Prinz Pi - Nichts war umsonst
Keine Liebe / Groove AttackVÖ: 03.11.2017
Ich bin ein Star, lasst mich da rein!
""Kompass ohne Norden"," ""pp = mc²"," ""Im Westen nix Neues"." Allesamt Nummer eins der Album-Charts. Friedrich Kautz alias Prinz Porno alias Prinz Pi weiß, wie man Erfolg hat. Trotzdem wollte das mit den Radio-Hits nie so recht hinhauen. Bis die Schmonzette "1,40 m", die er gemeinsam mit Schmusebarde Philipp Dittberner einspielte, plötzlich auf Dauerrotation lief. Wo diese Tür nun sperrangelweit offen steht, muss er natürlich hinein, wie man "Nichts war umsonst" an allen nicht vorhandenen Ecken und Kanten anhört. Was soll man schließlich auch in den Blick nehmen außer Chart-Erfolge und ordentliches Airplay?
Um das zu erreichen, hat es Prinz Pi sogar geschafft, den Closer "Für immer und immer" irgendwie auf dem Soundtrack zu "Planet der Affen: Survival" unterzubringen. Vitamin B, weil er auch als Synchronsprecher am Film beteiligt war? Vielleicht. Anders kann man sich zumindest kaum vorstellen, wie es "Für immer und immer" mit seinen nichtssagenden Phrasen über Freunde und Träume so weit gebracht hat, auch noch als deutsche Promo-Single zu fungieren. Es kann doch nun wirklich kein Marketing-Team dieser Welt ernsthaft gedacht haben, es sei eine gute Idee, Friedrich Kautz bedeutungsschwanger in die Ferne gucken zu lassen, während sich Affen zu den Zeilen "Wir sind wir und wir bleiben uns treu / Die gemeinsamen Tage, keinen bereut" auf die Fresse hauen. Dem Prinzen kann es egal gewesen sein. Einen Song, so austauschbar, dass auf dem Album die erste Strophe ersetzt wurde, ohne dass man es bemerken würde, in einer der erfolgreichsten Film-Trilogien der letzten Jahre untergebracht. Das ist schon eine Leistung.
Dazu versteht es Prinz Pi vorzüglich, auch über das schmalzige, bloß niemanden überfordernde "Letzte Liebe" hinaus, die anvisierte Zielgruppe ordentlich zu bauchpinseln. Was will jedes Teenie-Mädchen hören? Klar, dass es besonders ist. Also nimmt einem das langweilige Allerweltsgedudel "Sandstrand" mit "Du bist kein Duplikat / Du bist ein Einzelstück" an die Hand und der gelungene Titeltrack weiß "Du passt nicht in ein'n Standardjob." Wer es noch nicht kapiert hat, dem wird die Botschaft per todsicherem Hit "Das Original" eingeprügelt. "Du bist nicht kopiert / Nein, du bist gemalt / Alles, alles echt / Nichts gefaked oder falsch / Keine zweite Wahl / Nein, du bist das Original." Glücklicherweise gibt es derzeit niemand geeigneteren als den Gast-Star Mark Forster, der solche Plattitüden besser in einem halbwegs nett klingenden Refrain an den Mann bringen kann. Pi rappt gewohnt routiniert in den Strophen, ein Piano klimpert, Background-Chor, fast auf den Punkt dreieinhalb Minuten. Radiotauglicher war der Prinz nie.
Inhaltlich sagt "Nichts war umsonst", daran ändert auch das oberflächlich sozialkritische "Zahlen" nichts, kaum mehr aus als die darauf versammelten Background-Vocals. War es im angesprochenen "Das Original" noch ein "Hahaahaha", bietet "Meine Welt" ein "Ohohohohoh." "Liste" macht "Huhuhuhuhu", Trümmerfeld "Huhuhuuhuu" und "Schatten" "Huuuhuuuhuhuhuhu." Ein musikalisches Experiment ist das Album aber durchaus. Nur leider in den schlechtesten Momenten so misslungen wie die billigen Beats oder die mies verzerrten und gepitchten Vocals in "Nordpol", das man gerne an eben jenen Ort verbannen würde, käme das nicht einem Hassverbrechen an Inuit und Eisbären gleich. Dagegen lernt man den allzu eingängigen Sommerhit "Hellrot" trotz seines eher okayen Beats doch nur zu gerne als leichte Kost zu schätzen.
Dass Prinz Pi es eigentlich besser kann, lässt er nur noch sehr vereinzelt durchblicken. Einen so mitreißenden Song wie "Haus im Wald" hätte man ihm auch gegen Ende des Albums gar nicht mehr zugetraut. Trotzdem wird "Nichts war umsonst" niemanden so recht zufriedenstellen. Pi-Veteranen ist der Großteil des Outputs ohnehin bereits zu mainstreamtauglich gewesen, Radiohörer werden sich nur an einzelnen Tracks erfreuen können, die Geschichten sind im Vergleich mit dem bisherigen Katalog bestenfalls im Mittelmaß anzusiedeln, von einer stimmigen Atmosphäre kann keine Rede sein. Aber es wird sich gut verkaufen und ein paar Singles abwerfen. Also: Mission erfüllt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nichts war umsonst
- Haus im Wald
Tracklist
- Sandstrand
- Das Original (feat. Mark Forster)
- Meine Welt
- Hellrot (feat. Bosse)
- Nichts war umsonst
- Vielleicht
- Nordpol
- Zahlen
- Liste
- Trümmerfeld
- Haus im Wald
- Letzte Liebe
- Schatten
- Für immer und immer
Im Forum kommentieren
Mister X
2017-11-07 22:56:41
Seine optische Aehnlichkeit mit Heinrich Himmler ist wohl das Einzige mit dem er sich noch ins Gespraech bringen kann. Der schlimmste Karriere-Absturz der 2010er Jahre.
False Flac
2017-11-02 20:44:32
Album gehört.
Im Grunde finde ich den Ansatz einer warmen und positiven Platte gar nicht mal so verkehrt. Ironie und Zynismus fehlen auf "Nichts war Umsonst" zum ersten mal völlig. Das hätte interessant sein können. Wenn man sich mal die Piano-Versionen anhört, fällt auf, dass sogar der ein oder andere brauchbare Song dabei ist. Leider wird das alles unter dem vollkommen maßlosen Bombast der Produktion begraben und verkommt zur reinsten Kitschhölle. Die 3/10 geht in Ordnung.
False Flac
2017-10-29 18:54:55
Ich fand die Phase zwischen "Donnerwetter" und "Rebell ohne Grund" recht stark. Dann begann er über seine Abi-Zeit zu rappen. Den bisher bekannten Songs nach zu urteilen, wird das sein schlechtestes Werk.
S.v.K.
2017-10-27 15:14:03
finde einiges gut von dem. aber trau mich gar nicht ins neue album reinzuhören. "im westen nix neues" war schon zu schlecht.
Armin
2017-10-25 22:10:07- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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