Cage The Elephant - Unpeeled

RCA / Sony
VÖ: 28.07.2017
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Großartig verspielt

Es geschah so überraschend wie schnell. Erst Ende Juni 2017, also einen Monat vor Veröffentlichung, kündigten Cage The Elephant wie aus dem Nichts einen Nachfolger an für das mit einem Grammy als bestes Rock-Album ausgezeichnete Werk "Tell me I'm pretty". Kurzes Rätselraten führte zur Erkenntnis, dass das Quintett aus Kentucky mit "Unpeeled" die gleichnamige Akustikkonzertreihe vom Anfang des Jahres 2017 vertonen sollte. Eine sonderbare Idee, waren jene Darbietungen für Sänger-Flummi Matt Shultz und Co. doch eine ungewöhnliche Abwechslung. Für ihre schweißtreibenden Shows bekannt und die fast überproduzierten Platten geliebt – und nun veröffentlichen Cage The Elephant die Zuckerstücke ihrer ersten vier Alben im akustischen Gewand? Auch eine Art, Live-Album und Greatest Hits zu mischen – ist denn schon Weihnachten? Mit 21 Stücken ist "Unpeeled" auf jeden Fall ordentlich gefüllt und bietet einen kompletten Querschnitt durch das Programm des Fünfers. Und dieses hat so seine Perlen.

In ausgewählte Konzertlocations in den USA hatten die Gebrüder Shultz und Anhang "Unpeeled" gebracht und dort schließlich diese Platte live aufgenommen. Was zunächst förmlich nach intimen Klavier- und Klampfe-Versionen schreit, wird gnadenlos zunichte gemacht. Cage The Elephant bringen die volle Montur mit, ziehen bei der ein oder anderen Gitarre das Kabel und organisieren ein Streicher-Ensemble. Ansonsten bieten die Jungs schnörkellos ihren modernen Indie-Rock dar, der gleichzeitig quer durch die Musikgeschichte zitiert – in voller Geschwindigkeit. Bei jungen Songs wie dem beatle-esquen "Sweetie little Jean" und dem großartigen "Too late to say goodbye" zieht die instrumentale Sektion das Tempo sogar noch an und gibt den Stücken einen neuen Touch. Balladen wie "How are you true" oder auch "Trouble" werden mit Violinen und Celli garniert und schimmern dadurch stärker als im Original.

Gesangsmäßig liefert Matt Shultz eine beeindruckende Performance, insbesondere im treibenden "Spiderhead". Doch ein aufmerksames Ohr merkt bald, dass da etwas faul ist. Im leisen "Rubber ball" fällt die Dopplung der Stimme besonders auf. Sei es durch Effekthascherei oder nachträgliche Aufnahmen – hier wurde dick nachgeholfen. Passt das wirklich zum Konzept von "Unpeeled", welches Shultz selbst als nackt und verletztlich beschreibt? Noch abstruser ist das Einstreuen von Publikumsgeräuschen über die 21 Songs hinweg. Tracks wie "Punching bag" kommen von vorne bis hinten ohne Atmosphäre aus, das geniale und auch im Akustikgewand außergewöhnliche "Come a little closer" lebt dafür vom Gejubel. Im bittersüßen "Cigarette daydreams" singen dann plötzlich einige Seelen mit. Die Fragezeichen verdichten sich. Live oder nicht? Was soll das denn?

Dabei hätte "Unpeeled" so groß werden können. Cage The Elephant spielen einen Hit nach dem anderen und zeigen, dass sie trotz Grammy-Gewinn immer noch vielerorts unterschätzt werden. "Shake me down" entfaltet sich durch die arpeggierten Akustikgitarren besonders schön und schickt die krachige Studioversion in die Ecke. Das melancholische "Telescope" nimmt das Tempo heraus und berührt mit seinen dicken Streichern und "Take it or leave it" klimpert sich mit Crunch-Gitarren in die Gehörgänge. Songwriting auf höchstem Niveau. Musikalisch überzeugen außerdem die drei vielseitigen, eingestreuten Cover-Versionen. Der Klassiker "Whole wide world" stampft breitbeinig voran, "Golden brown" von The Stranglers schunkelt schön und die Daft-Punk-Hommage "Instant crush" gelingt vor allem im Schlusspart – trotz der wenig passenden Stimmfarbe von Matthew Shultz. Das Konzert ist eine sehr spaßige, kurzweilige Angelegenheit. Da stört es nicht mal, dass Cage The Elephant ihre Tracks nicht in brandneuen Arrangements präsentieren. Das ist echt, das ist ehrlich, das berührt. Schade, dass man dies von der Produktion leider nicht behaupten kann.

(Till Bärwaldt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Take it or leave it
  • Shake me down
  • Telescope
  • Come a little closer

Tracklist

  1. Cry baby
  2. Whole wide world
  3. Sweetie little Jean
  4. Spiderhead
  5. Take it or leave it
  6. Too late to say goodbye
  7. Punching bag
  8. Shake me down
  9. Telescope
  10. Instant crush
  11. Trouble
  12. Ain't no rest for the wicked
  13. Rubber ball
  14. Aberdeen
  15. Golden brown
  16. Cold cold cold
  17. How are you true
  18. Come a little closer
  19. Back against the wall
  20. Cigarette daydreams
  21. Right before my eyes
Gesamtspielzeit: 79:15 min

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Flami

2017-07-30 17:09:13

Gerade mal reingehört. Ehrlich gesagt, wenn Elephant, dann doch lieber "Nellie The Elephant"...

https://www.youtube.com/watch?v=hOpr2ZJCjqU

Armin

2017-07-26 23:18:04- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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