MGMT - Little dark age
Columbia / SonyVÖ: 09.02.2018
Pop & Tod
Man musste schon ein wenig Angst haben, dass sie sich irgendwann da draußen in den weiten Welten verlieren, die zwei zertifizierten Spinner von MGMT. Seit ihr Debütalbum "Oracular spectacular" mindestens drei absolute Überhits landete, erteilen Ben Goldwasser und Andrew VanWyngarden jeglichen Zugeständnissen an Massentauglichkeit klare Absagen. Das ging vielen vor allem auf dem überdrehten und doch gemeinhin unterschätzten dritten Album "MGMT" zu weit mit den Psych-Pop-Freakouts, in denen die Effekte scheinbar gleichwertig wie das Songwriting behandelt wurden. "Little dark age", der mit über vier Jahren Abstand recht spät erscheinende Nachfolger, muss für genau diese Menschen wie eine Kurskorrektur erster Güte erscheinen.
So geradlinig und eingängig wie im Titeltrack hat man die beiden Querköpfe aus Conneticut nämlich schon ewig nicht mehr gehört. Über slickem Slowdisco-Fundament wird die eigene Melancholie abgefeiert und ein Killer-Refrain rausgehauen, als wäre es die leichteste Nebensache der Welt. "I dream in stereo / The stereo sounds strange." Gar nicht mal so sehr. Aufgehellter präsentiert sich "When you die" mit asiatisch angehauchten Klangfarben und kontrastierenden Zeilen wie "Don't call me nice / I'm gonna eat your heart out" oder "I'll be laughing with you when you die." Es bleibt nicht die einzige Stelle, an der MGMT einer beinahe idyllischen Klangkulisse einen äußerst bissigen Text überbraten. Pop und Tod, ein weiteres Mal vereint.
Der auf seine Art schon wieder kompromisslose Bubblegum-Sound von "One thing left to try" verkneift sich sein "You die just to feel alive" ebenfalls nicht. Obwohl es abgesehen vom kleinen Ausraster gegen Ende problemlos als MOR-Synthnummer der Achtziger durchgehen kann. Zu diesem Zeitpunkt hat man bereits "Me and Michael" durchlaufen, welches toll ist, keine Frage, aber auch so unverschämt käsig, dass Zweifel an der Ernsthaftigkeit unweigerlich in den Sinn kommen. Verarschen die beiden uns hier? So wie die selbstbetitelte Platte der Test für alle Gelegenheitsfans war, dürfte speziell dieser Song mit seinem Keyboard-Kitsch für Freunde der komplexeren Seite der Band zu viel sein. Vielleicht ist es auch nur der Zeitgeist, der rief. Am Ende siegt sowieso die Komposition im grandiosen Finale.
Seltsam konkret wird es im sternschnuppigen Opener "She works out too much" – es geht tatsächlich um ein Beziehungsende durch unterschiedliche Trainingsgewohnheiten. "The only reason it didn't work out was / You never worked out enough", lässt die Dame schließlich unmissverständlich mitteilen. "TSLAMP" steht hingegen für "Time spent looking at my phone". An diesen Stellen sind die LSD-geschwängerten Texte der Vorgänger plötzlich weit weg. MGMT erlauben sich diese Albernheiten, und sie dürfen es. Auch wenn man auf "Little dark age" damit klarkommen muss, dass die neugefundene Leichtigkeit gerade in der Albummitte mal in Seichtigkeit umschlägt oder dort ein zielloses Beinahe-Instrumental wie "Days that got away" auszuhalten ist. Spinnerei gehört bei MGMT nun mal auch im weniger komplexen Fahrwasser wie das täglich Brot dazu. Den Käse gibt es diesmal sogar gratis obendrauf.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Little dark age
- When you die
- Me and Michael
- When you're small
Tracklist
- She works out too much
- Little dark age
- When you die
- Me and Michael
- TSLAMP
- James
- Days that got away
- One thing left to try
- When you're small
- Hand it over
Im Forum kommentieren
AliBlaBla
2024-02-23 12:07:01
Die ganze Platte läuft hier rauf und runter als Platzhalter für die neue, ...Vorfreude...
Ach, ich mag die Band. Sie begleitet mich seit 2008, ORACULAR SPECTACULAR für mich die Überplatte der 00Jahre (neben Interpol, The Good, The Bad&The Queen..)
jayfkay
2024-02-23 03:50:48
"when you die" ist ein klasse song.
und natürlich die synthwave version von "little dark age".
Frage ich mich
2019-05-07 09:11:40
Mega Unterrated zumindest hier im Forum.
Mr. Fritte
2018-06-15 09:59:15
Also mich hat das Album auch total positiv überrascht, und ich finde da auch keinen einzigen Ausfall drauf. Wird ziemlich sicher in meinen Endjahres-Top-5 landen. Mit dem Vorgänger konnte ich überhaupt nix anfangen, da herrscht für meine Ohren außer dem Opener und Mystery Disease nur die pure, öde Langeweile.
Felix H
2018-06-15 08:49:15- Newsbeitrag
Ich auch nicht. Habe das Gefühl, viele haben sich über die größere Zugänglichkeit gefreut, was auch verständlich ist. Aber neben den Hits sind für mich immer noch ein paar Mitläufer dabei, mehr als bei den Vorgängern.
Hier noch ein neuer Remix:
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