Bloodbath - The arrow of Satan is drawn

Peaceville / Edel
VÖ: 26.10.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Absolute Beginner

Beim ersten Mal ist's am schwersten. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Aller Anfang ist schwer. Ach, es gibt so herrlich-schön abgedroschene Sprüche über Neuanfänge. So absurd es zuerst klingen mag: Auch Supergroups müssen einmal neu anfangen. Und auch die Death-Metal-Allstar-Gruppe Bloodbath wartet 16 Jahre nach ihrer Debüt-Platte immer noch auf eine Premiere. Nämlich auf die des ersten Albums, das in derselben Besetzung eingespielt wurde wie das vorherige. Zumindest haben es die Schweden bereits mit dem fünften Album "The arrow of Satan is drawn" geschafft, einmal nicht den Frontröchler austauschen zu müssen. Doch der Start des hauptberuflich bei Paradise Lost tätigen Nick Holmes war holprig. Denn – Argument Nummer 1 – Holmes ist kein Schwede. Duh. Und Argument 2 – Paradise Lost machen ja schon laaaange keinen Death Metal mehr. Nun, Holmes hinterließ 2014 auf "Grand morbid funeral" einen überaus passablen Eindruck und bekam dadurch so viel Lust auf Todesblei, dass er bei seiner Hauptband 2017 mit "Medusa" ebenfalls vorwiegend in gutturaler Stimmlage unterwegs war.

Der Shitstorm ist also beruhigt, die Mäuler der Kritikaster gestopft. Und wer immer noch an Holmes' Fähigkeiten zweifelt, darf sich im Opener ein herzhaftes "Fleischmaaaaaann" ins Gesicht brüllen lassen. Nein, kein Tribut an Rammstein, sondern die authentische Geschichte der deutschen Studentin Anneliese Michel, die nach ganzen 67 Exorzismen an Unterernährung starb. Und das nicht etwa im finsteren Mittelalter, sondern 1976. Beim folgenden "Bloodicide" nehmen Bloodbath das Allstar-Konzept direkt wörtlich und lassen die Genre-Veteranen Jeff Walker von Carcass, John Walker von Cancer sowie Karl Willetts von Bolt Thrower beziehungsweise Memoriam ein paar Zeilen einröhren. Das Ganze ist nicht nur eine nette Geste an die alte Death-Metal-Garde, sondern zeigt auf beeindruckende Weise, dass sich die britische Genre-Schule hervorragend mit dem guten alten Elchtod verträgt.

Hinter solcherlei Gesangsleistung mag die Instrumentalfraktion nicht hintanstehen. Dabei überzeugen die Gitarristen Anders Nyström und der von Craft rekrutierte Joakim Karlsson nicht nur durch wunderbare Hommagen an den legendären HM-2-Sound der Neunziger, sondern können wie auf "March of the crucifiers" zudem mörderisch grooven. Betrachtet man dazu den Umstand, dass die Platte wie mittlerweile üblich nicht gemeinsam im Studio eingespielt wurde, wirken die Songs umso kompakter, zusammengehalten durch den wie entfesselt trommelnden Martin Axenrot, der anders als bei Opeth einmal unbeschwert drauflos hämmern darf. Kondensiert in "Morbid antichrist", das einfach mal die kompletten Einflüsse der Band in einen Song gießt, ohne ihn zu überfrachten.

So richtig überragend ist allerdings, dass Bloodbath bei all dem hochqualitativen Gehacke und Geholze ihre ironische Distanz nicht verloren haben. Klar, im Labelinfo spricht die Band von "World leaders threatening nuclear annihilation in 140 characters" und meint damit vermutlich einen ganz bestimmten Vertreter der politischen Zeitgeschichte, und auch das Artwork ist von beklemmender Düsternis. Doch dann ist da wieder ein Song wie "Chainsaw lullaby", dessen Lyrics dermaßen over the top sind, dass wirklich niemand ernsthaft der Meinung sein könnte, hier würde einem kreativen Einsatz besagten Baumfällwerkzeugs das Wort geredet. Eine Karikatur sind Bloodbath deshalb noch lange nicht. Sondern eher das Resultat, das dabei herauskommt, wenn begabte Musiker einfach frei von Sachzwängen das tun, wonach ihnen gerade der Sinn steht. Und wenn beim nächsten Studioalbum tatsächlich alle wieder dabei wären, wäre auch das eine Premiere.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bloodicide
  • March of the crucifiers
  • Chainsaw lullaby

Tracklist

  1. Fleischmann
  2. Bloodicide
  3. Wayward samaritan
  4. Levitator
  5. Deader
  6. March of the crucifiers
  7. Morbid antichrist
  8. Warhead ritual
  9. Only the dead survive
  10. Chainsaw lullaby
Gesamtspielzeit: 41:07 min

Im Forum kommentieren

besser

2018-11-24 20:46:16

alternativ...

giesinger, forster usw

leider

2018-11-24 20:24:16

alternativ...

obliteration - cenotaph obscure, usw

leider

2018-11-24 19:44:22

third class death metal, schon immer gewesen

Armin

2018-11-22 21:36:41- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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