Blossoms - Cool like you
Virgin EMI / UniversalVÖ: 27.04.2018
Du darfst!
Im Pressetext zu ihrer neuen Platte geben Blossoms an, man solle den deutlichen 80er-Synthie-Einfluss in ihrer Musik nicht als Retrospektive auffassen, sondern sie als "zeitgenössische Interpretation der zukünftigen Vergangenheit" verstehen. Letzteres ist eine wunderbar umtriebige Umschreibung für das Wort "zeitgemäß", kann aber nicht darüber hingwegtäuschen, dass der Sound von Blossoms zumindest in seinem elektronischen Teil schlichtweg doch stark nach Vergangenem klingt. Und spätestens nach einem Blick auf die Bandwebsite, die tatsächlich mittels einer DOS-Konsole bedient wird, lässt sich annehmen, dass das Quintett selbst solcherlei Bezüge eigentlich gar nicht so schlecht findet. Die schlussendliche Frage ist aber doch, ob rückwärtsgewandte Einflüsse ein solches Tabuthema sind, dass man sie derart blumig umschreiben müsste.
Im Grunde geben Blossoms die Antwort auf ihrem zweiten Album "Cool like you" selbst, denn die deutlichen Synthie-Einflüsse klingen dort allem Traditionsbewusstsein zum Trotz nicht altbacken, sondern angenehm frisch. Das liegt vornehmlich daran, dass die Band dieses Stilelement nicht als bloße Grundlage für ihren Gesamtsound sieht, sondern es in einen neuen Kontext bringt. Bricht man es nämlich herunter, dann sind Blossoms absolut keine 80er-Band, sondern vielmehr Indierocker mit deutlicherem Shoegaze-Einfluss. Die unbeschwert poppige Melodie eines "I can't stand it" könnte etwa auch problemlos von Catfish And The Bottlemen stammen, wird aber durch die zusätzliche Elektronik wesentlich breiter und tanzbarer interpretiert. Dadurch klingen Blossoms deutlich zappeliger und größer als viele ihrer Britrock-Kollegen. Besonders klar wird das in Songs wie dem gleichermaßen träumerischen wie hymnischen "There's a reason why (I never return your calls)" oder im treibend pumpenden "I just imagined you", das wie der melancholische High-School-Soundtrack eines David Bowie klingt.
Etwas Vorwürfe muss man Blossoms nur für die leichte Formelhaftigkeit ihrer Songs machen, die sich auch im Vergleich zum Vorgänger nicht merklich verändert hat. Die Synthesizer klingen zwar etwas selbstständiger und führender als auf dem Debüt, aber auch diese Entwicklung ist höchstens als Marginalität zu betrachten. Das ändert nichts an dem erfrischenden Wind, den der Stilmix der Band in die breite Landschaft der britischen Indie-Künstler bringt, auf zukünftigen Releases müssen Blossoms dennoch aufpassen, nicht zu sehr in schematische Repititionen zu verfallen. Mehr Mut könnte das Quintett so zu einem zukünftig wichtigen Genre-Vertreter machen – und dazu gehört auch die Erkenntnis, dass die eigenen stilbestimmenden Elemente nichts Verwerfliches sind.
Highlights & Tracklist
Highlights
- There's a reason why (I never return your calls)
- Between the eyes
Tracklist
- There's a reason why (I never returned your calls)
- I can't stand it
- Cool like you
- Unfaithful
- Stranger still
- How long will this last?
- Between the eyes
- Giving up the ghost
- Lying again
- Love talk
Im Forum kommentieren
Gordon Fraser
2018-10-09 18:04:45
Jemand heute Abend im Bi Nuu?
Maja
2018-04-27 13:41:11
Mir ist es dieses Mal doch etwas zu kitschig. Am besten sind meines Erachtens immer noch die Songs, die sie vor Ihrem Debüt veröffentlicht haben.
Armin
2018-04-27 13:39:58- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
eric
2018-04-24 14:59:58
Vielmehr ist dies Blossoms zeitgenössische Interpretation der elektronischen Klänge der zukünftigen Vergangenheit.
Ah ...ähm, ja.
Gordon Fraser
2018-04-24 14:53:00
Die neue Single ist leider übelster Schlagerkitsch. Schade. :(
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