The Gathering - Souvenirs
Psychonaut / SoulfoodVÖ: 17.03.2003
Die Reise ins Ich
The Gathering waren schon immer für Überraschungen gut. Als Death-Metal-Act gestartet wurde der Sound spätestens seit dem Zugang von Sängerin Anneke van Giersbergen immer sphärischer und unmetallischer, was schließlich im grandiosen 1999er Album "How to measure a planet?" gipfelte. War der Nachfolger "If_then_else" wieder rockiger geartet, wurde dann spätestens mit der letztjährigen EP "Black light district" klar, daß die IG Metall bei der niederländischen Combo nichts mehr zu melden hat.
Umso gespannter waren die Erwartungen, was denn der neue Longplayer "Souvenirs" bringen mag. Von TripHop war im Vorfeld die Rede, von Kompositionen mit einer Komplexität, mit der sonst Radiohead und ähnliche Kapellen aufwarten. Und tatsächlich: Der Opener "These good people" würde auch als Song von Portishead eine gute Figur machen. Dennoch bleibt Klampfer René Rutten nicht arbeitslos, was schon "Even the spirits are afraid" zeigt. Und doch: Die größten Momente erlebt der Hörer, wenn sich die Instrumentalisten insgesamt zurücknehmen und ihrer Sängerin das Feld überlassen. Das fragile "Broken glass" und die tieftraurige Ballade "You learn about it" sorgen für Gänsehäute der angenehmen Art. Besonders letzterer Track ist von einer Melancholie beseelt, wie sie ansonsten nur Ausnahmekünstlerinnen wie Tori Amos oder Björk hinbekommen.
Und doch gibt es vereinzelte Schwachpunkte. "We just stopped breathing" klingt, als sei es ein (zurecht vergessenes) Überbleibsel der "How to measure a planet"-Session. Allzu eifrig wabern dort die Space-Synthesizer. Als ebenso unpassend entpuppt sich der mit Gastsänger Trickster G eingespielte Bonustrack "A life all mine". Der Song ist zwar für sich genommen beileibe nicht schlecht, wirkt aber dennoch wie ein Fremdkörper in einem ansonsten sehr kompakten Werk.
"Souvenirs" erweist sich als das mit Abstand reifste Werk von The Gathering. Mit der gleichen Konsequenz, mit der man sich vor Jahresfrist von der bisherigen Plattenfirma trennte, um fortan in Eigenregie zu arbeiten, führt man nun die eigene Entwicklung zu einer Band fort, die in keine Schublade mehr passen will. Diese Reise verlangt vom Hörer einiges ab: Den Verzicht auf metallische Klänge sowie die Bereitschaft, die Musik und vor allem den phantastischen Gesang auf sich wirken zu lassen, wird nicht jeder aufbringen können oder wollen. Kommerziell läßt sich damit heutzutage sicher kein Tulpentopf gewinnen, künstlerisch jedoch bleibt nur das Prädikat "wertvoll".
Highlights & Tracklist
Highlights
- Broken glass
- You learn about it
Tracklist
- These good people
- Even the spirits are afraid
- Broken glass
- You learn about it
- Souvenirs
- We just stopped breathing
- Monsters
- Golden grounds
- Jelena
- A life all mine
Referenzen
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