Cradle Of Filth - Cryptoriana – the seductiveness of decay

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 22.09.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Richtig so

Alles richtig gemacht. So und nicht anders lässt sich wohl beschreiben, was Cradle Of Filth vor zwei Jahren mit ihrer letzten Platte gelungen ist. Denn mit "Hammer of the witches" trümmerten die Briten um den verschrobenen Frontmann Dani Filth ein Album ein, mit dem sie auf herausragende Weise ihre Black-Metal-Wurzeln mit epischem Bombast und Death Metal mit deftigem Thrash verbinden konnten. Kurzum: Eine Mischung, die den glücklicherweise immer leiser werdenden Vertretern der Szenepolizei mal wieder den Schaum vor den Mund treibt, für die meisten jedoch in dieser skurrilen Kombination einen wunderbaren Einstieg in den extremen Metal bietet. Zumal Filth bei aller Spleenigkeit ein hervorragender Geschichtenerzähler war und ist.

Nun also "Cryptoriana – the seductiveness of decay" mit erneut ausladendem Titel. Zwar nicht wirklich ein Konzeptalbum wie so viele im Kanon der Truppe aus Suffolk, aber dennoch grob im viktorianischen Zeitalter beheimatet. Entsprechend opulent spielt der ausnahmsweise einmal unverändert gebliebene Fünfer zum Pogo auf. Tatsächlich ist das dem bombastischen Intro folgende "Heartbreak and seance" ein fanatisch rasender Brecher, eröffnet von einem markerschütternden Schrei – und dennoch in Relation zum bandüblichen Sound fast schon eingängig. Auch wenn bereits Therion vor zwei Dekaden gezeigt haben, dass auch Choräle zu Blastbeats passen können, erweist sich der Bandchef auf dieser Platte nicht zuletzt als begnadeter Eklektiker, der dieser vordergründig schrägen Mixtur auch noch durchaus filigrane Riffs beizumischen imstande ist.

Wie filigran, das zeigen beispielhaft "Achingly beautiful" und vor allem "Wester vespertine". Wer 25 Jahre nach den rödeligen Erstlingswerken von Darkthrone immer noch der Meinung ist, Black Metal dürfe nicht sauber klingen, kann die Nostalgie für einen Moment beiseite legen und sich unter dem Kopfhörer an dieser instrumentalen Pracht erfreuen. Doch die Freude währt nur kurz, denn bei "The seductiveness of decay" oder "You will know the lion by his claw" spielen die Engländer zum alles zerstörenden Tanz im Pit auf. Hier feine Twin-Leads der alten Iron-Maiden-Schule, dort ein brutaler Knüppelpart, alles wie aus einem Guss – so muss das. So und nicht anders.

Angesichts von "Vengeful spirit" möchte man diesen Satz gar nochmals in Großbuchstaben wiederholen. Nicht dass der Song schlecht wäre, beileibe nicht. Doch der Gastauftritt von Gothic-Metal-Ikone Liv Kristine ist an der Stelle genau der kleine Schritt zu viel, der den Unterschied zwischen Bombast und Kitsch ausmacht, auch wenn das natürlich Jammern auf hohem Niveau ist. Denn "Cryptoriana – the seductiveness of decay" kann über weite Strecken eine Stringenz vorweisen, die nicht allzu oft im Backkatalog der Briten zu finden ist. Dazu kommt, dass Filth mit dem aktuellen Line-Up anscheinend eine Band gefunden hat, die seinen Spieltrieb teilt und adäquat umzusetzen imstande ist. Nach wie vor gehört der hyperaktive Fronter zu den wenigen Protagonisten, die ihrem Genre immer noch ein Augenzwinkern abtrotzen. Angesichts dieser Platte darf, nein, muss sich dazu nun ein zufriedenes Grinsen gesellen.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Heartbreak and seance
  • The seductiveness of decay
  • You will know the lion by his claw

Tracklist

  1. Exquisite torments await
  2. Heartbreak and seance
  3. Achingly beautiful
  4. Wester vespertine
  5. The seductiveness of decay
  6. Vengeful spirit
  7. You will know the lion by his claw
  8. Death and the maiden
Gesamtspielzeit: 53:01 min

Im Forum kommentieren

so muss das

2017-09-28 02:24:56

geil, wieder ne nackte auf dem cover.

auch ein super lustiger albumtitel. die verführbarkeit der verwesung. haha. könnte fast von jörg buttgereit, dem alten leichen-hannes, stammen.

Armin

2017-09-27 20:17:17- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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