Jake Bugg - Hearts that strain
UniversalVÖ: 01.09.2017
Bugg Bunny
Sein größer Trumpf ist die Zeit. Jake Bugg ist gerade mal um die Zwanzig und singt, als wäre er doppelt so alt, Songs, auf die andere eine ganze Karriere hinarbeiten. So der Eindruck seiner ersten beiden Alben. Kritiker waren begeistert. Auch solche, die sonst eher ergraute Künstler wertschätzen. "On my one", Album drei, ließ hingegen wundern: Macht sich dieser Typ selbst überflüssig, indem er sich andauernd selbst zitiert und hat er – nicht falsch verstehen: andere wäre froh darum – eben auch nur ein bis zwei gute Songs drauf, die er immer wieder neu einzuspielen gedenkt? Nunja, auch "Hearts that strain" wird diese Frage nicht zufriedenstellend beantworten können.
Bugg zog es nach Nashville, Tennessee. Auf dem Weg dahin gabelte er auf: Noah Cyrus, die in "Waiting" mitsingen darf und dabei auch stark nach ihrer großen Schwester Miley klingt; Dan Auerbach, der sowieso bei allem, was in der Country-Welthauptstadt passiert seine Finger im Spiel haben muss; auch David Ferguson war dabei, der bereits Johnny Cashs "American recordings" tontechnisch betreute. Es fällt auf: Bugg hat sich einen gewissen Rang erarbeitet, sonst würden diese Szenen-Promis erst garnicht bei ihm mitspielen. Der Brite zieht seinen Retro-Sound von den UK in die USA, was nicht viel zu bedeuten hat, schließlich ist der Britpop der Gallaghers genauso amerikainfiziert. Und Country, Americana, Folk – irgendwie sind die immer bei Bugg eingearbeitet. Auch auf "Hearts that strain" hoppelt er schnell von Genre zu Genre. Songwriting am Fließband.
Geschmackssicher bleibt das. Bugg geht es ruhig, lässig und easy an. Bis die Songs speckiger und gestelzter werden. Noch mehr aufgewärmte Eagles-Nummern, nach "Horse with no name" klingt das alles auch, und unverwechselbar ist das schonmal garnicht. Unverwechselbar zu sein war zwar auch nie Buggs allererstes Begehren, aber wenn überhaupt keine Eigenart mehr bleibt, erübrigt sich dieser Songwriter. "In the event of my demise" kommt den Beatles so fadenscheinig nahe, dass selbst ein Cover ehrlicher gewesen wäre. "Indigo blue" führt eine Offensichtlichkeit mit sich, die sonst so stolz den Schlager prägt. Dass Bugg dabei stellenweise nach James Blunt klingt ist mit das allerschlimmste. Niemand mag Songs gequakt.
Bugg wirkt unterfordert. Schade. Wer ist gelangweilter? Er oder Hörer? Streichergedöns und noch mehr Klavier helfen da nicht weiter. Der Beginn von "Bigger lover" kann auch als Zitat von "I don't like modays" gehört werden. Bugg hat Stress: ein wenig mit dem Touren, ein bisschen mit dem regnerischen Wetter, gerade im amerikanischen Süden und am meisten natürlich mit sich selbst, was auf eine ganz andere Hörart deuten könnte. Denn womöglich erzählt die Zeit – bisher der Freund – eine vollkommen andere Geschichte: Die, dass Bugg 2011 einen Vertrag unterzeichnet hat, der ihn über vier Alben an ein Label kettet, mit dem er sich schon längst überworfen hat. "Hearts that strain" ist sein viertes Album und somit der Freikauf. Und vielleicht auch daher nicht zum Ausspannen auf der Hängematte geeignet, dafür eher fürs unzufriedene Wälzen auf dem Teppichboden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Waiting (feat. Noah Cyrus)
- Indigo blue
Tracklist
- How soon the dawn
- Southern rain
- In the event of my demise
- This time
- Waiting (feat. Noah Cyrus)
- The man on stage
- Hearts that strain
- Burn alone
- Indigo blue
- Bigger lover
- Every colour in the world
Im Forum kommentieren
Julia
2018-08-08 02:06:53
Ich finde es überraschend gut geworden, gerade die Klavierstücke haben es mir angetan. In the event of my demise habe ich mit den Beatles bisher nicht verbunden, muss ich beim nächsten Hören drauf achten. Indigo Blue ist eines meiner Highlights.
MM13
2017-09-21 19:12:10
brauch wirklich zeit bis es klick macht,wie gesagt sind schöne songs dabei.
Armin
2017-09-20 21:14:28- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
MM13
2017-09-02 16:11:36
mit anlaufschwierigkeiten,aber habs jetzt 3mal durch und hat schon ein paar nummern die mir gefallen. 6/10
Walter
2017-09-01 21:35:36
Jake Bugg ist ganz grausam, da höre ich lieber One Direction.
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