Lacrimosa - Echos
Hall Of Sermon / WarnerVÖ: 27.01.2003
Das Nichts hinter der Stille
Musik kann gefallen - und sie kann mißfallen. Die Ursachen sind vielfältiger Natur. Abweichung vom persönlichen Geschmack? Kein Problem, dürfen halt andere genießen. Langweilig? Auch in Ordnung, gibt ja Abwechslung genug auf dem Markt. Musik kann aber auch eine kritische Grenze erreichen. Sie kann schmerzen. Sie kann einen ärgern. Sie kann einem den ganzen Tag vermiesen. Lacrimosa schaffen das. Mit "Echos" ruinieren sie einen Tag, der noch von einer Lohnsteuerrückzahlung getoppt werden könnte. Und sie schlagen heimtückisch zu: Mit einem Intro, das sich gemeingefährlich in die Hörgänge schleicht, locken sie den Konsumenten in die Tiefe eines abgrundtiefen Schlunds. Dort ist es kalt - und fies - und furchtbar nervig.
Der Auftakt erfordert Geduld: "Kyrie" ist ein fast nicht enden wollender Bombastbrocken, gut verdaulich allerdings. 12:42 Minuten zumeist wohltuende Klänge. Mit Streichern und allem, was zu einer Klassikeröffnung dazugehört. Liegt gar nicht mal quer im Magen. Gelungene Eröffnung eines dann im ewigen Grauen endenden Silberlings. Wenn Tilo Wolff in "Durch Nacht und Flut" erstmals die Kehle zum "Gesang" anstrengt, sind Vokalhopfen und Malz verloren - Kermit, übernehmen Sie! Spätestens "Ein Hauch von Menschlichkeit" erinnert streckenweise an den grünen Freund aus dem Fernsehen.
Und erst diese Texte. Wenn Pathos mit Kitsch verwechselt wird, entstehen eher humoristische Einlagen als ernstzunehmende Stücke. Und irgendwann muß mal jemand auf die Idee kommen, dem Kollegen Wolff mitzuteilen, daß seine stimmliche Partnerin Anne Nurmi ihm um Längen überlegen ist. Da wäre dann sogar noch was zu retten in Sachen Lacrimosa. Die Frau kann singen, sie hat Stimme. Das sollte doch ausreichen, um hier einen Austausch vorzunehmen. Schließlich stürmt bei Bayern ja auch nicht der Busfahrer.
"Aus der Stille, aus dem Nichts" ("Eine Nacht in Ewigkeit") kommt also "Echos" hervor. Man wünschte, dort wären sie geblieben, die dunklen Gestalten. Schiebt man "Kyrie" und die Stimme von Anne Nurmi auf die Positivliste, bleibt im negativen Bereich einfach deutlich zu viel aufgelistet, als daß ein Fünkchen Hoffnung entstehen könnte. Wenn "Echos" eine Momentaufnahme aus der Gothic-Welt des Jahres 2003 darstellt, dann möge die Zeit rasch vorwärts schreiten. "Die Schreie sind verstummt" lautet die letzte Weisheit der Scheibe. Das wurde aber auch Zeit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Kyrie
Tracklist
- Kyrie
- Durch Nacht und Flut
- Sacrifice
- Apart
- Ein Hauch von Menschlichkeit
- Eine Nacht in Ewigkeit
- Malina
- Die Schreie sind verstummt
Im Forum kommentieren
Oliver Ding
2003-04-16 21:22:26
Schau mal hier rein.
Bert
2003-04-16 21:16:23
Hab grad noch einmal ein paar andere Rezensionen gelesen.Gibts bei euch auch Musik,die halbwegs ungeschoren wegkommt???
Bert
2003-04-16 20:48:11
@ Oliver Ding: Ich gebe dir recht.Ich hab vorhin in der ersten Rage etwas überreagiert.Natürlich hat Torbens Meinung ebensoviel Daseinsberechtigung wie meine.Ich finde die Rezension deshalb nicht besser,aber ich bin als Lacrimosa-Fan wohl ebeso sehr voreingenommen wie Torben als offensichtlicher "Antifan" dieser Band.
ann
2003-04-16 20:19:40
obwohl, äh... die cd mist ist. *g*
Oliver Ding
2003-04-16 20:10:36
Der einzige Satz,dem ich zustimme,ist,daß sicherlich nicht jedem die gleiche Musik gefällt
Exakt das ist die Qualifikation dafür, die Scheibe in Grund und Boden zu schreiben. Denn deutlicher kann man wohl kaum schreiben, daß es auch andere Ansichten geben kann, die genau so ihre Berechtigung haben wie die von Torben.
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