Brassy - Gettin wise

Wiiija / Beggars / Zomba
VÖ: 19.05.2003
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Klugscheißer

Brassy = stressy. Schlechtes Wortspiel eines 08/15-Plattentests-Redakteurs? Vielleicht, stimmt trotzdem. Welche Band schafft es denn heute schon noch, das extrem konsumgeschädigte und reizüberflutete Nervenköstum eines Durchschnittsdeutschen auch nur an den Rand eines Kollaps zu bringen? Für Brassy ist das eine der leichtesten Übungen. Hier wird alles gemischt, was man so gar nicht in der ruhigen Stube haben möchte: Funk, Rave, Punk, Hip Hop und was weiß ich, was an weiteren Abartigkeiten. Und dann auch noch alles gleichzeitig. Jedes Element erhält dabei genauso viel Zeit, daß man sich fast daran hätte gewöhnen können. Aber eben nur fast.

Brassy wollen das so: "Gettin wise" ist weder weiser noch anders als sein Vorgänger "Got it made". Höchstens die Daumenschrauben wurden nochmal angezogen. Wer das Album am Stück durchsteht, besteht auch problemlos die Aufnahmeprüfung zum 24-Stunden-Fluglotsen in London Heathrow. Das hier ist Musik für den chronisch Hyperaktiven, der zwischen Kampfsporttraining und Spielhölle noch zügig ein wenig feiern will. Mit zwei Handys am Ohr versteht sich.

Soviel Energie ist prinzipiell bewundernswert, und wenn man "Gettin wise" als Therapieform ansieht, dann mag es der Band auch durchaus geholfen haben, ihre überschüssigen Aggressionen auf Platte zu kanalisieren. Es gibt lediglich einen kleinen Haken: Die Veröffentlichung dieser Eigentherapie wäre weder nötig noch wünschenswert gewesen.

Zwar strotzt das Album geradezu vor Kreativität, begräbt diese aber unter sich selbst. Hier verderben nicht zu viele Köche den Brei, sondern zu viele Zutaten. Es fehlt der Fokus, der die auseinanderjagenden Explosivstoffe vereingen würde. Der den Moment einer höheren Logik zuschlägt. Brassy 2003 kranken daran, daß der Neuigkeitswert ihrer Musik stark abgenommen hat. Das fällt sowohl im Vergleich zwischen den Alben auf, als auch zwischen den einzelnen Songs selber. Dafür, daß hier das Chaos regiert, ist alles zu wenig überraschend. Irgendwo handelt es sich bei "Gettin wise" halt doch nur um alte Hüte auf einem völlig überfrachteten Hutständer.

(Thorsten Thiel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Play some D

Tracklist

  1. Hit'em hard
  2. 1-0-0
  3. Mine
  4. Nobody cheers me
  5. Feeling sorry
  6. Still stealing
  7. Dus'
  8. Where did you get that funk?
  9. Sweet's muse
  10. Gettin Wise
  11. So long baby
  12. Everything you need
  13. Turn this thing up
  14. Good place
  15. Play some D
Gesamtspielzeit: 49:54 min

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