Gary Numan - Savage (Songs from a broken world)

BMG / Warner
VÖ: 15.09.2017
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Welt in Klammern

Was ist denn nun wieder kaputt? Berechtigte Frage bei Gary Numan – seit Neuestem scheint auf den Platten des britischen Pioniers in Sachen düsterer Synthie-Pop stets einiges in die Brüche zu gehen. Zuletzt auf "Splinter (Songs from a broken mind)" vor allem das eigene Nervenkostüm, nachdem Depressionen und latentes Asperger-Syndrom ihre Spuren im Gemüt des inzwischen 59-Jährigen hinterlassen hatten. Prima über die Tanzfläche walzen konnte man zu dick aufgebrezelten elektronischen Brocken wie "Love hurt bleed" trotzdem, und in Gedanken standen frühe Kollegen sowie mehr oder weniger deutlich beeinflusste Nachfahren wie The Human League, Nine Inch Nails oder IAMX anerkennend Spalier. Und nicht nur die: Inzwischen ist Numan stolzer Preisträger des renommierten Ivor Novello Award, den Depeche Modes Martin Gore bereits seit 1999 im Schrank stehen hat. Doch auf "Savage (Songs from a broken world)" geht es nicht um Pfründe – es geht um mehr, wie der Klammertitel andeutet.

Denn Numans 13. Studioalbum inszeniert sich eher als Gebet für den Planet denn als nostalgische Rückschau für Ewiggestrige, die noch Jahrzehnte später nachfragen, ob Freunde tatsächlich elektrisch sind. Aber auch wenn sich diese zehn Hymnen zum drohenden Weltuntergang keineswegs als unterwältigend erweisen, bleiben sie doch im erwartbaren Rahmen dessen, was der Wahl-Kalifornier seit "Dead son rising" in seinem vermutlich nur von flackernden Neonröhren erhellten Schwitzstudio auf ächzenden Maschinen zusammenschraubt. Gesellen sich akzentuiert eingeflochtene oder rüde drüberbratzende Gitarren hinzu, kommt obendrein angefressener Elektro-Rock ins Spiel – etwa im dynamischen "When the world comes apart", das dank mit Skinny Puppys "Pro-test" vergleichbarer Rhythmusspur genauso seine Industrial-Pappenheimer kennt wie "Mercy". Letzteres Stück bleibt jedoch bestenfalls ein schwacher Abglanz von Nine Inch Nails' "Closer" – egal, ob Numan den Klassiker als persönlichen Lieblingssong adelt.

Das kommt eben davon, wenn dieses Album trotz voluminöser Produktion auf Dauer oft mit den gleichen Versatzstücken hantiert: Fett aufgepumpte Bass-Synthies, heulende Fairlight-Flächen und tiefste digitale Beats machen aus der Single "My name is ruin" oder dem an metallischen Percussions entlangrasselnden Opener "Ghost nation" zwar groß auftrumpfende Brecher, können die Limitiertheit des hörbar um zeitgemäßes Sounddesign ringenden Veteranen aber nur bedingt kaschieren. Die mit Chris Isaaks "Wicked game" flirtende Gesangsmelodie von "And it all began with you" und das vornehmlich aus gravitätischen Streichern bestehende "Broken" wagen vereinzelte Blicke über den Tellerrand, orientalische Vocal-Harmonien addieren einen Hauch Spiritualität – und "What God intended" ist als verhuschte Endzeit-Powerballade nicht nur die vielleicht erste ihrer Art, sondern auch eine ausnehmend gelungene. Was längst nicht für alle Songs hier gilt – zum Glück sorgen die besseren dafür, dass nicht allzu viel kaputtgeht.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • My name is ruin
  • When the world comes apart
  • What God intended

Tracklist

  1. Ghost nation
  2. Bed of thorns
  3. My name is ruin
  4. The end of things
  5. And it all began with you
  6. When the world comes apart
  7. Mercy
  8. What God intended
  9. Pray for the pain you serve
  10. Broken
Gesamtspielzeit: 55:55 min

Im Forum kommentieren

vincent92

2018-12-06 14:39:06

10/10

AVMsterdam

2018-07-06 13:35:33

Ich mochte seine Frühwerke nie, aber das hier ist ganz cool. 80-er Industrial-Attitüde in modernerem Klanggewand.

Master

2017-10-04 23:26:08

Also als alter EBM-Jünger der Ende 80er macht das wirklich Laune
https://youtu.be/P5E6RTDA7oc

Cpt. Obvious

2017-10-01 09:23:03

5/10 ist ein schlechter Witz für dieses gute Album.

matinioh

2017-09-28 16:52:47

Ich meinte das aktuelle Foo Fighters Album: "Concrete and gold".

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