Lali Puna - Two windows
Morr / IndigoVÖ: 08.09.2017
Wie immer anders
Für sie wurde es erfunden, das immer schon etwas seltsam anmutende Subgenre Indietronic. Eine Zwischenwelt, in der Beats pluckern statt stampfen und man sich mit Wortungeheuern wie "fein ziseliert" herumplagen muss, weil einem sonst eben nicht viel anderes einfällt, um die Musik von Lali Puna halbwegs adäquat zu fassen zu kriegen. Schließlich haben sie sich seit jeher im Uneindeutigen am wohlsten gefühlt. Zwischen Electro und Pop, zwischen Club und Wohnzimmer konnte man die Band um Valerie Trebeljahr bislang antreffen, so sie sich denn mal blicken ließ. Lagen schon sechs Jahre zwischen den letzten beiden Alben, hat man sich dieses Mal noch ein Jahr länger Zeit gelassen. Mancher mag vielleicht sogar vergessen haben, dass es Lali Puna noch gibt.
Das mag natürlich auch daran liegen, dass Markus Acher nunmehr nicht mehr Teil von Lali Puna ist. Die logische Folge ist, dass die Band sich endgültig nicht mehr mit dem etwaigen Status als Nebenprojekt von Markus Acher – eine Bezeichnung, die Lali Puna ohenhin nie gerecht würde – herumschlagen muss. Noch wichtiger ist aber, dass "Two windows" nun tatsächlich als eine Art Neustart zu werten ist. Einer von der Art, die man deutlich hört. Weil die Gitarren, die schon der Vorgänger "Our inventions" in den Hintergrund gerückt hatte, inzwischen ein gänzlich randständiges Dasein fristen. Wohingegen sich die Electronica-Fraktion mehr denn je austoben darf. Das heißt nicht, dass Lali Puna jetzt nur noch four-to-the-floor für die Großraumdisse fabrizieren. Pluckern tut hier allerdings auch nichts mehr. Was ein Stück wie "Birds flying high", das in Kollaboration mit Radioctive Man entstand, mutmaßlich überhaupt erst möglich machte. Trebeljahr stellt ihren Gesang, das eigentliche Markenzeichen, hinten an, lässt einen in sich ruhenden Beat übernehmen und das Stück schließlich sanft entschweben. Das Ergebnis ist hypnotisch und zutiefst einnehmend.
Aufs Schweben versteht sich auch das unmittelbar folgende "The bucket" ganz hervorragend, das sich viel stärker am bisherigen Sound der Band hält und in dieser Form auch gut auf die Vorgängeralben gepasst hätte. Auch der Closer "Head up high" zeigt lieb gewonnene Facetten von Lali Puna und geleitet sanft hinaus aus "Two windows". Das sich am Ende des Tages als ein Album entpuppt, wie es eben nur diese Band aufnehmen kann. Auch wenn der Opener und Titeltrack überraschend kühl zu Werke geht, auch wenn "Come out your house" ungewohnt beherzt zupackt, auch wenn sich neuerdings die Featuregäste die Klinke in die Hand geben und sich die Präferenzen im Sound zweifelsohne geändert haben. Lali Puna behalten sich ihre herrliche Unaufgeregtheit, bleiben auch auf "Two windows" schwer zu greifen und liefern einmal mehr ein Album ab, das sich ganz unauffällig entfaltet, stets Gefahr läuft, übersehen zu werden, vor allem aber schlichtweg sehr gut ist. Wie immer halt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Deep dream
- Come out your house
- Wonderland
- Birds flying high feat. Radioactive Man
Tracklist
- Two windows
- Deep dream
- Come out your house
- The frame feat. Dntel
- Wear my heart
- Bony fish feat. Mary Lattimore
- Her daily black
- Wonderland
- Birds flying high feat. Radioactive Man
- The bucket
- Everything counts on feat. MimiCof
- Heads up high
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Armin
2017-08-31 23:21:53- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Old Nobody
2017-08-02 23:55:19
Neuer Song(allerdings auch schon wieder ne Woche alt): The bucket
https://www.youtube.com/watch?v=zuPoYTzRZKE
find ich schon mal etwas besser als deep dream
Old Nobody
2017-07-05 21:15:32
Hm, ich hab mich, angestoßen durch nen youtube-tip, nochmal,teilweise erstmals, mit dem Gesamtwerk auseinandergesetzt und muss meinen Kommentar revidieren. Ich habe immer auch ein Problem mit dem Gesang gehabt. Mir fehlte da etwas,vielleicht Energie. Da hat sich meine Wahrnehmung nun geändert. Sie singt zwar zurückgenommen, unterstreicht so aber häufig die Melancholie.
Der Ausstieg Achers ist selbstverständlich sehr relevant. Es geht dabei ja schließlich um Markus Acher. Was hat mich da bloß geritten sowas zu schreiben? Die Frage ist für mich, wie sehr sich das auf die Stimmung auswirkt.Der Vorbote bleibt da für mich leider nach wie vor etwas mau. Die Zeile I should be so lucky in love ist durch Kylie aber auch ziemlich negativ belegt für mich.
Nun ja;
Vor allem Faking the books hat auf Albumlänge doch deutlich mehr zu bieten als Durchschnitt und dem Album würd ich nun ne knappe 7,5/10 geben
Ich kann es wunderbar am Stück durchhören, da ist kein Ausfall. Dafür einige Highlights.
Songs mit mindestens 8/10:
Faking the books,Micronomic,People i know,Grin&Bear,Left Handed
Tridecoder sehe ich bei ner guten 6/10. Ausreißer nach oben Superlotado und Everyone and Allover. Da wäre auch Rapariga, aber da komm ich mit dem Sprechgesang nicht klar. Insgesamt eine gute Gesamtstimmung mit dem ein oder anderen Stück,wo mehr drin gewesen wäre, wenn man sich den Sprechgesang gespart hätte.
Bei Scary World Theory wundert mich die 8/10 hier angesichts der 7/10 für Faking the Books, welches ich wegen der Ausbrüche und den packendsten Melodien für klar am stärksten halte.
Ich bin da im Moment bei etwa 6,5/10.
Manches plätschert da etwas dahin wie Bi-pet oder Contratempo welche mir melodisch gar nichts geben. Gut gefallen mir dafür Middle Curse,50 Faces off,Lowdown sowie Come on home als Highlight.
Our Inventions sehe ich bei der Bewertung ähnlich, wegen des tollen Mittelteils nen kleinen Tacken höher als Scary World Theory bei ner guten 6,5/10. Highlights: Our Inventions, Move on,Safe tomorrow und That day.
Was "I thought I was over that" angeht, finde ich Clear Cut,Awaiting an accident sowie This is the dream klasse. Ich verstehe aber überhaupt nicht, wieso es der Hammer namens Past Machine nicht auf ein reguläres Album geschafft hat. Hätt ich mir sehr gut auf Faking the books vorstellen können, gerne anstelle von B-Movie.
Ansonsten gute Remixe drauf wie etwa der von Micronomic und der großartige 2ls Mix von Nin-com-pop. Wie kann man aber bitte Left Handed so verhunzen wie in dieser Dub-Version?
Desweiteren find ich die Silver light ep(?)von 2012 ganz wunderbar. I've been over the rainbow ist sehr schön und die 3 Remixe nehmen die Stimmung dann auf.
Papa was a rodeo/Morning paper (John Yoko) ist auch sehr hörenswert.
Insgesamt muss ich feststellen, wie bemerkenswert wenig Ausfälle es im gesamten Output gibt.Eigentlich gar nicht. Dennoch ist da halt schon einiges an Durchschnitt. Mit den Perlen allerdings könnte ich mir ne fantastische CD voll bis zum Rand bauen.Jedes Album kann man durchhören ohne was skippen zu wollen. Aus heutiger Sicht würde ich daher mein Posting vom 1.6. am liebsten löschen.
Old Nobody
2017-06-01 23:11:45
Song gefällt mir mäßig. Lali Puna haben mich aber auch nie auf Albumlänge überzeugt. Großartige Songs wie Faking the books und Our inventions sind für mich eher die Ausnahme. Von daher ist der Ausstieg Achers zwar schade aber wohl halb so wild
MartinS
2017-06-01 20:41:03
Endlich!
Schöner Vorbote. Aber Lali Puna traue ich sowieso keine Enttäuschung zu.
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