Die Toten Hosen - Laune der Natur

JKP / Warner
VÖ: 05.05.2017
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Altkleidersammlung

Irgendwann war er vermutlich einer der meistgehassten Musiker Deutschlands, von gewissen so genannten "besorgten Bürgern" vielleicht einmal abgesehen. Aber auch Campino hat alles dafür getan, auch den wohlmeinendsten Kritikern formvollendet auf den Nerv zu gehen, gab es doch kaum eine Talkshow, in der der Düsseldorfer mit dem ausgeprägten Sendungsbewusstsein nicht früher oder später auftauchte. Und dass sich die Single "Tage wie diese" nicht nur die Charts für geraume Zeit von oben ansehen durfte, sondern dauerhaft auf so ziemlich jeder Landfrauentagung zwischen Helene Fischer und Michael Wendler dudelte und sogar die CDU auf der Wahlparty nach der Bundestagswahl 2013 dazu schunkelte, hat auch nicht gerade zur Glaubwürdigkeit der Toten Hosen im Allgemeinen und ihres Frontmannes im Speziellen beigetragen. Auch wenn selbiger umgehend zu Protokoll gab, dass die Kanzlerin höchstpersönlich hinterher Abbitte geleistet habe.

Eine neue Platte der Toten Hosen also. Mit diesen Randbedingungen und der eher mittelguten Vorab-Single "Unter den Wolken" feinste Verriss-Garantie, oder? Kurz "1, 2, 3, 4" angezählt, und plötzlich bricht "Urknall" wie ein solcher über die Hörerschaft hernieder. "Champagner, Empfang da - was soll das? / Wir wollen zurück auf den Bolzplatz" – zwar kann man diese Sehnsucht nach der ungestümen Jugend auch belächeln, der Song jedoch brettert derart harsch durch die Boxen, als befänden wir uns wieder in der seligen Frühzeit der Band. Damals, als bekanntermaßen alles besser war und laut dem Bandklassiker "Das Wort zum Sonntag" die Bewegung noch Wut hatte.

Zornig wirken Die Toten Hosen allerdings kaum noch. Einzig "Pop & Politik" spricht noch einigermaßen gehässig diversen Musikerkollegen die Glaubwürdigkeit ab, wenn sie ihr politisches Engagement in Musik kleiden. Böse Zungen könnten jetzt möglicherweise behaupten, dass es sich hier um ein Selbstgespräch handelt, aber das ist wahrlich nur infame Unterstellung. Ansonsten jedoch gibt sich "Laune der Natur" in der Tat erstaunlich oft selbstreflektiert, richtet häufig den Blick so zurück, wie es eine Band 35 Jahre nach der ersten Single halt so tut. Da witzelt Campino, dass seine letzte Fahrt mit dem "ICE nach Düsseldorf" gehen solle, einfach um noch ein letztes Mal schwarzfahren zu können. Aber die Band stellt eben auch nicht ohne Wehmut fest, wie sich die Geburtstagsfeiern des Kollegen Breiti im Laufe der Jahre so verändert haben. Wie es mit fast 55 Jahren nun einmal so ist.

Zwei Songs gehen allerdings richtig unter die Haut. Zum einen das dem verstorbenen Manager und Mentor Jochen Hülder gewidmete "Eine Handvoll Erde", zum anderen der zu Tränen rührende Abschluss "Kein Grund zur Traurigkeit", das vom Soloalbum des ebenfalls verblichenen Ex-Schlagzeugers Wolfgang "Wölli" Rohde stammt. Rührend deshalb, weil Die Toten Hosen kurzerhand die originalen Gesangsspuren zur Hand nahmen, auf denen Wölli wie ein rheinischer Johnny Cash knarzt: "Ich hab Blut von Dir im Herzen / Das ist alles, was mir bleibt / Sehnsucht nach Dir in meinem Herzen / Lange noch kein Grund zur Traurigkeit." Eher sollte man allerdings eine Träne darüber verdrücken, dass es den Toten Hosen offensichtlich nicht mehr gelingt, ein Album zu produzieren, das diese Klasse durchgängig halten kann. Denn einen Reggae-Schunkler wie "Wannsee" braucht nun wahrlich niemand, ebensowenig die völlig trivialen Songs "Energie" oder "Alles passiert". Dennoch ist "Laune der Natur" vor allem in Hinblick auf den polarisierenden Frontmann über weite Strecken erstaunlich passabel geraten, schaut oftmals zurück und hinterfragt die Dinge. Politisch waren Die Toten Hosen selten, und vielleicht hätte man in Tagen wie diesen auch einmal klare Kante von den Düsseldorfern benötigt. Doch als Alterswerk, wenn man das im Punkrock sagen darf, kann "Laune der Natur" durchaus überzeugen.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Urknall
  • Wie viele Jahre (Hasta la muerte)
  • Kein Grund zur Traurigkeit

Tracklist

  1. Urknall
  2. Alles mit nach Hause
  3. Wannsee
  4. Unter den Wolken
  5. Pop & Politik
  6. Laune der Natur
  7. Energie
  8. Alles passiert
  9. Die Schöne und das Biest
  10. Eine Handvoll Erde
  11. Wie viele Jahre (Hasta La Muerte)
  12. ICE nach Düsseldorf
  13. Geisterhaus
  14. Lass los
  15. Kein Grund zur Traurigkeit
Gesamtspielzeit: 50:51 min

Im Forum kommentieren

kapomuk

2019-01-01 22:47:46

Das Übliche auf gutem musikalischem Niveau

Mister X

2018-05-12 03:11:34

bin auf die single b seiten gespannt. sind bei den hosen ja immer ein kleined highlight

Armin

2018-05-11 18:17:49- Newsbeitrag


Neue Single und Video „Laune der Natur“
Fast auf den Tag ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres aktuellen Albums koppeln Die Toten Hosen den Titelsong „Laune der Natur“ als vierte Single aus. Das Lied, das stark an Sommer und Reggaegroove erinnert, ist vom ersten Moment an einer der Lieblingssongs des Publikums bei den Livekonzerten gewesen.
Mit dem Longplayer konnte die Band nicht nur einen Jubiläumserfolg feiern – es war ihr zehntes Nummer Eins-Album –, sie belegten auch zeitgleich in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Spitzenplätze der Longplaycharts.

Die Live-Premiere erlebte das Album mit einer Vielzahl von Headlinerauftritten bei den größten Festivals im deutschsprachigen Raum. Ende 2017 legten Die Toten Hosen dann mit der „Laune der Natour“ und 25 ausverkauften Konzerten vor insgesamt 250.000 Fans richtig los. Diese Tour geht 2018 weiter: 24 Auftritte in Stadien und Open Air-Locations stehen für Deutschland, Österreich und die Schweiz auf dem Plan. Auch hier sind die Zahlen wieder rekordverdächtig, viele Konzerte sind bereits ausverkauft. Eine Million Fans werden die Toten Hosen bis zum letzten Konzert der Tour live erlebt haben.

Die Toten Hosen sind einzigartig. Ihr langanhaltender Erfolg ist dafür ein Beweis: So sind nicht nur viele Fans der ersten Stunde ein Leben lang dabei geblieben, sondern es kommen ständig neue Supporter jeden Alters dazu. Die Band schafft es wie kaum eine zweite, mit ihren Liedern Menschen der unterschiedlichsten Altersgruppen und Gesellschaftsschichten zu begeistern.
„Es ist ein Privileg für uns, dass die Leute nach 35 Jahren noch immer an uns Hosen und unseren neuen Liedern interessiert sind. Wir sehen es als Teil unserer Existenzberechtigung, dass sich die Menschen heutzutage immer noch mit unserer Musik auseinandersetzen und auch darüber streiten“, so Sänger Campino über das derzeitige Selbstverständnis der Band.

Das ungewöhnliche Video des Regisseurs Antonin Pevny zu „Laune der Natur“ präsentieren wir hier:
„Laune der Natour“-Open Air in Minden mit 40.000 Fans jetzt ausverkauft! Nur noch Karten für wenige Konzerte erhältlich:
In einigen Tagen geht’s los, wer dabei sein möchte, sollte sich sputen, die meisten Stationen sind ausverkauft. Hier ist der Überblick wo es noch Rest-Tickets gibt. Karten gibt es im Bandshop unter www.dth.de oder an allen Vorverkaufstellen.

Laune der Natour 2018
18.05.2018 Lux-Esch-Alzette - Rockhal (AUSVERKAUFT)
20.05.2018 Braunschweig - VW-Halle
24.05.2018 Essen - Stadion Essen (AUSVERKAUFT)
25.05.2018 Essen - Stadion Essen (AUSVERKAUFT)
01.06.2018 Hannover - Expo Plaza (AUSVERKAUFT)
02.06.2018 Dresden - DDV-Stadion (AUSVERKAUFT)
07.06.2018 Berlin - Waldbühne (AUSVERKAUFT)
08.06.2018 Berlin - Waldbühne (AUSVERKAUFT)
10.06.2018 München - Rockavaria
14.06.2018 AT-Nickelsdorf - Nova Rock
16.06.2018 Bremen - Bürgerweide
21.07.2018 Stuttgart - Cannstatter Wasen (AUSVERKAUFT)
22.07.2018 Cuxhaven - Deichbrand
15.08.2018 Hamburg – Trabrennbahn Bahrenfeld (AUSVERKAUFT)
18.08.2018 Freiburg - Messe Open Air
25.08.2018 Luzern - Allmend
31.08.2018 Gräfenhainichen - Ferropolis
01.09.2018 Minden – Weserufer (AUSVERKAUFT)
07.09.2018 Bayreuth - Volksfestplatz
08.09.2018 Mannheim - Maimarktgelände
14.09.2018 Bosen - Festwiese Am Bostalsee (AUSVERKAUFT)
15.09.2018 Bosen - Festwiese Am Bostalsee (Zusatzkonzert)
12.10.2018 Düsseldorf - Esprit Arena (Zusatzkonzert)
13.10.2018 Düsseldorf - Esprit Arena (AUSVERKAUFT)

jones

2017-07-11 14:44:51

Herr Bellman, ihr persönlicher geschmack interessiert keinen

Mister X

2017-05-17 17:32:29

@Till
Vor dem Tage wie diese Hype fanden die Meissten das Album auch noch gut. Also nichts drauf geben.

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