Ringo Starr - Give more love

Roccabella / Universal
VÖ: 15.09.2017
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Feuerwerk des Nichtüberwältigtseins

Dieser Text kämpft gegen die eigene Überflüssigkeit. Ausgang: offen. Was in erster Linie Ringo Starr zuzuschreiben ist. Der frühere Beatle hat sein 19. Studioalbum aufgenommen. "Give more love" heißt es, ganz Ringo-typisch, weil ebenjener auf gefühlt jedem Foto die Finger zum Victory spreizen muss. Frieden, Frieden, auch für euch. Und weil dazu jeder die Beatles in den Ohren hat, da ihre vielen Melodien an allen haften, für immer, ist es an sich nicht weiter notwendig, detailreich auf Starrs neuen Opus einzugehen. Es ist. Punkt. Gutgelaunt, wie Starr immer war, wie hätte er es sonst auch bei den Hahnenkämpfen zwischen Lennon und McCartney aushalten sollen? Gegniedelt wird auch ziemlich viel, ein wenig zu viel, aber das ist ja subjektiv, wenn Dave Stewart (Eurythmics), Steve Lukather (Toto), Joe Walsh und viele, viele, viele mehr auf die Gitarren preschen. Hat eher was von einem Klassentreffen oder einem Schulausflug der Rockoberen.

Und weil so ein Klassentreffen oder so ein Schulausflug ohne ihn unvollständig wäre, zupft Paul McCartney natürlich noch einige Bassspuren. Altherrenrocker rocken. Der alten Kumpanei wegen. Anfangs war ein Country-Album geplant, ist zumindest zu lesen. "Standing still" und "So wrong for so long" driften auch stark in diese Richtung, also mit Slide-Gitarre, Countrylady-Chor usw., als seien die Beatles doch endlich in Amerika angekommen. Aber braucht es das? Und noch einen Rock 'n' Roll-Foxtrott wie "Shake it up", ein wenig schmissiger, ein wenig explosiver. Ist das das Ringo-Versprechen, noch ein Album aufzunehmen, noch weiter Musik zu machen, die er nicht mit den Beatles in Verbindung gebracht haben möchte, die dafür genau diese Verbindung braucht, um nicht als wenig inspiriert zu gelten?

"Give more love" ist daher ein Feuerwerk des Nichtüberwältigtseins. Die Platte hätte auch "Give more peace" oder "Give more freedom" oder sonstwie heißen können, ohne dass Wesentliches verloren ginge. Was auch die Songs betrifft. Mit "Back off Boogaloo" wurde ein Song, der auf einer unveröffentlichten Originalversion aus den 80ern basiert, neu aufgelegt. Starr hatte es vergessen und bei einem Umzug wiedergefunden. Und solche Geschichten möchte man eigentlich lieber hören als diese konventionelleren Rockstücke wie "Laughable". Was hat der Beatle noch alles rumliegen und wie zieht einer wie Ringo Starr überhaupt um? Aber dafür wird mit "Laughable" natürlich Donald Trump verballhornt, der nicht namentlich genannt, aber unausweichlich gemeint ist. Und natürlich singt Starr noch eine Hommage an seine ehemalige Band, Rory Storm & The Hurricans, wie er es auch schon für die Beatles auf früheren Alben tat. "Not so long back in Liverpool", beginnt das dann, bevor er die Stimme durch einen wenig eleganten Vocoder scheucht.

Aber ein Beatle hat immer Recht. Das ist ein unverrückbares Gesetz. Und ein paar neu aufgenommene Songs, ob von den Beatles oder dem Solo-Starr, "You can't fight lightning" und "Don't pass me by" etwa, sind zumindest nett. Und auch wieder amerikanisiert. Der Gospel in "Show me the way" beseelt auch, zwar stark Elton-John-mäßig, aber der Pathos sitzt und wird nicht mit Tränengas erzwungen. "Give more love" ist der Vollständigkeit halber richtig, als Lebenszeichen wichtig. Da darf dann auch mal die Überwältigung ausbleiben.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Show me the way
  • You can't fight lightning

Tracklist

  1. We're on the road again
  2. Laughable
  3. Show me the way
  4. Speed of sound
  5. Standing still
  6. Kong of the kingdom
  7. Electricity
  8. So wrong for so long
  9. Shake it up
  10. Give more love
  11. Back off Boogaloo
  12. Don't pass me by
  13. You can't fight lightning
  14. Photograph
Gesamtspielzeit: 52:38 min

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Armin

2017-10-25 22:11:13- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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