Young Fathers - Cocoa sugar

Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 09.03.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Besser als Radiohead?

Young Fathers sind besser als Radiohead. Zumindest, wenn man nach der Anzahl der Gewinne des Mercury Prize geht, da steht bei Yorke, Greenwood und Co. nämlich trotz fünf Nominierungen noch immer die schwarze Null, während das Alternative-HipHop-Trio das undefinierbar geformte Ding bereits mit seinem Debüt "Dead" in die schottische Heimat geholt hat. Natürlich ist es Quatsch, eine solche Auszeichnung als objektiven Qualitätsmaßstab zu nehmen, ihr Wert für Künstler wie Rezipienten ist aber dennoch nicht von der Hand zu weisen in Anbetracht des damit einhergehenden, traditionellen Anstiegs der Verkaufszahlen, sowie der entsprechenden Erwartungshaltung, mit der die Öffentlichkeit einer frisch mit dem zweitwichtigsten britischen Musikpreis gekürten Debüt-Band begegnet. Der Nachfolger "White men are black men too" ging trotz guter Kritiken im Vergleich dazu fast schon ein bisschen unter, unterstrich aber eindrucksvoll die eigene Haltung der Band zum neugewonnen Ruhm, gab sich keiner überambitionierten oder dem Mainstream angepassten Neuausrichtung hin, sondern führte den Sound des Debüts nur logisch und konsequent fort.

Nun folgt also der Drittling "Cocoa sugar", der mit seinem bittersüßen Aroma kaum passender hätte betitelt werden können. Young Fathers poltern, kratzen, beißen und schreien, kanalisieren ihre rohe Energie aber nicht selten in bekömmlichste Pop-Melodien und präsentieren sich dabei noch konziser und gestraffter als auf dem Vorgänger. So borgt sich die fantastische zweite Single "In my view" zwar die wütenden und treibenden Tribal Drums von Ibeyi aus, legt darüber aber einen absolut wundervollen R'n'B-Refrain, für den sich der 2014er-The-Weeknd die Haarpalme vom Kopf geschnitten hätte. Der Opener "See how" verzichtet sogar komplett auf jede Art von Aggression, Alloysious Massaquoi, Kayus Bankole und "G" Hastings singen gemächlich über einen lieblich tänzelnden Synth-Teppich und gabeln am Ende einen sich dramatisch aufbäumenden Chor auf, der für das Piano-Epos "Lord" dann auch gleich im Studio bleiben kann. Eventuell aufkeimende Sorgen, die Schotten würden sich mittlerweile komplett der Glätte und Vorhersehbarkeit ergeben, sind aber gänzlich unbegründet. Auch in seinen zugänglichsten Momenten wummert und dröhnt "Cocoa sugar" noch unheilvoll, der Sound ist angenehm minimalistisch und mit genug schiefen und widerspenstigen Reizpunkten ausgestattet, die die Songs auf ihrem Weg zur großen Melodieverliebtheit am Boden halten.

Im Rahmen ihres lose abgesteckten Klangbilds – grob formuliert eine mehr im HipHop als im Indie verankerte Version von TV On The Radio – zeigt sich das Trio hier auch ungemein vielseitig. So gibt sich das grandios groovende "Border girl" als auf links gedrehter Bruno Mars aus, während die skizzenhaften "Fee fi" und "Turn" nicht nur an die eigenen Anfangstage, sondern auch an den fragmentarischen Experimental Rap eines Jeremiah Jae erinnern. Die am schwierigsten zu bändigenden und gerade deshalb auch faszinierendsten Biester sind allerdings "Wow" und "Toy", so rastlos, gehetzt und leidenschaftlich wie Algiers in ihren allerbesten Momenten, unglaublich mitreißend und eigen mit ihrer Kombination aus reduziert-fokussierten Arrangements und Vocals, die sich stellenweise wortwörtlich die Seele aus dem Leib schreien. Young Fathers scheinen in einem nur für sie selbst gemieteten Paralleluniversum zu existieren, Erwartungen von außen tangieren sie nicht im Geringsten, aktuelle Trends sind ihnen genau so fremd wie der Versuch, sich in irgendwelchen Schubladen einzuordnen, was zählt, ist einzig das unermüdliche, konsequente Weiterführen der eigenen künstlerischen Vision. In der Hinsicht sind sie der eingangs erwähnten Band ohne Mercury Prize dann auch deutlich näher, als man es vielleicht vermutet hätte. Wie alles andere wird das den Schotten aber wohl komplett egal sein.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • In my view
  • Wow
  • Border girl
  • Toy

Tracklist

  1. See how
  2. Fee fi
  3. In my view
  4. Turn
  5. Lord
  6. Tremolo
  7. Wow
  8. Border girl
  9. Holy ghost
  10. Wire
  11. Toy
  12. Picking you
Gesamtspielzeit: 36:54 min

Im Forum kommentieren

Armin

2018-05-02 18:36:00- Newsbeitrag

Young Fathers veröffentlichen neues Video zur Single "Toy"

„Alles Scheiße – und doch bleiben Soul und Flow erhalten: meisterlicher Realo-HipHop.“ (Musikexpress 03/18) (4,5 von 6 Sternen)

„Abwechslungsreicher Stilmix von den schottischen HipHoppern.“ (Rolling Stone 03/18)

„"Cocoa Sugar" führt den experimentellen Sound der Schotten konsequent weiter." (Intro 03/18)

Young Fathers haben das Video zu ihrer aktuellen Single "Toy" veröffentlicht. Das Video lässt die kreative Beziehung der Band mit dem renommierten Regisseur Salomon Ligthelm wieder aufleben. Er arbeitete bereits 2014 mit den Young Fathers an ihrem Video zu "Mr Martyr" zusammen und schlug das "Toy"-Konzept der Band vor, als er den Track das erste Mal gehört hatte.



Young FathersLighthelm über das Video: "The tone of the track is so visceral and abrasive, which I think marries the political subject matter perfectly. I honestly just really like the idea of seeing dictators behaving like spoilt little children - pissed with the world, because things aren't going their way. Looking at the political climate of our time, I'd say truth is certainly stranger than fiction."

Am 9. März erschien Young Fathers (Alloysious Massaquoi, Graham ‘G’ Hastings und Kayus Bankole) drittes Album "Cocoa Sugar" via Ninja Tune. Die Platte wurde von der Band im Jahr 2017 produziert, geschrieben und aufgenommen und stellt den bislang größten Erfolg in der Bandgeschichte dar.

Young Fathers - Live 2018:
17.06.18 - Maifeld Derby Festival (Mannheim)
29.06.18 - Citadel Music Festival (Berlin) - als Support von Massive Attack
Booking: MCT

Armin

2018-03-02 14:00:02- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2018-02-28 23:47:47- Newsbeitrag

Young Fathers veröffentlichen neue Single “Toy” aus ihrem dritten Album “Cocoa Sugar”, das am 9. März via Ninja Tune erscheint

„Alles Scheiße – und doch bleiben Soul und Flow erhalten: meisterlicher Realo-HipHop.“ (Musikexpress 03/18) (4,5 von 6 Sternen)

„Abwechslungsreicher Stilmix von den schottischen HipHoppern.“ (Rolling Stone 03/18)

„"Cocoa Sugar" führt den experimentellen Sound der Schotten konsequent weiter." (Intro 03/18)

Es sind nur noch neun Tage bis zur Veröffentlichung des dritten Albums “Cocoa Sugar” von Young Fathers (Alloysious Massaquoi, Graham ‘G’ Hastings and Kayus Bankole). Das Trio steigert heute mit der Veröffentlichung des brandneuen Tracks "Toy" einmal mehr die Vorfreude auf das neue Album.




"Toy" ist der dritte Song, der vom Album veröffentlicht wird. Gefolgt von der ersten Single "Lord" (die die Rückkehr der Band im November ankündigte) und der aktuellen Single "In My View", ist “Toy” ein weiterer verführerischer Blick darauf, was man von Young Fathers auf “Cocoa Sugar” erwarten kann: Etwas, das normalerweise einzigartig und aufregend ist, aber schlanker, intensiver und selbstsicherer als je zuvor. Die Platte wurde bereits mit viel Beifall aufgenommen; beschrieben von Mojo als "an avant-pop masterclass" und Uncut als "a heady joy", während das Q Magazine erklärte: “Cocoa Sugar finds Young Fathers at a fascinating juncture: opening up, moving forward, but still existing in a sonic hall-of-mirrors all of their own.”

Plattenbeau

2018-01-21 09:46:57

Klingt vielversprechend bisher. Besonders "In My View" gefällt mir sehr.

Armin

2018-01-17 19:46:34

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