier gerade. Ist ja auch aus 2019. Erst spät mitbekommen, da ich kein Radio höre - schöner Pop und "No Roots" ist ja wirklich ein Hit.

7/10 ;)

Armin

2019-10-22 18:19:03- Newsbeitrag



Am Freitag, den 18.10., erschien mit "MINT + 4" eine Neuauflage des in Deutschland auf Platz zwei eingestiegenen Debütalbums von Alice Merton. Wie der Titel schon andeutet, kommt die Neuauflage mit vier brandneuen Tracks daher. Einer davon ist auch die neue Single "Easy", zu der am Freitag ein Video erschien. Den Clip gibt es hier zu sehen.

In „Easy“ berichtet Alice Merton davon, dass es leider ganz und gar nicht einfach ist, den Wirbel um ihre Person und das ganz normale Leben zu vereinen, ein Balance-Akt zwischen Meisterwerk und Katastrophe. Aber die 26-Jährige braucht dafür weder Kitsch noch Epos, keine selbstmitleidige Ballade, sondern performt auf eine wunderschöne und zeitgemäße Indie-Pop-Produktion. Besingt gemeinsame Zeiten, Mixtapes und Erinnerungen, aber auch Entfremdung, Entfernung, Entzweiung. All die Wachstumsschmerzen, die das Leben mit sich bringt. Und sagt „Sorry“, weil es eben nicht immer leicht ist, geliebt zu werden und im gleichen Maße zurückzulieben.

Heute kündigte Alice Merton dann eine Deutschlandtour für 2020 an. Die Tickets gibt es ab morgen exklusiv auf www.alicemerton.com im Vorverkauf, bevor sie dann ab Freitag über alle regulären Tickethändler erhältlich sind:

23.02. München - Technikum
24.02. Frankfurt - Batschkapp
26.02. Stuttgart - Im Wizemann
27.02. Berlin - Kesselhaus
01.03. Köln - Live Music Hall
02.03. Hamburg - Gruenspan

Echoraum

2019-02-23 15:36:17

Gelungenes Album - 9/10

Upbeat

2019-02-23 15:26:32

Nö, da "nervt" nix. Die Stimme ist erstklassig, da gibt es eigentlich keine zwei Meinungen. Das ist anerkannt. Sie kann hohe und tiefe Lagen kraftvoll halten beherrscht schnelle Wechsel und ist absolut sicher. Das dürfte Mehrheitsmeinung sein da draußen. Wer meint, die Stimme "nervt", hat schlicht keine Ahnung. Davon abgesehen, Alice Merton hat mehrere jahre Gesangsunterricht, hat von klein auf Klavier gespielt und spielt mehrere Instrumente - nein, kann nicht jede Sängerin, hat es auf die Pop-Akademie geschafft, was nciht einfach ist und dort studiert, sie komponiert alle Songs selbst,die Texte sind ehrlich und sagen was aus. Sie hat die Band selbst zusammengestellt gibt die Richtung selbst vor, sie hat es praktisch allein von null an geschafft - mit einem selbst gegründeten Label, nachdem Major-Label sie nicht wollten, die dann später reumütg angerufen haben. Die ganzen Preise sind nur die logisch, die hat sie aber nicht nötig.

fuzzmyass

2019-02-10 18:35:55

Ja, Chartplatzierungen und Echo-Preise relativieren atürlich alles... schließlich sind alle Echo Preisträger Riesenkünstler.... Million von Mistfliegen können nicht irren...

Oh, sie kann Instrumente spielen? Krass, kann ja kaum jemand auf der Welt...

Srimme nervt einfach... ist gekünstelt und ohne Gefühl für mich....

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