Broken Social Scene - Hug of thunder
Arts & Crafts / City Slang / UniversalVÖ: 07.07.2017
Endlich daheim
O Canada, we stand on guard for thee! Die Freude war groß, als Broken Social Scene – die im musikalischen Bereich locker mit zu den schönsten kanadischen Exporten zählen dürften – im März 2017 endlich ihre kollektive Rückkehr verkündeten. Nur allzu lang dauerte die Zeitspanne an, die seit dem 2010 veröffentlichten letzten Werk "Forgiveness rock record" vergangen ist. Wie passend, dass der erste Vorbote den Titel "Halfway home" verpasst bekam: Fast daheim waren sie mit der Single, während das dazugehörige Album "Hug of thunder" nun ungebremst die Tür einrennt. Broken Social Scene sind zurück, ein vertrautes Gefühl macht sich breit, gute Laune sowieso. Nur: Es hält sie nicht lange dort, stattdessen nehmen sie den Hörer an die Hand und ziehen ihn nach draußen, ins Abenteuer. Ins Leben.
"Halfway home" also, jene erste Single, ebnet den Weg nach einer anfänglich rein instrumentalen Einleitung namens "Sol luna". Einigkeit soll sie vermitteln, tatsächlich gibt es die volle Breitseite von überromantischer Wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Mentalität, ein ausladendes, dramatisches Helden-Epos: "Dreams change and I know that I'm gonna die / But I don't need what I know now / You were beautiful my love / I see what I wanna hear." Mit großen, verrückt anmutenden Gesten tanzt auch "Skyline" vor den Augen aller Anwesenden, zieht sich komplett aus und gewährt schamlos einen Blick auf sein Innerstes, Innigstes, Intimstes. Das wirkt sturzbetrunken vor Freude, vielleicht auch gar leicht verklärt mit rosaroter Brille und sowieso immer emotional – also genau so, wofür man Broken Social Scene schon immer liebte. Und weswegen man sie in den letzten Jahren so schmerzlich vermisste.
Die Irrfahrt durch sämtliche Gefühlslagen geht weiter. Das sehnsüchtige "Please take me with you" gibt sich etwas entspannter, fährt aber immer noch viel zu schnell durch die Nacht, stellenweise noch dazu auf der falschen Straßenseite. Macht nix. Der vornehmlich von Leslie Feist vorgetragene Titeltrack von "Hug of thunder" lässt die Karre hingegen lieber stehen, läuft barfuß über den noch immer lauwarmen Asphalt und findet sich pünktlich zum Tempowechsel in der Mitte in irgendeinem verrauchten Underground-Club ein. Dort macht sich anschließend das lärmende "Vanity pail kids" mit messerscharfen Gitarren und wild tobendem Schlagzeug breit, bis es vom zuckersüß-melancholischen Indie-Popper "Victim lover" auf den Tanzboden der Tatsachen zurückgeholt wird.
Und weil bei den Kanadiern schon immer Hippie-Tum auf Pomp traf, endet diese Comeback-Fete stilecht am Lagerfeuer im Morgengrauen, mit Feuerwerk in der Ferne: Das rhythmisch starke "Gonna get better" beendet die Nacht und läutet den neuen Tag ein, verspricht nebenbei "Things will get better / Because they can't get any worse" und reicht höflicherweise quietschbunte Taschentücher in Ahornblatt-Form zum Reinschnäuzen und/oder Wegwischen jeglicher Tränchen. "Mouth guards of the apocalypse" bringt den Hörer und sich selbst derweil in ein riesengroßes Wolkenbett und startet nach gut zweieinhalb Minuten dann doch noch eine wahnwitzige, über alle Maßen gehende Kissenschlacht. Immerhin gibt es danach garantiert keine Verluste zu vermelden: Am Anfang dieses Tages blicken ausschließlich Gewinner der kanadischen Sonne entgegen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Halfway home
- Skyline
- Hug of thunder
- Gonna get better
Tracklist
- Sol luna
- Halfway home
- Protest song
- Skyline
- Stay happy
- Vanity pail kids
- Hug of thunder
- Towers and masons
- Victim lover
- Please take me with you
- Gonna get better
- Mouth guards of the apocalypse
Im Forum kommentieren
Die Rückkehr des Kassengestells
2017-09-16 12:23:39
Brendan und Dimitri sind jedenfalls zwei unerträgliche Hipster. :D
Armin
2017-09-15 19:44:58- Newsbeitrag
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NEUES BROKEN SOCIAL SCENE VIDEO ZU "SKYLINE"
Liebe Freunde von City Slang,
das krachige Album "Hug of Thunder" ist das beste Broken Social Scene Album seit über zehn Jahren. Es ist sowohl ein lauter Abgesang auf den Zeitgeist, als auch ein Ruf nach Zusammenhalt und Solidarität. Aber gerade weil es sich weigert irgendwas anderes zu sein als BROKEN SOCIAL SCENE, trifft diese Kompromisslosigkeit von Kevin Drew, Brendan Canning und Co. den Nerv der Zeit. Zur Veröffentlichung des Albums im Juli folgte eine Europatour, das kanadische Kollektiv machte Halt beim Immergut, Primavera Sound, in der Londoner Brixton Academy usw. Nun steht eine große Nordamerikatour an und die Band kommt mit einem neuen Video zum Song "Skyline" um die Ecke.
Regie führte Kevin Drew höchstpersönlich, es geht um Freundschaft, Erdnussbutter und neben der Band selbst ist dort auch die Band FOREIGNER zu sehen. Das Video dokumentiert außerdem die Freundschaft von Brendan Canning und dem Fotografen Dimitri Karakostas. Zunächst befindet man sich inmitten eines Gruppentreffens, gemeinsam mit der Band Foreigner, bevor Brendan und Dimitri den Lead übernehmen und die geliebte Erdnussbutter anpreisen. Cut. Es geht weiter, die Kamera folgt Dimitri durch Toronto und dokumentiert seine Freundschaft zu Brendan. Klingt weird? Ist es auch, aber auch sehr unterhaltsam.
"Hug Of Thunder" Pressestimmen:
„‚Hug of Thunder‘ ist das bisher größte Meisterstück dieses Experimentalkollektivs.“ Süddeutsche Zeitung
„Das gerade mal fünfte Studioalbum seit dem Debüt von 2001 […] bietet genug wuseliges Chaos und kreativen Wahnsinn, um auch hohe Erwartungen an diese ungewöhnliche Band zu erfüllen.“ DPA
„Silberstreifen am Horizont, schwarze, sich auftürmende Gewitterwolken, aber auch ein Filzelchen unschuldiges Blau - ein Himmel voller Drama […] Broken Social Scene setzen wunderbare Gefühle frei, sie rollen an wie eine donnernde Umarmung.“ taz
„…das ist eine Offenbarung“ Intro "SPEKTAKEL DER AUSGABE
„Ein Füllhorn des Guten und Schönen, kredenzt von den Initialzündern des kanadischen Indie-Booms: Pompöser Pop, gegen den Pessimismus!“ Musikexpress
„Broken Social Scene jedenfalls flankieren das mit einem sehr energetischen, sommerlichen Protestalbum gegen Resignation und Depression.“ Spex
„Nach siebenjähriger Pause zeichnet die bedeutendste Musikkommune Kanadas wieder angenehm entrückte Wimmelbilder.“ Visions
„…zwischen Eingängigkeit und Experiment, Aufruhr und Empfindsamkeit.“ Rolling Stone
MopedTobias (Marvin)
2017-08-26 10:25:59
Wenn "wir" etwas nicht brauchen, dann ist es von Arcade Fire "befreit" zu werden, lol.
dreckskerl
2017-08-26 01:16:28
Zu anderer Stunde wüsste ich dann zu gerne, was inhaltlich für dich sehr weit links bedeutet?
An Achim
2017-08-26 00:43:58
Rufst Du sonst gleich wieder dazu auf Leuten Bier ins Gesicht zu schütten?
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