Angelika Express - Angelika Express
Paul! / ZombaVÖ: 10.03.2003
Einfach Rockmusik
Das wurde aber auch Zeit! Deutschsprachiger Rock neigt seit Jahren zu verkopften Keyboard-Orgien, hintersinnigem Harmoniegeschwelge und intellektueller Avantgardebefriedigung. Angelika Express brechen mit dieser Tradition, spielen new-wavigen Punk'n'Roll und lüften die hohen Hallen kräftig durch. So simpel und eingängig, daß sie in allen Jugendheimen der Nation anstandslos akzeptiert würden, und trotzdem nicht so primitiv, daß nur die Dorfjugend das 16-jährige Haupt schütteln dürfte. Musik, die die Beine anspricht, ohne größere Umwege über das Denkorgan zu nehmen. Zündend statt zaudernd! Da lohnt sich sogar das Setzen von Ausrufezeichen in Musikrezensionen wieder.
Drei junge Herren im stilsicheren Anzug-Outfit: Da werden Erinnerungen an die ungezählten, englischsprachigen "The"-Bands der letzten Jahre wach. Und so ist es dann auch. Angelika Express versprechen unbändige Energie. Schlagzeug, Baß, Gitarre. Eine gehörige Portion Lo-Fi und Melodien, die genug Widerhaken haben, um noch tagelang die Ohrmuschel besetzt zu halten. Der Dreier besitzt alles, was nötig ist, um die Tanztempel der Republik auf dem falschen Fuß zu erwischen.
Und ganz wichtig: All diese lobenden Attribute werden nicht auf Kosten der Texte erkauft. Wer befürchtet, als Ausgleichzahlung für zügige Musik Platitüden, Albernheiten und Weltverschwörungstheorien erleiden zu müssen, wird angenehm enttäuscht. Angelika Express kommen zwar aus Kölner Gefilden, aber daß Karneval nur zeitlich in Nähe des Debüts fällt, zeigt sich schon darin, daß hier das große Vorbild Peter Hein (Fehlfarben, Family 5) bei "Verkaterter Dienstag" am Mikrophon mitackert. Auch die Absage an Berlin ("Du hast doch kein Ziel / Du hast doch kein Profil" aus "Geh doch nach Berlin"), tut der Sympathie keinen Abbruch. Im Gegenteil.
Sozialkritik und Alltagswelt mischen sich in überzeugender Weise, bei längerem Hören entdeckt man immer neue Ebenen, und eine charmante Portion Selbstironie nimmt dem Ganzen die gallige Spitze. "Was stehn wir noch hier rum / Verkaufen uns für dumm / Warum können wir uns / Nicht mal amüsieren?" Da verzeiht man auch gerne, daß sich die Platte bei 15 Songs zum Ende hin etwas abnutzt. Die Jungs zeigen uns ganz sicher den richtigen Weg.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Teenage Fanclub Girl
- Verkaterter Dienstag
- Viertel nach vier
Tracklist
- Selbsthypnose
- Eigentlich eigentlich
- Geh doch nach Berlin
- Jetzt
- Pornographie
- Tennage Fanclub Girl
- Schnippschnapp
- Verkaterter Dienstag
- Paul muss sterben
- Senden
- Viertel nach vier
- Neue Mitte
- Francois Truffaut
- Damals im Weltraum
- Zieh dich wieder an
Referenzen
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