Madeline Kenney - Perfect shapes

Carpark / Indigo
VÖ: 19.10.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Flitterwochenphase

"So oder so: Zurück nach unten in die Dunkelheit geht es weder für das kleine Mädchen noch für Kenney. Da darf man sich sicher sein." Und wer hatte da mal wieder recht? So schauts nämlich aus – diese im September 2017 in der Rezension zu Madeline Kenneys Debütalbum "Night night at the first landing" getroffene Aussage bewahrheitet sich nur ein Jahr später auf glorreiche Weise. Kenney ist längst im Musikblog-Kosmos angekommen und doch noch nicht so verbraucht, dass sie in irgendeiner Art und Weise nerven würde. Wenn die Kalifornierin jetzt alles richtig macht, ist sie in Kürze in einer Reihe mit Damen wie Angel Olsen, Sharon Van Etten und Wye Oaks Jenn Wasner zu nennen – und weil diese Madeline Kenney auch noch wirklich schnell lernt, arbeitete sie mit jener Wasner gleich an ihrem neuen Album "Perfect shapes".

So klingt der berühmt-berüchtigte Zweitling zwar noch immer nach seiner Schöpferin – so unverkennbar sich das nach einem einzigen Album und einer EP zumindest sagen lässt –, gibt Wasners Experimentierfreude und dezenter Hilfestellung aber immerhin Raum zur Entfaltung. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Vom von tiefen Beats und harmonischen Synthies durchzogenen Opener "Overhead" über den geradezu ätherischen Art-Rock von "Bad idea" bis zur poppig-groovigen Frische von "Cut me off" benötigt Kenney gerade mal die ersten drei Songs ihres Albums, um ein bombenfestes Statement zu setzen. Das Beste daran? Es geht danach ebenso gut weiter.

Man hört "Perfect shapes" an, in welcher komfortablen Lage sich die 27-Jährige befindet: Der Grundstein ist gesetzt, und dennoch kann sie kaum von allzu hohen Erwartungshaltungen erdrückt werden. Das Überraschungsmoment ist dementsprechend umso größer – Liebhaber des Vorgängers dürften jedenfalls nicht schlecht gestaunt haben, als sie im Neunzigerjahre-Alternative-Rocker "I went home" den Ausbruch der Stromgitarren zum ersten Mal gehört haben. Immerhin lässt Kenney sie nicht im Stich, wie der entspannte Titeltrack oder auch das regelrecht glückselige "Know" mit seinem harmonischen Flow beweisen.

So ist es tatsächlich eine Freude zu hören, wie Wasner der Produktion nur den nötigen Feinschliff und Biss verpasst, ohne die eigentliche Künstlerin ihres eigenen Stempels zu berauben. Übersprudelnd vor Ideen werden diese hier entsprechend ins richtige Licht gerückt: Genau in dem Augenblick, in dem "Your art" in seiner Melancholie zu versinken droht, dreht Wasner die Regler auf und verabreicht dem Track die nötige Portion Schmackes – nicht mehr, nicht weniger. Mit dem in sich ruhenden "Always around me" gibt es dann noch den passenden Abschluss zu diesem Album, mit dem nur ein Jahr vorher kaum jemand gerechnet haben dürfte. Was bleibt jetzt noch übrig? Die Dunkelheit hat Kenney längst hinter sich gelassen. Ab jetzt geht es immer weiter ins Licht. Ganz sicher. Wetten?

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Overhead
  • Cut me off
  • I went home

Tracklist

  1. Overhead
  2. Bad idea
  3. Cut me off
  4. No weekend
  5. Know
  6. The flavor of the fruit tree
  7. I went home
  8. Perfect shapes
  9. Your art
  10. Always around me
Gesamtspielzeit: 37:39 min

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Armin

2018-11-15 21:11:51- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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