
Stone Temple Pilots - Stone Temple Pilots (II)
Rhino / WarnerVÖ: 16.03.2018
Unternehmen Sterblichkeit
Jeff Gutt scheint kein abergläubischer Mensch zu sein. Es gibt zumindest Jobs mit besseren Vorzeichen, als Sänger bei den Stone Temple Pilots zu werden. Wir erinnern uns: 2013 wurde Original-Vokalist Scott Weiland aufgrund nicht mehr tragbarer Unzuverlässigkeit von den drei restlichen Bandmitgliedern gefeuert. 2015 wurde er tot in einem Hotelzimmer aufgefunden. Bereits davor hatte Linkin Parks Chester Bennington zwei Jahre bei der Truppe aus San Diego gastiert, die EP "High rise" aufgenommen und die Band im Guten wieder verlassen. Er nahm sich 2017 das Leben. Gutt ist also nicht nur gut beraten, möglichst nicht aus der Gruppe auszuscheiden, er beerbt zudem zwei unverkennbare Stimmtalente. Gespottet wurde bereits, da er zwei Mal an der Castingshow "The X factor" teilnahm und anderweitig in der mäßig erfolgreichen Nu-Metal-Band Dry Cell seine Dienste tat. Doch das nach der Wiedervereinigungsplatte aus dem Jahr 2010 nun zweite selbstbetitelte Album zeigt: Gutt ist ein mehr als solider Sänger, der wohl nicht zufällig Weilands Stimmfärbung ähnelt – jedoch ohne dessen Charisma vollständig zu ersetzen.
Es ist nun eine Frage der Perspektive, ob man es Stone Temple Pilots hoch anrechnet, dass sie ihr Projekt trotz mehrerer Schicksalsschläge weiter vorantreiben oder sie dafür kritisiert, nur aufgrund der Zugstärke des Namens nicht schon längst unter anderem Pseudonym zu musizieren. "Stone Temple Pilots" lässt beide Argumente zu. Der Sound ist weiterhin die Art von rhythmisch getriebenem Grunge, die sie schon immer favorisiert hatten, auch wenn sich durch Songs wie den stimmigen Opener "Middle of nowhere" eine speckige Hardock-Breitseite zieht. Klingt etwas nach Velvet Revolver – zum Glück aber wie deren bessere Stücke. Für alte Fans ist das keine Umgewöhnung, auch da Gutt sich überzeugend durch den spannungsgeladenen Refrain der Single "Meadow" plärrt oder im bluesigen "Never enough" beinahe schon an Benningtons Phrasierung erinnert. Dass Dean DeLeo am Ende häufig hübsche Gitarrensoli reinschreddert, ist ebenso erfreulich, auch wenn über die Songs hinweg ein bisschen mehr Variation wünschenswert gewesen wäre.
Problematisch an "Stone Temple Pilots" ist der Mangel an wirklich guten Hooks. Und während das vor allem die erste Albumhälfte mit energischem Voranstampfen noch gut kaschieren kann, fällt es bei den späteren, oft gemächlicheren Stücken umso schwerer ins Gewicht. Das sehr schöne Outro von "Thought she'd be mine" ist leider an eine vollkommen nichtssagende Ballade verschenkt, und "Finest hour" probt den Dauerlauf durch den Kopf – möglichst schnell links rein, rechts raus. Auch "Roll me under" wirkt, als hätte man nach dem Spannungsaufbau in der Strophe nicht die geringste Idee für einen Refrain gehabt. Bei all der spektakulären Historie der Stone Temple Pilots ist ihr erstes Album mit Sänger Gutt reichlich unspektakulär. Zu solide, um es als katastrophalen Schritt zu verdammen, zu mau und gewöhnlich, um darin die Wiedergeburt im Jungbrunnen auszurufen. Wie ist es also mit der Marke Stone Temple Pilots? "It's the only way to go from here", stellen sie in einem Song fest. Sein Titel? "Just a little lie".
Highlights & Tracklist
Highlights
- Middle of nowhere
- Meadow
- Six eight
Tracklist
- Middle of nowhere
- Guilty
- Meadow
- Just a little lie
- Six eight
- Thought she'd be mine
- Roll me under
- Never enough
- The art of letting go
- Finest hour
- Good shoes
- Reds & blues
Im Forum kommentieren
Tim L.
2018-03-21 10:48:43
hallo
ist struppi auch noch bei pt? weiss das wer bitte?
oder sag hallo bitte struppi..
ich bins tim von 2012/2013..
der der jana vom arbeiplatz liebt!!
hallo?
hubschrauberpilot
2018-03-20 16:50:54
Ein eher durchwachsenes Album, als Altherrenrock würde ich es aber keinesfalls bezeichnen. The art of letting go ist wunderschön, just a little lie, roll me under, red and blues ganz gut. Der neue Sänger ist klasse, hoffe beim nächsten Album gibt es nochmal eine deutliche Steigerung.
6/10
fanboy 90er
2018-03-16 19:50:30
Ich sehe es ähnlich wie der Sauseschritt.
Die STP waren Grunge, modifizierten Ihren Sound doch sehr schnell zu etwas Eigenem, unverwechselbarem und traten nie auf der Stelle. Zuweilen wurden Sie sogar richtig poppig und selbst auf Ihrem rauhem Album No. 4 fanden sich zeitlose Ohrwürmer (sour girl)n auf dem ersten selbstbetiteltem Album überraschten Sie mit beatlesken Melodien oder Bowie-Referenzen (Cinnamon, first kiss on Mars)
Und nun? Nach einer guten Vorabsingle erscheint ein Album mit breitbeinigen Altherrenrock, eifallslosen Riffs und ideenarmen Songwriting. Nichts wirklich schlkecht, nichts wirklich toll! Dutzendware. So sehr der Neustart mit dem neuen Sängler glückte, so sehr enttäuscht das Album! Könnte jede x-beliebige Band sein! Schade drum!
knappe 5 /10
Sauseschritt
2018-03-16 09:50:11
Die STP sind eine jener Bands, die meine Jugend musikalisch maßgeblich geprägt haben, wenn ich heute noch etwa "Purple" oder "Tiny Music" auflege, werden da viele Erinnerungen wach - die STP sind für mich also so was wie eine Herzensangelegenheit. Und zumindest die ersten 4 Alben für mich allesamt ganz großes Kino.
Dannach die große Leere - Scott Weilands traurigem Drogenschicksal geschuldet hatte ich die Band eigentlich abgeschrieben. Dann die kurze Liason mit Bennington. Ok, kann man ja getrost im Sinne "Schatz, es ist nicht so wie es aussieht" als kurze Affäre verzeihen. Schwamm drüber.
Aber das mit Jeff Gutt scheint ja was ernstes zu werden. Und so konnte ich mir eine gewisse Neugierde ob des neuen Albums nicht absprechen. Jetzt isses da und lässt mich reichlich ratlos zurück. Tja, was fängt man jetzt mit diesem Album an?
Gutt macht seine Sache richtig gut finde ich. Er kann auch Scotts Songs sicherlich gut performen, ohne ihn zu imitieren. Chapeau! Musikalisch dagegen ist es wahnsinnig schwierig. In vielen Songs blitzt der unverwechselbare Sound, die kleinen Gitarreneinlagen, die STP-typischen Akkordfolgen und Harmonieführung durch. Wenn da nicht dieser dominante, musikalisch plumpe und breiige Rock-N-Roll-Einschlag wäre. Bei den lauteren Songs denkt man echt, da läuft eine Platte von Mr. Big, bei den Balladen könnte auch Tom Petty als Co-Writer am Start gewesen sein.
Insgesamt vermisse ich das manische, progressive, was die alten STP zu dem gemacht hat, was sie mal waren. Wie gesagt, machmal blitzt es durch, und selbst eine Ballade wie "The Art Of Letting Go" kann auf seine Weise irgendwie was. Aber auf leider relativ langen Strecken verstecken sich die Akteure hinter American-Standard-Rock ohne Rafinesse.
Schade. Denn ein Fail ist das Projekt mit Gutt sicher nicht. Dafür singt er zu gut und es ist zu viel Talent in der Truppe.
Mal schauen, wohin die Reise geht. Für mich eine eher durchwachsene 6/10.
Fühle mich angesprochen
2018-03-15 12:34:50
Sänger kommen und gehen - für die Songs waren Sie nie entscheidend.
Für die Songs war ich nie entscheidend?
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