
Robin Schulz - Uncovered
WarnerVÖ: 29.09.2017
Der Schulz-Hype
Mit Hypes kennen sie sich aus, die Schulzes, aber jeder verträgt sie anders. Während Martin vom gefeierten Sozialdemokraten-Heiland zum erfolglosen Duellverlierer wurde, bevölkert der namensvetternde Sprössling Robin auch über drei Jahre nach seinem initialen Chart-Durchbruch mit dem Remix von "Prayer in c" in stetiger Regelmäßigkeit Hitparaden und Radio-Airplay. Dabei leiden beide doch an einer weiteren Krankheit: das Unvermögen, sich entscheidend von der Konkurrenz abzuheben. Scheint wenigstens im Musikbusiness aber nicht wirklich ein Problem zu sein. Das dritte Robin-Schulz-Album "Uncovered" braucht man nicht mal in den Player legen, um festzustellen: Aha, der Typ mit einer seiner depperten Sonnenbrillen ist wieder auf dem Cover. Aber meine Herren, diesmal ist es wirklich ein sagenhaft hässliches Modell. Hat er die dem letzten mantellüftenden Exhibitionisten im Osnabrücker Bürgerpark von der Nase geklaut? Okay okay, schon gut, zur Musik.
Die stolzen 18 Stücke rauschen zum Großteil erwartbar durch die Ohrmuschel wie die Radiosoße aus den letzten Jahren. Zugestehen muss man Schulz, dass er ab und an absolut lichte Momente hat. Oder zumindest die richtigen Gäste mit den richtigen Ideen. Ob nun David Guetta, jemand vom US-Trio Cheat Codes oder Schulzes Robin den Einfall für diese zackigen Streicher in "Shed a light" hatte, geht aus der Besetzung nicht hervor. Aber sie machen einen ohnehin guten Popsong zu einer erfreulichen Ausnahme im sonst so wenig aufregenden EDM-Reigen. Einigermaßen überraschend ist auch, dass "Uncovered" sich öfter als gewöhnlich vom Dancefloor abwendet, um sanftere Gefilde aufzusuchen. "Higher ground" atmet unvermittelt Gospel-Luft, wird von einem Piano akzentuiert, schwingt sich im Verlauf gar in höhere Pathos-Weihen auf. Auf die Texte der Marke "Generisches Englisch für ungestörtes Bügeln" hört man besser weiterhin nicht ganz so genau.
Dazwischen gibt es jedoch einfach zu viel Graubrot. James Blunt beweist in der Single "OK", dass sein quäkiges Organ mit der EDM-Umgebung kein bisschen OK geht. Die Instrumentals "Above the clouds" und "Un sueno" sorgen zwar für etwas Abwechslung, sind in sich aber auch nur unspannende Laptop-Nachgeburten. "Love me a little" ist dann lediglich Ed Sheeran in schlecht. Und die ganzen Unbekannten in der Gästeliste von "Uncovered" schaffen es nicht, den generischen Songs einen Stempel aufzudrücken oder versuchen es gar nicht erst. Da wünscht man sich doch einmal ein Album, das auf dem Niveau der Highlights operiert. Anstatt aber Schulz' neueste Sammlung auf Verdacht durchzuhören, sei einfach Interessierten das Kungs-Album "Layers" empfohlen. Ja, richtig, das ist der mit den Hits "This girl" und "Don't you know", die zeigten, dass Tropical House auch mal richtig gut sein kann. Da hat glücklicherweise der Rest des Albums noch einiges auf dem Kasten. Warum also noch über Robin Schulz reden? Ach ja. Der Schulz-Hype wieder.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Shed a light (with David Guetta & Cheat Codes)
- Higher ground
Tracklist
- Intro
- Unforgettable (with Marc Scibilia)
- Shed a light (with David Guetta & Cheat Codes)
- Oh child
- Fools (with Aalias feat. IRO)
- Like you mean it (feat. Rhys)
- OK (feat. James Blunt)
- Naked (feat. Sam Martin)
- Above the clouds
- Higher ground
- Love me a little
- Tonight and every night
- More than a friend (feat. Nico Santos)
- I believe I'm fine (with Hugel)
- Ha leh lou ya (feat. Christy McDonald)
- Sounds easy (feat. Ruxley)
- Un sueno
- Outro
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Der war gut:
2017-10-12 22:40:28
"Generisches Englisch für ungestörtes Bügeln"
Hä?
2017-10-06 18:50:54
Vom Kanzlerkandidaten zum Popstar?
schwammdrüba
2017-10-06 14:18:59
*wiederzudeck*
Mantellüftenden Exhibitionisten
2017-10-04 22:05:50
Das war sehr gut recherchiert. Der Bürgerpark ist sonst ganz schön. Grüße aus Osnabrück
Armin
2017-10-04 20:56:22- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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