Melvins - A walk with love and death

Ipecac / Rough Trade
VÖ: 07.07.2017
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Wow, ist das ein Hau

Huldigt King Buzzo, denn er ist durch, aber kein Lauch. Der Mann, der mit seiner Frisur angeblich Stromstärke und Spannung messen kann, ist ein nimmermüder Kreativling. Gemeinsam mit seinen kongenialen Mitregenten Crover, Willis und Warren hat er sich mit einer Wagenladung Gitarrenamps ins Studio verzogen, um nach erstaunlich kurzer Zeit mit einem Doppelalbum wieder ans Tageslicht zu treten. Wobei "A walk with love and death" eine wahrlich janusköpfige Angelegenheit geworden ist. Denn der Unterschied zwischen den beiden CDs beträgt mindestens drei Millionen gegrillte Synapsen.

Doch der Reihe nach: Die "Death"-Hälfte besteht aus für Melvins-Verhältnisse konventionell drauflosrockenden Songs. Waren die jüngeren Alben der Band aus Washington nicht immer überzeugend, kann hier nur der Hut gezogen werden. Soundtechnisch jederzeit auf der Höhe und kompositorisch so einfallsreich wie lange nicht mehr präsentieren die Musiker zwölf direkt ins Mark fahrende Riffmassaker. Weniger blumig ausgedrückt: Songs wie "Black heath" grooven wie Sau. Schleppende Rhythmen bilden das Fundament, Osborne-typische Licks den Rohbau und überkandidelte Soli und Gesangseinlagen den Dachschaden.

"Sober-delic (acid only)" mag vielleicht nicht zur Suchtprävention geeignet sein, zur Neuausrichtung verbogener Sinnesorgane ist es allerdings formidabel. Auch flotte Nummern wie das reizüberflutete "What's wrong with you?" machen einen Heidenspaß. Ein Melvins-Album wäre ohne zwischen Debilität und Genialität pendelnde Lyrics natürlich nur halb so gut, weshalb die Band mit Perlen wie "Edgar the elephant" Fanservice erster Güteklasse betreibt. An die leider unwiderbringlich verlorenen Soundgarden erinnert das Sludgefest "Flaming creature", besonders das Zusammenspiel zwischen Schlagzeug und Gitarren erzeugt hier wohlige Schauer.

Alles super also? Wie man's nimmt. Es gibt ja noch "Love", des Doppelschlags zweiten Teil. Und der besteht aus Material, das für einen Kurzfilm Jesse Nieminens entstanden ist. Diese Klangcollagen sind alles mögliche, aber keine leichte Kost. So wabern beispielsweise "Halfway to the Bakersfield Mall" und "Eat yourself out" relativ ziellos im Mäandertal herum. Echte Gaga-Momente wie "Scooba" sorgen dann endgültig für irritiertes Stirnrunzeln. Doch auch hier wird belohnt, wer Geduld und Ausdauer mitbringt: "T-Burg" weiß mit seinen blubbernden Acid-Basslines durchaus zu gefallen. Der Rest von "Love" ist relativ uninspiriertes Gefrickel, das ohne Bildmaterial eher etwas fürs Kuriositätenkabinett ist. "Death" sei Dank fällt dies aber nicht wirklich ins Gewicht.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sober-delic (acid only)
  • What's wrong with you?
  • Flaming creature

Tracklist

  • CD 1
    1. Black heath
    2. Sober-delic (acid only)
    3. Euthanasia
    4. What's wrong with you?
    5. Edgar the elephant
    6. Flaming creature
    7. Christ hammer
    8. Cactus party
    9. Cardboa negro
  • CD 2
    1. Aim high
    2. Queen powder party
    3. Street level St. Paul
    4. The hidden joice
    5. Give it to me
    6. Chicken butt
    7. Eat yourself out
    8. Scooba
    9. Halfway to the Bakersfield Mall
    10. Pacoima normal
    11. Park head
    12. T-Burg
    13. Track star
    14. The asshole bastard
Gesamtspielzeit: 81:29 min

Im Forum kommentieren

2017-08-05 14:40:58

was komisch ist, hier und auch bei laut wird das album mit seinen 14 tracks als eine seite love, eine seite death, filmsoundtrackschnipsel blabla bezeichnet.
dabei sind diese 14 tracks eigentlich als ganzes nur die erste seite. danach gibts es nochmal 9 tracks und die werden auf wikipedia als die death seite bezeichnet. kann man auch komplett auf bandcamp anhören

Telecaster

2017-08-04 15:24:45

Wächst und wächst!

Donny-

2017-07-21 17:12:03

Dem stimme ich nahtlos zu! Eine Wucht und ein verdammt beachtlicher, roter Faden.

Telecaster

2017-07-21 16:10:54

Nach dem ersten Durchlauf sag ich schon mal: Fett. Vielleicht ihre beste seit "(A) Senile Animal".

Telecaster

2017-07-20 18:30:00

Hört man eigentlich auch, dass der zweite Drummer weg ist, finde ich.

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