Shannon Wright - Division
Vicious Circle / CargoVÖ: 17.03.2017
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Wenn selbst Wikipedia im Eingangs-Absatz erwähnt, dass Shannon Wright für ihre rohen Live-Performances und DIY-Punk-Ästhetik bekannt ist, muss es wohl schon wichtig sein. In der Tat hat sich die US-Amerikanerin nie bemüht, den unbehauenen Klang von sägenden Gitarren oder krachendem Schlagzeug irgendwie nachzubearbeiten. "In film sound" hatte von diesen beiden Elementen eine ganze Menge zu bieten. Insofern ist der Nachfolger "Division" eine Kehrtwende, die von einigen verdaut werden muss. Dass der titelgebende Opener noch ein Rockalbum zumindest antäuscht, ist nur eine kleine perfide Maßnahme einer mit Perfiditäten gespickten Platte. Dominant sind auf "Division" nämlich vor allem elektronische Klänge. Bedrohlich untermalen sie die schleppende Bandinstrumentierung wie in "Wayward", fies brutzeln sie sich ihren Weg in den Vordergrund – so geschieht es beim grandiosen Finale von "Soft noise". Dass sich aus einem psychotischen Klavierstück ein biestiges Ding schält, erlebt man nicht zum ersten Mal. Und trotzdem haut der dynamische Stimmungswechsel jedes Mal um.
Wright beweist nach verhältsmäßig muskulösen Vorgängeralben, dass sie es womöglich noch besser versteht, Songs mit sehr wenig Leben zu füllen und damit Gänsehaut zu erzeugen. "Seemingly" ist strenggenommen nicht mehr als eine Überleitung aus geloopten Glockenklängen und Wrights gehauchter Stimme, doch die feinen Sollbruchstellen machen die zwei Minuten zum Paranoia-Trip. "You seem so far from here." "The thirst" ist indes ein Meisterstück, wie es da in unsicherer Entfernung lauert, nie zubeißt und in seinen zwei bis drei Zeilen Text die Beute umkreist: "A fool, a con, a friend / You fell into a fool." Ebenso sinniert "Iodine" zum wabernden Synth und dem einsamen Perlen einer Gitarre ins Nichts, traut sich höchstens einen ganz kleinen Refrain. "Accidental" wäre in einem guten Paralleluniversum Elektropop, hier reicht es nicht mal für einen kleinen Sonnenstrahl, der durch die schwarzen Schwaden durchscheint. "In my hand is a handgrenade", singt Wright und macht daraus tatsächlich eine Hook. Ob diese geworfen wird oder nicht, ist hier nicht das Thema.
Denn "Division" geht es selten um den großen Knall oder die finale Katharsis. Sollen sich andere um Effekthascherei kümmern. Der Zustand der Ungewissheit ist das Ziel dieser acht Stücke, welche sich gerne um ein Mikro-Universum drehen, in sich selbst schauen und die Außenwelt ausblenden. Ein Album für Geselligkeit ist das nicht. Das manifestiert sich auch in der Tatsache, dass die Songs allesamt aus unterschiedlichem Holz geschnitzt sind, keiner klingt wie der vorige – was sie eint, ist eine bedrückende Stimmung zwischen Paranoia, Depression und Aggressivität. Diese benötigt durchaus Zeit, um sich zu erschließen. "Division" ist dafür eines der tiefsinnigsten Alben des Jahres 2017. "Drag us in", fleht Wright mit brüchiger Stimme im intensiven, klaviergetränkten Closer. In der Tat: Sie zieht einen in ihre dunkle Nische. Dort ist es leise, kalt und einsam. Manchmal braucht man das.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The thirst
- Soft noise
- Lighthouse (Drag us in)
Tracklist
- Division
- The thirst
- Wayward
- Accidental
- Seemingly
- Soft noise
- Iodine
- Lighthouse (Drag us in)
Im Forum kommentieren
Randwer
2018-01-06 12:16:28
Es freut mich sehr, dass das tolle Album hier doch noch Anklang gefunden hat.
Armin
2018-01-03 21:43:11- Newsbeitrag
Frisch rezensiert als "Vergessene Perle".
Meinungen?
The Wright One
2017-02-12 00:40:22
Ein bemerkenswertes Album, das man hier wohl nicht bemerkt hat oder nicht wertschätzt.
Randwer
2017-01-15 11:43:33
Vier Jahre lang wartete man vergeblich auf ein neues Soloalbum von Shannon Wright. Am 3. Februar ist es endlich soweit. Das nächste Album der US-Amerikanerin erscheint unter dem Titel "Division" bei Vicious Circle Records.
Der Titel "The Thirst" regt schon ordentlich den Appetit auf das Werk an. https://www.youtube.com/watch?v=O3bZnZyJWJM
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