Kimbra - Primal heart

Warner
VÖ: 20.04.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ein Mensch zu sein

Auch 2018 wird aus Down Under wieder heiter nachgelegt: Dass Lorde, Troye Sivan und Sia ja sowieso durchgehend die Popmusik aufmischen, wenn nicht gar revolutionieren – geschenkt. Jetzt zieht auch Kimbra mit ihrem dritten Album "Primal heart" nach, ohne sich allzu sehr auf den Lorbeeren ihrer vermeintlichen Wegbereiter auszuruhen: Sechs Jahre nach ihrem Auftritt im mit dem Grammy-ausgezeichneten "Somebody that I used to know" von Gotye hat sich die neuseeländische Sängerin längst auch musikalisch emanzipiert und verzaubert spätestens seit dem vergangenen Herbst mit der für Pop-Verhältnisse wuchtigen Vorabsingle "Everybody knows", welche bereits am Ikonen-Status klopfte.

Nicht nur musikalisch trifft sie damit einen gesellschaftlichen und zeitgenössischen Nerv: Der Song thematisiert Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen und die Courage, sich ihnen (öffentlich) entgegen zu stellen. Auf "Primal heart" benutzt Kimbra zum ersten Mal direkte und gleichzeitig künstlerisch-ästhetische Worte, um ernste Themen anzusprechen. In der Vergangenheit habe sie wichtige Anliegen in schwammige Metaphern verpackt, um absolute Fehlinterpretationen zu vermeiden, gibt die 28-Jährige zu. Auf ihrem persönlichen Tumblr-Blog schrieb sie im Oktober: "To Harvey Weinstein, the world's watching you. So what will you do?"

Auf "Primal heart" und insbesondere im Song "Human" beschäftigt sich Kimbra auch mit den psychischen Grundbedürfnissen und -instinkten der Menschheit: Liebe geben, Liebe zurückbekommen, das Gefühl von einer Gemeinschaft, die gemeinsam zu einer besseren heranwächst. "Dieses Album stupst größere Fragen an, wie: Was sind wir? Wer sind wir? Werden wir aus den Zyklen, in denen wir uns befinden, fliehen?", so Kimbra.

Während sie inhaltlich zwar konkreter wird, wird Kimbra musikalisch noch vielfältiger und verschwurbelter: Mal erinnern soft abgemischer Gesang und träumerische Synthies im Vaporwave-Gewand ("Right direction") an Carly Rae Jepsens "E·mo·tion", mal führen toughe Beats, World-Music-Anbandelungen und ein von Kimbras Sprechgesang angeführter Kinderchor durchs Programm ("Top of the world"). Ihre komplex arrangierten Popsongs lassen Platz für Experimente und stellen stets Kimbras starken Gesang in den Vordergrund. Mit "Lightyears" oder "Past love" sind auch Hits vorhanden, welche im besten Sinne radiotauglich sind.

Wie ihre australischen Kolleginnen traut Kimbra sich, neue Sounds einzuschlagen, vermischte auf ihren Vorgänger-Alben auch Jazz mit Pop. Mit "Primal heart" gelingt es ihr vielleicht auch, dafür die ihre gebührende Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, um "Somebody that I used to know", das nur wenig mit ihren Solowerken gemein hat, endlich auch in den Köpfen ihrer Zuhörer hinter sich lassen zu können.

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Everybody knows
  • Past love
  • Right direction

Tracklist

  1. The good war
  2. Top of the world
  3. Everybody knows
  4. Like they do on the TV
  5. Recovery
  6. Human
  7. Lightyears
  8. Black sky
  9. Past love
  10. Right direction
  11. Version of me
  12. Real life
Gesamtspielzeit: 44:24 min

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Armin

2018-05-03 20:58:21- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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