Soulwax - From Deewee

PIAS / Rough Trade
VÖ: 24.03.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Drum's not dead

"From Deewee" ist nicht das, was man von Soulwax erwartet hat. Und erwartet haben viele eine Menge. Weil es, verdammt noch mal, das erste richtige Studioalbum der Belgier seit geschlagenen 13 Jahren ist. Der Nachfolger zu den legendären Elektro-Rock-Fusionen "Much against everyone's advice" und "Any minute now". Mit Hits wie "Conversation intercom", "NY excuse", "Accidents and compliments" und – ach, lassen wir das. Denn zu keiner Sekunde schickt sich "From Deewee" an, irgendwelche Erwartungshaltungen in Betracht zu ziehen. Klar, Soulwax waren schon damals gern Querulanten, für jedes pfeffrige "Any minute now" gab es auch ein kühles "Compute". Aber selbst in diesem Kontext ist die eisige Eigensinnigkeit von "From Deewee" bemerkenswert. Mit starker Betonung auf den Drums rauschen die ersten fünf Tracks sperrig vorbei, ohne dass so etwas wie ein Refrain zu vernehmen wäre. Auch danach wird zumindest kein Stück als Single die Disco aufmischen. Ein Track heißt im Übrigen "The singer has become a deejay", nur so als Hinweis.

"From Deewee" ist genau das, was man von Soulwax erwarten konnte. Dass sie auf eingänge Rock-Hybride keinen Bock mehr haben, deuteten 2005 die "Nite versions" oder später die unter einem wahnsinnig umständlichen Titel gesammelten Remixe an – ganz zu schweigen von der Nebentätigkeit als 2 Many DJ's oder gleich als mehrere verschiedene Bands auf dem "Belgica"-Soundtrack. 2017 will das Gespann alles andere als eine Rockband sein, und "From Deewee" ist nicht umsonst nach dem Entstehungsort benannt – es ist eine Studiokreation durch und durch. Zur Promo wurde das ganze Album noch einmal als Einzeltrack geliefert, denn genau darum geht es: das Ding am Stück hören. Die Songs sind selten Songs zu nennen, eher Movements, die miteinander verwoben sind. Die virtuose Percussion ist dabei der klare Star der Platte und ihr durchgehendes Motiv, überall trommelt und hämmert es in den Gehörgang. "Drum's not dead" heißt das Album wohl nur deshalb nicht, weil es den Titel schon gibt.

"From Deewee" hat keine Hits. "Conditions of a shared belief" oder "Is it always binary" funktionieren beispielsweise kaum als alleinstehende Stücke. Selbst wenn innerhalb eines Tracks eine Entwicklung durchlaufen wird, bleibt das doch weit weg von jeglicher in sich gekapselter Spannungskurve. Ansatzweise zugänglich wird es ohnehin nicht, bevor "Do you want to get into trouble?" mal etwas auffährt, das man als Hook bezeichnen könnte. Und darauf die besten Minuten des Albums folgen, wenn "My tired eyes" und "Trespassers" als entspannte, wunderbare Comedown-Phasen das wahrhaft monolithische "Transient program for drums and machinery" umranden. Noch so ein bezeichnender Songtitel übrigens, der das pulsierende Geschehen hier beschreibt.

"From Deewee" ist der Hit. Nein, nein, nicht im klassischen Sinne. Nicht wenige dürften sich nach den nur spärlich gesähten Lückenfüllern seit "Any minute now" etwas Bombastischeres und Größeres gewünscht haben – oder wenigstens etwas leichter Verdauliches. Aber je mehr die Platte auf dem Teller rotiert, je öfter man in den kruden Kreationen der Dewaele-Brüder versunken ist, umso mehr erschließt sich das Gesamtbild. Man muss über die eigene initiale Erwartung lachen und akzeptiert, ja feiert sogar "From Deewee" als das, was es ist: Ein von Drums, Psychedelik und Spleenigkeit durchzogener Trip, der mächtig Laune macht. Deshalb ist auch ein dritter Songname programmatisch: "Masterplanned".

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Masterplanned
  • My tired eyes
  • Transient program for drums and machinery
  • Trespassers

Tracklist

  1. Preset tense
  2. Masterplanned
  3. Missing wires
  4. Conditions of a shared belief
  5. Is it always binary
  6. Do you want to get into trouble?
  7. My tired eyes
  8. Transient program for drums and machinery
  9. Trespassers
  10. The singer has become a deejay
  11. Here come the men in suits
  12. Goodnight transmission
Gesamtspielzeit: 48:57 min

Im Forum kommentieren

emhead

2022-06-30 08:31:57

Immer noch....ja.
Nehm ich als Referenz für eigene Songs.
Zeitlos geile Platte.
Und überhaupt...Soulwax.

Quirm

2021-04-13 16:21:39

Ja, sehr geil....danke fürs erinnern. Muss ich mal wieder hören.

The MACHINA of God

2021-04-13 16:08:02

Geiles Album. Die Drums, alter. Das macht so Spaß, am meisten der Part von "Is it always binary?" bis "Transient Program". Mehr davon!

Ach ja und lvie war dass göttlich!

The MACHINA of God

2020-07-21 20:44:12

Es gibt jetzt auf Spotify die "From Deewee Session Vol. 1".

The MACHINA of God

2018-06-23 02:12:34

Leg ich immer wieder gerne auf, die Pladde.

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