Moses Pelham - Herz
Columbia / SonyVÖ: 11.08.2017
Mumumumumussdassein?
Die Älteren werden sich erinnern: In den Neunzigern war Moses Pelham eine große Nummer. Nicht nur als Rödelheimer Hartreimer, sondern auch als Produzent und Verteiler von Kopfnüssen. Seitdem ist viel Wasser den Main hinabgeflossen. Der Hesse verdingte sich in den letzten Jahren unter anderem als Quotenrapper bei der VOX-Sendung "Sing meinen Song", was seiner Credibility nur bedingt zuträglich war. Aber Credibility ist, auch wenn manche anderes behaupten, circa so relevant wie die Frankfurter Eintracht im internationalen Geschäft. Im Rap-Geschäft geht es zuletzt um das, was aus den Boxen kommt. Nachdem die "Geteiltes Leid"-Trilogie 2012 ihren Abschluss gefunden hat, erscheint mit "Herz" nun das vierte deutschsprachige Soloalbum des Bartträgers. Der Name ist Programm: HipHop war und ist die Kernkompetenz Pelhams. Eine Herzensangelegenheit eben.
So ruft er zunächst einen "Neubeginn" aus, wobei der Track musikalisch durch gute Samples und einen staubtrockenen Oldschool-Beat durchaus überzeugen kann. Inhaltlich kommt Moses P. über ein bloßes "I bims" leider kaum hinaus. Dass er es viel besser kann, zeigt er in dem anspielungsreichen "Aus dem Refugium", dessen jazziger Zeitlupenbeat gut mit dem Genuss von Sportzigaretten kombiniert werden kann. Rap-Virtuose war er indessen nie, eine angenehme Stimme und abwechslungsreiche Flows besitzt Pelham aber definitiv. Nur wenn er in den Priestermodus geht, wird es anstrengend: "An alle Engel" hätte in dieser Form nicht wirklich sein müssen.
Es ist dem Rödelheimer anzurechnen, dass er nicht auf Nummer sicher gegangen ist. In "BGMB", was für "Bitte gib mir bös" steht, überrascht er mit englischsprachigem Autotune-Gesang. Richtig stark ist auch "Meine Heimat", in welchem ein lupenreiner Breakbeat zum Einsatz kommt. Keine Blöße gibt sich Pelham bei der Produktion: Gemäß des ehernen 3p-Prinzips "Mehr Bass" wummern die Beats auf wunderbare Weise. Und auch die zahlreichen Klavier- und Streicherparts klingen durchweg angenehm. Ein bisschen mehr Tempo hätte allerdings nicht geschadet: Neun von zwölf Tracks kommen nicht über Kriechgeschwindigkeit hinaus.
Alles fein am Main also? Leider nicht. Drei Störenfriede versauen ein ansonsten gelungenes Album. "M zum O" kombiniert Eisbrecher-Gitarren mit einer gruseligen ABC-Schützen-Hook und dem "Kashmir"-Groove. Nee, Moses. Echt nicht. Obwohl Patrick Kelly stimmlich eine gute Figur abgibt, wirkt er auf dem eklig seifigen "Wir sind eins (Sagt ihr)" wie ein Fremdkörper. Und dann ist da noch "Momomomomosespelham", dem das Kunststück gelingt, auf das Wort "Nutte" einen Kinderchor folgen zu lassen. Weil das allein noch nicht reicht, singt dieser Chor ein bisschen später "Es gibt nur ein' Moses Pelham". So richtig schlimm ist das natürlich nicht, zur nachdenklichen und introspektiven Gesamtstimmung passt der Track aber überhaupt nicht. Hier wäre vielleicht eine separate Veröffentlichung besser gewesen. Dass Pelham endlich wieder eigene Songs singt, ist aber voll und ganz zu begrüßen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Aus dem Refugium
- Meine Heimat
Tracklist
- Neubeginn
- BGMB
- Aus dem Refugium
- Mehr Licht
- An alle Engel
- M zum O
- You remember
- Momomomosespelham
- Cococococostamerianakis
- Meine Heimat
- Geheime Welt
- Wir sind eins (Sagt ihr)
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Plattentester Dan
2017-09-17 13:50:34
...ich finde das Album LANGWEILIG!
Armin
2017-08-23 21:32:13- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
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