Ash - Islands

Infectious / [PIAS] / Rough Trade
VÖ: 18.05.2018
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Fleisch und Wurst

Es gab eine Zeit in der so erfolgreichen Laufbahn von Ash, da hatte man den Eindruck, dass Tim Wheeler nur noch wenig Spaß an Dauerparty und Musikerdasein hatte. Besonders nachdem Gitarristin Charlotte Heatherley die Band verließ, wurde den Nordiren das Schicksal zuteil, dass sie mit neuen Songs ständig an Großtaten ihres Bubblegum-Rock-Meilensteins "1977" oder dem Durchbruchsalbum "Free all angels" gemessen wurden. Klar brennt ein Evergreen wie "Girl from mars" beim Pogo mit Kippe im Gartenpavillon auch heute noch kleine Löcher in die Plastikwand. Klar nippt man an lauen Sommerabenden am kühlen Bier zu "Walking barefoot" oder wippt zu "Shining light" freudig mit den Beinen. Und übertragen in die Gegenwart kann auch eine Spotify-Playlist quer durch die Ash-Diskografie ein würdiger Baggersee-Dauerbrenner sein.

Wheeler indes scheint sich mit der Zeit wieder locker gemacht und heute Freude am Komponieren zu haben. Und ein bisschen spiegeln die aktuellen Ereignisse den Karrierestart der Band wieder, denn nach dem erhitzten Dampfkessel namens "Kablammo!" beschallen Ash den Frühling 2018 mit ihrer siebten Platte "Islands", einem über weite Strecken sommerlich-luftigen, entschlackten und stellenweise nachdenklichen Power-Pop-Album. "True story", bestätigt der Opener sinngemäß, besticht durch einen unscheinbaren, aber umso lässigeren Nada-Surf-Vibe und nistet sich zu feiner Melodie alsbald fest im Gehör ein.

Die Antwort auf die Frage, wer "Islands" neben eingefleischten Ash-Fans wirklich braucht, scheint die Band kaum zu interessieren, denn an der bewährten Formel aus zart angebratenen Strom-Gitarren und Wheelers leicht knödeligem, nostalgisch-anmutendem Gesang, an prima nebenbei zu genießendem Powerpop à la "Somersault" oder "Is it true?", ändern Ash nur in Ausnahmefällen etwas. Warum auch? Zurück auf dem UK-Kult-Label Infectious, wo auch die eingangs erwähnten Meilensteine des Quartetts erschienen, erinnern die schön kratzigen und heulenden Gitarren zum Refrain von "Annabel" an jene "Free all angels"-Zeiten, an den verzerrten Neunziger-Sound des Trios kommt die Single "Buzzkill" heran, doch auch Handclaps und die The-Undertones-Reibeisen Damien O'Neill und Mickey Bradley retten das Stück nicht vor der Beliebigkeit.

Zumindest überraschend kann der spaßig-lässige Synthie-Popper "Confessions in the pool" zur Gartenfete mit Funk-Garnitur auftrumpfen, bis Wheeler und Co. zur Bridge lieber mit Rivers Cuomo anstoßen. Von diesem speziellen Charakter zehrt auch "All that I have left", steuert aber ähnlich wie Belanglosigkeits-Pop der Marke "Don't need your love" und einigen weiteren Songs auf "Islands" zum Grillabend statt Rindersteak nur Discounter-Würstchen bei: Schon okay, aber eben nichts Besonderes. Dieses Prädikat heimsen sich Ash immerhin mit dem atmosphärischen Bluesrock von "Did your love burn out?" ein, das sicher auch einige Male Arctic Monkeys' "AM" gehört hat, und kredenzen gen Ende hin noch die berührende, leicht orchestral anmutende Halbballade "It's a trap". Und nun? Schreiten die Gäste leicht müde, aber doch gut gesättigt nach Hause.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • True story
  • Did your love burn out?
  • It's a trap

Tracklist

  1. True story
  2. Annabel
  3. Buzzkill
  4. Confessions in the pool
  5. All that I have left
  6. Don't need your love
  7. Somersault
  8. Did your love burn out?
  9. Silver suit
  10. It's a trap
  11. Is it true?
  12. Incoming waves
Gesamtspielzeit: 45:49 min

Im Forum kommentieren

Nja

2019-05-27 15:28:51

Nee, "Kablammo!" ist schon besser als "Islands". Aber nur knapp.

Bonzo

2019-05-27 10:53:22

Die letzten drei deiner Aufzählung.

Editor

2019-05-27 08:34:51

An die Ash-Fans hier.

Welches aus

Kablammo!
Istlands
Twilight Of The Innocents
Meltdown

sollte man haben? Danke. :)

fakeboy

2018-05-14 15:43:54

"Buzzkill" ist grossartig, ruft in Erinnerung dass Ash eigentlich schon lange die besseren Weezer sind.

Kippenpogo Meyer

2018-05-12 16:12:41

Aus der Rezension:
Klar brennt ein Evergreen wie "Girl from mars" beim Pogo mit Kippe im Gartenpavillon auch heute noch kleine Löcher in die Plastikwand.
Da ist mir schlecht geworden als ich das gelesen habe, irgendwie mutet das so gammlig an.

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